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2 Monate Jobausstieg

Heute vor zwei Monaten war der letzte Arbeitstag vor meiner erneuten Elternzeit. Ein Tag, der es nochmal in sich hatte, an dem ich abends mit einem lachendem und einem weinendem Auge heimfuhr.

Was ich damals noch nicht wusste: Die erste Zeit daheim würde ich nicht alleine verbringen, sondern direkt wieder mit krankem Kind und diversen To-Dos.

Was ich auch nicht wusste: Nach einer Woche neuem Alltag hatte ich schon Ende Januar alle 3 KiTa- Kinder auf einmal rotzhustend daheim, dann hatte es mich schlimm erwischt mit Nebenhöhlen, danach ging es fast nahtlos weiter mit einem wirklich krassen fiebrigen Infekt für mich und ebenfalls  für alle 3 KiTa- Kinder.

Erst in den letzten Tagen des Februars waren alle wieder soweit fit, dass es so etwas wie Alltag und auch ein wenig Karneval gab.

Regenbogengemüse für die Karnevalsfeier in der KiTa (morgens schnell geschnibbelt)

Das Krankheitsthema war (m)ein sehr großes Pro- Elternzeit- Argument gewesen, dessen Größe und Gewicht haben wir nun alle wieder zu spüren bekommen – vor Weihnachten waren wir wirklich glimpflich davongekommen!

Wie oft dachte ich in den letzten Wochen: „Wie schön, daß wir nicht diskutieren müssen, wer daheim bleibt! Wie gut, daß ich nicht mit megaschlechtem Gewissen im Büro anrufen muss, um mich krank oder kindkrank zu melden!“

Am vergangenen Sonntag, dem Tag mit den schlimmen Sturmböen und dem eingestellten Zugverkehr, dachte ich ausserdem: „Wie schön, dass ich morgen keinen Arbeitsweg mit S-Bahn oder Regionalexpress und den vermutlichen Verspätungen/ Ausfällen vor mir habe!“

Ich gebe zu, als ich direkt mit krankem Kind zuhause meinen ersten Tag der Elternzeit beging, da war ich schon etwas enttäuscht. Ich hatte es mir so richtig ausgemalt, an diesem Tag wirklich nur Schönes zu machen, noch keine großen Projekte oder Putzaktionen zu beginnen, sondern (nur) etwas für mich zu tun. Nundenn, ich wusste aber: Kind(er) werden wieder gesund und dann mache ich es eben später. Denn dieses Mal habe ich Zeit, mehrere Wochen, sogar Monate und fast auch Jahre!!!

Der große Unterschied also:

Ich habe zwar insgesamt immer noch volle Tage (da ich einige Dinge vom Mann übernommen habe), aber es ist nur noch selten etwas wirklich Unaufschiebliches dabei. Früher war ich oft schlecht gelaunt, weil ein durchkreuzter Plan bedeutete, daß ich die Dinge wann anders dazwischenquetschen oder großräumig umplanen musste. Nicht oft saß ich nach meinen langen Arbeitstagen an den Kinderbetten, sehnte ihre Schlafgeräusche herbei, weil unten noch so einiges auf mich wartete. Wenn dann auch noch mehrfach nach Gesprächsaustausch/ Trinken/ Schnuller/ neuer CD whatever verlangt wurde, war ich nicht selten sehr schnell ungehalten. Alles andere würde sich noch weiter nach hinten in den Abend schieben und mein richtiger Feierabend wieder von meiner Schlafzeit abgehen. Die aber ist wichtig, damit ich fit bin und bleibe, aber ein wenig Entspannung vorher auch und ach, das war immer ein Zwiespalt. Und schlechtes Gewissen obendrein, weil ich die wenige Zeit mit den Kids doch geniessen musste!

Das aber entfällt jetzt komplett. Zwar muss ich mich noch oft daran erinnern weil die alten Denkmuster noch so drin sind; aber dieser Druck, dies und das noch heute erledigen zu müssen, weil es sonst morgen noch oben drauf kommt, der ist weg. Und das fühlt sich mindestens genauso gut an, wie sich wegen Krankheit nicht entschuldigen zu müssen!

