Dieser Urlaub ist komplett selbst bezahlt und meine Berichte sind in keinster Weise abgesprochen oder mit Vorteilen verknüpft
Montag | 05.07.2021
Die ersten 24 Stunden duften nach einem fremden Waschmittel und Pferdemist, klingen nach knarrendem Holz von Bett und Stiege und schmecken nach vielen leckeren Dingen, die es zuhause in dieser Häufung so nicht gegeben hätte.
Urlaub!
Es klappt am ersten richtigen Ferientag für mich besser mit diesem „ruhig machen“, es klappt sogar ausnahmsweise mit „sich mal mit dem Baby am helllichten Tag ins Bett legen“ und auf jeden Fall ganz gut mit ersten Kontakten, für klein wie auch groß.
Ich habe schon lange nicht mehr so viele Fremde ohne Maske gesehen!
Die 7jährige hat im Laufe des Tages 2 Hühnereier gefunden und uns in den Kühlschrank gelegt – neben die anderen gekauften Eiern aus der Eifelregion.
Ihre erste Reitstunde (=20 Min. Einzel) findet auf Zigaro an der Longe in der Reithalle statt. Dieses Leuchten in ihren Augen! Dieses Strahlen in ihrem Gesicht! Hach!
Allerdings vergaloppiert sich in den folgenden Tagen stets mein Kopf bei den Pferdenamen ein bisschen: Aus Zigaro macht er immer Zigarillo und ein Lucky Luke reitet schmauchend durch das Bild. Ein anderes Ross heisst Tekila und ich stelle mir die Namensfindung sehr feucht- fröhlich mit Zitrone und Salz, aber leider auch mit schlechter Ortographie vor. Oder einfach schlampig hingeschrieben. Aber das nur am Rande.
Die Älteste wird von der guten Seele des Hofes gefragt, ob sie die Kleintiere für die Nacht fertig macht. Hühner und Gänse einfangen und einsperren, Kaninchen und Katzen füttern, so etwas eben. Die Große übernimmt gerne diese Verantwortung und ich freue mich, dass es im Gegensatz zu den letzten Monaten freiwillig passiert.
Ich selbst stelle fest, dass es mit Krabbelkind auf dem Hof schwierig ist. Krabbeln in der Wohnung geht gut, draußen auf dem Hof dann besser nur Tragehilfe. Meine Knie finden das weniger toll, aber mein Rücken ist fein damit. Ich mäandere also mit Baby in Kopf- Kuss- Höhe über das Gelände, gucke mal bei dem Sattelplatz und unter der alten Kastanie was da so los ist, sehe nach den beiden freilaufenden Alpakas, halte Händchen beim Holzpferd oder passe auf die Mädels auf, die zum Gucken am halbhohen Tor der Reithalle hochgeklettert sind. Und dann wieder von vorne. Oder so.
Dienstag | 06.07.2021
Kitschiger geht es kaum: die Mädels werden gefragt, ob sie dabei helfen, auf einer Koppel Hufeisen zu suchen. Begeistert und laut schnatternd ziehen sie los. Ich bleibe zurück und hoffe auf ein paar Seiten in meinem Buch, sobald das Baby schläft. Vergeblich, aber es ist mir egal.
Endlich steht auch die nächste Reitstunde an; die Älteste und die 7jährige dürfen beide auf einem recht großen Pferd reiten. Groß für uns, nicht für die, die den Anblick gewohnt sind. Ich lese wahre Glückseligkeit in ihren Augenpaaren. Und den Wunsch nach mehr.
Der Mann bringt die 4jährige, die wegen ihres Infektes bzw. meiner Furcht, bei Verschlimmerung nicht genug Hände zu haben, vorerst daheim geblieben war. Doch wer zuhause mittlerweile über Tische und Bänke geht, kann auch Bauernhofluft atmen.
Wir zeigen ihnen alles, die 4jährige ist fast ein wenig erschlagen von den vielen Möglichkeiten und der Mann ist ein wenig neidisch, fährt dann aber doch ganz gerne heim in sein Strohwitwerdasein – ein Kind ist kein Kind, oder?
Am Abend fragt mich die bald 12jährige, ob sie später nochmal raus darf, die anderen Mädels würden eine Nachtwanderung machen. Mit klopfendem Herzen liege ich später im Bett und warte auf ihre Rückkehr. Glücklich schleicht sie sich zum versprochenen Zeitpunkt wieder in die Wohnung und erzählt mir flüsternd, was sie gemacht haben. Es war nicht viel und weit weg waren sie schonmal gar nicht, aber es war nicht minder aufregend.
Wenn heute keine Kindheitserinnerungen geschrieben wurden, dann weiß ich es auch nicht!
Vielen Dank für deinen Einblick.
Über die Namen der Pferde musste ich auch etwas schmunzeln.
Liebe Grüße