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Das Wort Mischkalkulation tauchte in meinem Bewusstsein wieder auf, als ich mich kürzlich mit einer Freundin über das Thema Nachhaltigkeit im Familienleben unterhielt. Ein Wort, das mich die letzten Wochen viel nachdenken liess – und zufriedener machte!
Inhaltverzeichnis:
Nachhaltige Lebensmittel
Mir persönlich fällt der Umstand sehr schwer, dass ich dieses Thema (wie so viele andere Eltern auch) nicht stringent durchziehen kann. Es geht alleine schon mit der Ernährung los: Am liebsten würde ich nur noch Bio, regional und saisonal kaufen. Das ist aber aus vielerlei Gründen nicht möglich. Zum einen aus rein organisatorischen Gründen (wir schaffen es nicht immer zum Bioladen bzw. können wir mit der wöchentlichen Lieferung der Biokiste keine ganze Woche abdecken), zum anderen ist es oft auch eine Preisfrage (Bio aus der Region ist um vielfaches teurer als Bio aus dem Ausland – aber Feldsalat aus Frankreich oder die ersten Erdbeeren aus Spanien haben eine weite Reise hinter sich). Zum dritten ist es auch eine Zeitfrage, sich mit Angebotsprospekten zu beschäftigen, zu den verschiedenen Hofläden in der Umgebung zu fahren und den Essensplan auf Angebot und Möglichkeit abzustimmen.
Ausserdem sind Bioprodukte in den regulären Supermärkten sehr oft in Plastik verpackt, was die Ökobilanz meiner Meinung nach nicht zum positven verändert. Angeblich aus dem Grund, diese Produkte von den konventionell angebauten zu unterscheiden, für mich aber ein riesiges Ärgernis. Kürzlich sah ich im Fernsehen einen Bericht über eine neueartige Kennzeichnung selbst ganz ohne Aufkleber: Das Biosiegel wird in die Schale gelasert ohne diese zu verletzen, sogenanntes „natural branding“ – ich wünsche mir sehr, dass sich das durchsetzt. Zumindest bei den Obst- und Gemüsesorten, die das Prinzip zulassen.
Nachhaltige Kleidung
Kleidung kann geliehen werden, z.B. bei Räubersachen (Kindoo hat bereits wieder dicht gemacht, Kilenda und Tchibo share ebenfalls fast zeitgleich Ende 2020 aufgehört), hier in unserer Großfamilie werden viele Dinge von Kind zu Kind oder an andere Familien weitergegeben (z.B. die hübschen und wirklich haltbaren Sachen von me&i, die ökologische Kleidung von Ulalue aus Naturtextilien, aber vor allem auch Babykleidung für die ersten Monate und Kinderjacken, Winterkleidung und Mützen, Schals etc) und manchmal bekommen wir auch abgelegte Kinderkleidung geschenkt. Schwangerschaftskleidung konnte ich in nunmehr 4 Schwangerschaften ordentlich auftragen, habe sie teilweise verliehen oder gebraucht gekauft oder weiterverkauft, sie lässt sich inzwischen aber auch teilweise bei o.g. Anbietern mieten.
Dennoch bleibt viel übrig, das regelmäßig neu gekauft werden muss: Socken, Unterwäsche, Leggings und Strumpfhosen bei den Kindern sind für mich inzwischen Verbrauchsgüter geworden, denn sie halten oft gerade mal eine Saison oder ein gutes Jahr beim (Klein-) Kind. Schuhe sind oft nach einer Saison durch, wobei Gummistiefel manchmal überleben. Mal ganz abgesehen von den unterschiedlichen Füssen der Kinder passt es nicht immer, aber gerade bei Sandalen auch öfter.
Hosen und Leggings (vor allem an den Knien sind viele ab Größe 98 einfach durch – beim Spielen hingefallen oder einfach nur durchgescheuert) und auch ein paar Oberteile (Essensflecken und Farbreste) sortiere ich regelmäßig aus, weil sie definitiv nicht mehr weiterzugeben sind.
Wir Eltern kaufen Kleidung meist sehr bewusst; vor allem bei Schuhen kann ich aufgrund meiner Füße (mit 43 sehr lang und schmal) nicht mal eben ein paar Paar mitnehmen oder klicken, sondern hege und pflege die, die ich meist teuer erstehe. Dafür dann aber auch wirklich lange trage und meist mit einem Tränchen im Auge entsorge, wenn es nicht mehr anders geht. Auch bei Kleidung habe ich aufgrund meiner Figur nur wenig Wahlmöglichkeiten im nachhaltigen Angebot; dafür trage ich aber auch die Dinge, die ich anschaffe, meist sehr lange. Nachdem mein Gewicht nun mehr oder weniger auf Vor- Schwangerschaftsgewicht zurück ist, trage ich wieder etliche Jeans und Oberteile, die ich schon lange vor den Kindern kaufte, also schon gut 10 Jahre alt sind.