Endlich Befriedigung :)

Und dann sind da noch so Kleinigkeiten, teilweise noch Unerledigtes von unserem Einzug, teilweise neue Reparaturen oder Instandhaltungsmaßnahmen, teilweise aber auch Dinge aus reinem Spaß an der Freud‘:

Ich werke und wirke nun im und um das Haus herum und fühle eine tiefe Befriedigung, wenn wieder etwas fertig ist. Wenn ich das mit meinen Händen Geschaffene zufrieden betrachte, auch Tage oder Wochen später, das ist so ein wunderbares Gefühl! Weil ichmeist schon Wochen vorher immer wieder darauf schaute und dachte „Da musst Du endlich mal…“ Immer und immer wieder schaute und dachte ich so. Ähnlich geht es mir meist im Haushalt oder in der Küche, doch da hält die Befriedigung nur von jetzt bis zum nächsten Zahnpastafleck am Abend oder bis alles aufgegessen ist *seufz*

Auch der jahrelang zu kurz gekommen Sport, den ich nach den langen Krankheitsphasen nun endlich wieder aufnehmen konnte, der befriedigt mich auch und auf eine gute Art und Weise. Aber hier muss ich ebenfalls noch üben in meinem Kopf, nämlich nicht gleich das Handtuch zu werfen weil ich wochenlang nichts tun konnte und nun beim ersten Mal scheinbar alles Training wieder weg ist – ist es nämlich nicht! Es dauert zwar so ein oder zwei Einheiten, aber dann bin ich schon wieder auf einem für mich zufriedenstellenden Level, von dem aus ich dann wunderbar weitermachen kann. Und nach einer Einheit geht es mir sowieso sooo gut, da fühle ich mich fast so wie damals nach einem Tauchgang, so seltsam ruhig und ausgeglichen und doch kraftvoll von innen heraus.

Ansprache und Austausch

Tja, die beiden großen Nachteile der Elternzeit: Wenn ich es nicht darauf anlege, habe ich außer dem Mann keinen Austausch von Angesicht zu Angesicht. Was man sonst im Büro mal eben so über das Regal/ in der Teeküche privat gequatscht oder im Meeting fachlich diskutiert hat, das fehlt natürlich. Wenn ich es darauf anlege, kann ich eine ganze Woche verbringen ohne mit jemand anderem zu reden außer Mann und Kindern (Supermarktkassierer*innen mal ausgenommen).

Das Internet wird zu meiner wichtigsten Verbindung nach draußen (ich sage nur soziale Netzwerke), die ich aber immer öfter auch zeitweise abschalten kann- ganz bewusst. Andererseits nutze ich es immer öfter auch am Abend zum Fernseh-/ Serienschauen, bekomme darüber so etwas einen „richtigen“ Feierabend und eine gewisse Routine hin. Außerdem forsche ich nun öfter nach, wenn mich ein Thema interessiert, über das ich etwas gesehen habe. Und mehr Zeit für andere Interessen ist nun auch: Eine Freundin zu treffen ist nicht mehr mit dem Verschieben von ToDos in die nächste Woche verbunden, sogar für einen Museumsbesuch war Zeit und Luft; vor allem genug Luft in meinem Kopf, um mich darauf einlassen zu können!

Ich merke, wie sich mein Alltag langsam entschleunigt und auch der Mann merkt, wieviel leichter der Alltag nun geworden ist.

Andererseits ist da immer noch die kleine Stimme in meinem Kopf: „Reicht das Geld wirklich aufs Jahr gesehen? Was ist, wenn Waschmaschine/ Spülmaschine/ Trockner kaputt gehen? Oder uns irgendwas am Haus kaputt geht? Muss ich das jetzt wirklich kaufen? [Nein, wir sparen das Geld lieber]“

Auch wenn wir vorher nicht verschwenderisch gelebt haben, so konnte ich mir doch das ein oder andere Mal etwas gönnen (den CoffeeToGo, den Pizzarunde für die ganze Familie, eine neue Bluse für mich, das süße Shirt für die Tochter). Darauf verzichte ich nun sehr oft, was mir nicht immer leicht fällt. Aber dann denke ich daran, wie wertvoll diese Zeit gerade zuhause ist und schon geht es mir so viel besser.


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