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Das ICSI- Vorgespräch

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Eine künstliche Befruchtung ist biologisch gesehen ein komplexer Vorgang. Dann stehen da noch auf der einen Seite diverse Gesetze, geltendes Recht und jede Menge Statistiken, auf der anderen die unterschiedlichen individuellen Voraussetzungen der Patienten_innen und die Vorgehensweise der jeweiligen Kinderwunschpraxis. Außerdem ist die körperliche, die seelische und auch die organisatorische Belastung nicht außer Acht zu lassen.

Ich für mich möchte diese ganz Prozedur nicht nur über mich ergehen lassen, sondern sie verstehen und aktiv mitgestalten. Schliesslich geht es dabei ganz viel um mich und meinen Körper!


Ein Vorgespräch hat nicht ausgereicht

Da die ICSI bei uns ja schon länger als nachfolgende Behandlungsmöglichkeit im Gespräch war, da inzwischen alle Zustimmungen der Krankenkassen und nach den drei Inseminiationen nicht nur genug Spermiogramme, sondern auch die Beratungsbescheinigung vorlagen, da mir das Prinzip durch die bereits ausgehändigte Broschüre eines grossen Arzneimittelherstellers und diverse Stunden in einschlägigen Foren und auf Blogs bekannt war, hatte ich vor allem Detailfragen.

Tja, auf der anderen Seite des Schreibtisches war man leider nicht so vorbereitet bzw. mit meiner Akte vertraut, das hat mich im Nachhinein echt geärgert. Auf einige meiner Fragen wurde zuerst allgemein geantwortet und auf meine erneute Nachfrage hin im PC nachgeschaut und die Antwort erweitert/ berichtigt.

Bei den nach dem Gespräch ausgehändigten Bögen zur Unterschrift/ zum Vertragsschluss stand aber noch so viel mehr drin, das ich als erklärt und verstanden bestätigen sollte, was überhaupt nicht angesprochen wurde.

Also saß ich 10 Tage nach Gespräch Nr. 1 nochmal für Gespräch Nr. 2 in der Kinderwunschpraxis; beide Male mit unterschiedlichen Arzt_innen.


Alles Folgende nur als Gedächtnisprotokoll/ aus eigener Erfahrung notiert und daher ohne Gewähr!

Immerhin habe ich es dieses Mal geschafft, die Erklärung über den reinen Eingriff ein wenig abzukürzen, OHNE dabei mein Gegenüber zu brüskieren. Denn die kurze Gesprächszeit muss gut genutzt werden und wurde später auch noch arg beschnitten durch o.g. Wiederholung von Fakten und Einsicht in die Unterlagen.

Die Erfolgsaussichten wurden angesprochen. Dafür lag das aktuelle Jahrbuch des IVF- Registers (hier als PDF) aufgeschlagen auf dem Tisch, wobei die Schwangerschaftsrate ja auch sehr von der Anzahl eingesetzter Embryonen abhängt und die Fehlgeburtsrate ja auch noch da ist. Auch der worst case, eine schwere Überstimulation (angeblich nur 1% der Fälle landen so im Krankenhaus) fand Erwähnung.

Ich liege mit 39 Jahren bei pi mal Daumen 30% Schwangerschaftsrate mit 2 eingesetzten Embryonen, einer etwa genau so hohen Fehlgeburtsrate und bei nur knapp 20% tatsächliche Geburten.

Bei den Wahlleistungen (siehe auch unten) wurde nur die für uns interessante Kryokonservierung angesprochen, wo ich dann direkt nachhakte. Da ab meinem 40. Geburtstag keine von beiden Kassen mehr etwas dazuzahlt, die Kryokonservierung aber sowieso eine Eigenleistung ist, könnten wir einen oder mehrere reguläre(n) Versuch(e) vorher ausschöpfen und nach meinem Geburtstag auf auf eingefrorenes Material zurückgreifen. Ein Auftau- Zyklus (Kryo- Zyklus) ist insofern auch viel schonender, da vorher keine Medikamente zur Stimulation gespritzt und keine Eizellen entnommen werden müssen. Aber es muss bei einem Frischversuch vorher genug Material übrig bleiben (mindestens 3 Eizellen sind sinnvoll, damit sich das Einfrieren lohnt), es wachen auch nicht immer alle beim Auftauen auf und von den Aufgewachten entwicklen sich einige dann auch nicht weiter.