Nachhaltig Leben & Wohnen
Wir verwenden Öko- Strom, haben fast alle alten Glühbirnen im neuen Haus durch Energiesparlampen ersetzt, der Mann hat sein Konto bei der GLS- Bank (dorthin wollen wir nun auch das Haushaltskonto umziehen) und bezüglich weiterer Sanierungsmaßnahmen achten wir sehr auf mögliche ökologische Alternativen.
Ich ärgere mich nach jedem Einkauf über die enorme Menge an Plastikmüll, die ich über die gelbe Tonne entsorge und versuche schon beim Kauf auf müllsparendere Alternativen zu achten, was aber oft nicht einfach ist. Obst & Gemüse kann man auch gut ohne Plastiktüte wiegen, wir haben immer Klappboxen und Stoffbeutel im Auto bzw. in der Handtasche, Milch und Joghurt gibt es hier sehr oft aus Glasbehältern (wobei das Durchspülen vor der Rückgabe ja wieder Ressourcen verbraucht) und doch schrumpft der wöchentliche Müllberg nur langsam.
Wir haben nur ein Familienauto und nutzen den ÖPNV per übertragbarer Monatskarte, im Ort erledigen wir fast alle Wege zu Fuß. Wir sprudeln unser Wasser selbst, nutzen eine 8- Kilo- Waschmaschine gerne nachts per Zeitvorwahl im Öko- Modus und trocknen die Wäsche nach Möglichkeit draussen.
Trotzdem: Das schlechte Gewissen bleibt!
Die Liste oben könnte ich noch um viele Punkte ergänzen und doch habe ich fast immer ein schlechtes Gewissen: Wir könnten noch so viel mehr tun! Wir könnten hier und dort verzichten, damit wir noch öfter wirklich gute Lebensmittel kaufen können. Wir könnten noch mehr Zeit investieren, um Einkäufe und Mahlzeiten zu planen oder um vielleicht auch selbst etwas anzubauen. Wir könnten unsere Lebensweise weiter umstellen, um noch mehr Müll zu vermeiden und Ressourcen zu schonen. Das macht mich sehr oft wütend und dann fühle ich mich so hilflos, weil ich gerne würde, es aber nicht klappt.
Denn im Familienleben mit 6 Personen, mit 2 Jobs und 2 Betreuungseinrichtungen geht einfach nicht alles! Unsere Ressouren sind auch limitiert: Zeit, Geld und Kraft stehen nicht unbegrenzt zur Verfügung.
Und damit komme ich wieder auf den Ausdruck der Mischkalkulation zurück, der mich das Thema inzwischen ein wenig gelassener angehen lässt:
Konventionell und regional ist für mich besser als Bio und importiert. Manchmal müssen es auch die Erdbeeren aus Spanien sein, weil die heimischen aus dem Rheinland noch nicht reif sind. Dafür kommen die Kartoffeln vom Acker aus der Nachbarstadt. Kürzlich musste ich auch das lang gewünschte Wendepaillettenshirt für die mittleren Kinder mitnehmen, dafür kauften wir die Kinderschuhe im Schuhladen drei Strassen weiter und erhalten damit Arbeitsplätze und die Vielfalt der Geschäfte im Ort. Die Kinder bekommen ab und zu ihre schrecklichen Zeitschriften mit Gimmick, müssen sich dafür aber inzwischen im Haushalt mit einbringen. Der Ranzen der Großen und auch die KiTa- Rucksäcke sind aus Recyclingmaterial, dafür shoppe ich auch mal günstige Blusen für mich bei Zalando und trage im Garten die Jacke meines Großvaters.
Es geht nicht alles auf einmal, aber im Kleinen und manchmal auch im größeren Stil!
Eine gute Mischkalkulation und das Bewusstsein für die Möglichkeiten machen es mir leichter, auch im Rahmen unserer aktuellen Situation weiterzumachen, ohne dabei den Spaß zu verlieren.
Spaß an gutem Essen, Spaß an fröhlicher Kinderkleidung/ gut sitzenden Bürooutfits und vor allem der Spaß am Großfamilienleben mit einer Nachhaltigkeit, die uns möglich ist. Jede gesparte Plastiktüte hilft, jede Stunde weniger Trockner. Es sind zwar oft nur viele kleine Dinge, aber die Masse macht es!
Hey dein Artikel gefällt mir super ich habe mich voll wieder gefunden darin. Genau so geht es mir auch mit dem schlechten Gewissen und doch muss ich mir sagen; besser so als gar nichts! Ich glaube auch es gibt nicht das perfekte „Nachhaltige Leben“, besser geht doch immer! Und doch arbeite ich daran unseren Familien Alltag (wir sind auch 6) Nachhaltiger zu gestalten. Und mich/uns immer weiter zu verbessern.
Ja, genau das ist es. Den Blick schärfen, aber auch abwägen, was in diesem Augenblick geht und was eben nicht!