Grundsätzlich wird in meiner Kinderwunschpraxis wohl nur im Vorkernstadium eingefroren, d.h. Samenzelle und Eizelle sind zwar zusammengebracht, haben sich aber noch nicht vereinigt.

Wie ich erst nach dem 1. Gespräch bei eigenen Recherchen nachlas: Das Embryonenschutzgesetz möchte nach Möglichkeit verhindern, dass Embryonen aufbewahrt werden. Nur in Ausnahmefällen dürfen Embryonen (das sind befruchtete Eizellen, die sich schon mit dem Spermium vereinigt haben) kryokonserviert werden. Vorkerne aber, d.h. Eizellen, in die ein Spermium eingebracht wurde und in denen sich die Zellkerne von Spermium und Ei aneinander schmiegen, aber noch nicht vereinigt haben, sind keine Embryonen und fallen daher wohl nicht unters Embryonenschutzgesetz. Geschickt, oder?

Nach dem 1. Gespräch fiel mir ausserdem auf: 2 Tage nach der Eizellentnahme werden der oder die Embryonen des Frischversuchs zurücktransferiert, aber eingefroren werden die Vorkerne ja schon kurz nach der Einbringung des Spermiums.

Wenn aber im Vorkernstadium eingefroren wird, ist doch noch gar nicht sicher, ob sich Samen- und Eizelle überhaupt vereinigen wollen oder teilen?

Dann sollen auch noch so viele Eizellen vorhanden sein, dass man mindestens 3 einfrieren kann (es wachen nämlich oft nicht alle Vorkerne wieder auf beim Auftauen) und dabei auch so viele für den Frischtransfer übrig bleiben, auch wenn sich einige vielleicht gar nicht mehr weiter entwickeln. Bei ganz großem Pech hat man also genug Vorkerne, lässt davon einen Teil einfrieren und aus den restlichen entwickelt sich nix.

Wie es im 2. Gespräch hiesse, würde das Labor nur einfrieren, wenn es auch wirklich sinnvoll sei. Man müsse dem Labor da schon vertrauen, dass dann nacher auch die gewünschte Zahl Embryonen zum Frischtransfer übrig bliebe – passieren könne natürlich trotzdem was, aber das sei eher selten.

Uns wurde ganz am Anfang in der Kinderwunschpraxis eine Broschüre eines großen Arzneimittelherstellers ausgehändigt mit den Abläufen von IUI, IVF und ICSI. Der dort aufgezeigte „deutsche Mittelweg“ bei der Kultur von Vorkernen und Embryonen bis zur Blastozyste würde aber von meiner Kinderwunschpraxis gar nicht verfolgt werden bzw. verfolgt werden dürfen, wenn ich das im 2. ICSI- Vorgespräch richtig verstanden habe. [Aber warum wird uns diese Broschüre dann an die Hand gegeben?! Sie war bisher unsere einzige Entscheidungshilfe!]

Ich las in Foren von so vielen Frauen, die noch mehrere Blastozysten (Wahlleistung, siehe unten) eingefroren hätten und erwähnte dies. Darauf hin hörte ich auf Nachfrage, dass diese wohl in anderen Bundesländern wohnen würden. Im Ausland würde man sogar alle befruchteten Eizellen bis zur Blastozyste weiterlaufen lassen können, hier in Deutschland sei das aber ganz und gar nicht erlaubt. Aber wieso weshalb genau das jetzt auch noch von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich sei, das wollte/ konnte ich nicht erfragen, weil mein Gegenüber schon wieder zur Uhr schaute.

Auf der Homepage meiner Kinderwunschpraxis fand ich jetzt im Nachhinein den Passus, dass man angeblich nur 3 befruchtete Eizellen bis in das Stadium des Embryos bringen dürfe und diese schon als Vorkern (!!!) auswählen müsse. Das gilt dann also auch für unseren Frischtransfer. Andererseits steht dort auch, dass man für eine Blastozyste (das ist eine Zusatzleistung – siehe unten) mit mindestens 5 befruchteten Eizellen in der Kultur anfangen müsse, weil dann pi mal Daumen eine Blastozyste am Ende übrig bliebe (da wären wir wieder beim deutschen Mittelweg aus der Broschüre, den aber die Praxis angeblich nicht verfolgt).

Puh.

Ich bin fast verwirrter als vorher, weil ich weder den rechtlichen Teil noch die Auslegung verstehen und nachvollziehen kann. Aber ich kann das auch gerade alles nicht recherchieren, dafür fehlen mir einfach die Zeit und inzwischen auch die Kraft. Aber dieser Artikel hier im Frauenarzt von 2015, der bestätigt mich in meinem diffusen Gefühl, dass die Weise der Kultivierung und der Kryokonservierung auch oft „Auslegungssache“ ist.

Dem Labor einfach mal vertrauen. Fällt mir sehr, sehr schwer.

Aaaaber: Ich muss ja erst einmal so viele Eizellen haben, die auch noch reif sind. Im 2. Gespräch gab es auch dazu (ganz ungefragt) eine Zahl: So 5 bis 6 Eizellen seien bei der Punktion schon ganz gut für meinen AMH- Wert . Daher sei das Risiko einer Überstimulation auch eher gering einzuschätzen.

Nachtigall, ick hör Dir trappsen! (hier ein kritischer Fachartikel im Ärzteblatt, dass der AMH- Wert gar nicht uneingeschränkt für eine Aussage über die ovarielle Reserve herangezogen werden könne)

Summa summarum heisst das für mich bzw. für uns: Wenn eh nur wenige Eizellen punktiert werden können, können wir die Kryokonservierung vergessen. Selbst wenn eingefroren werden kann, wachen nicht unbedingt alle Vorkerne wieder auf und ob sich die aufgetauten weiterentwickeln und eingesetzt werden können, ist auch nicht sicher. Selbst wenn etwas eingesetzt wird, stehen die Chancen auf eine Schwangerschaft etwas schlechter als bei einem Frischversuch. Also ganz viele Unsicherheiten gegenüber dem einzigen Vorteil, dass für einen Kryo- Transfer die körperliche Belastung fast gegen Null geht – die finanzielle Belastung für uns aber mindestens genauso hoch wie bei einem Frischversuch wäre.

Wir müssen uns also jetzt nur entscheiden, ob wir denn überhaupt einfrieren wollen würden und dann die Verträge über diese Zusatzleistung Einfrieren und Lagern unterschreiben. Bei einem negativen Ausgang könnten wir uns ohne Kryokonservierung ganz fürs Aufhören entscheiden oder noch eine 2. ICSI in Angriff nehmen, das würde zeitlich hinhauen.


Anamnese und vorausgehende Diagnostik

Kurz nochmal zu meinen Fakten:

  • 39 Jahre alt
  • 7 Schwangerschaften mit 2 unterschiedlichen Vätern, alle spontan entstanden
  • 4 Kinder (10 bis 3 Jahre alt) von 2 unterschiedlichen Vätern, alle spontan und komplikationslos entbunden
  • Zyklusmonitoring und Hormonwerte:
    • AMH- Wert: letzte Messung im Frühjahr 2019 lag bei 0,2 (Mai 2017 bei 0,3)
    • Schilddrüse: Wert war mal kurzzeitig zu hoch, ist inzwischen wieder soweit gesunken, dass er bei Kinderwunsch nicht behandlungsbedürftig ist
    • Alle anderen Hormonwerte sind okay
  • Untersuchungen:
    • Gebärmutterspiegelung im November 2017: ohne Befund
    • Wegen der existierenden Kinder wurde auf Eileiterdurchlässigkeitsprüfung, Bauchspiegelung (wegen Verwachsungen, Endometriose etc), Killerzellen (Biopsie der Gebärmutterschleimhaut), Überprüfung der Gerinnung und andere Untersuchungen verzichtet
  • 3 Inseminationen (IUIs) 2019 mit negativem Ausgang: Stimulation mit jeweils 50mg Clomifen und Auslösen des Eisprungs mit Ovitrelle

Zu den Fakten des Mannes:

  • 5 Schwangerschaften spontan gezeugt und 3 gemeinsame Kinder
  • Etliche Spermiogramme, stets mit eingeschränkter Beweglichkeit, aber zuletzt immer mit ganz annehmbarer Anzahl

Welches Stimulations- Protokoll und welche Medikamente?

Was ich erst im 2. Gespräch erfragte: Aufgrund der körperlichen Belastung wird nach jeder ICSI mindestens ein Zyklus pausiert.

Heisst für uns wegen Weihnachtsferien: Mit den 3 ICSIS, die die Krankenkassen bezuschussen, wird es definitiv knapp bis zum meinem 40. Geburtstag im Februar 2020. Andererseits muss die letzte ICSI nicht an meinem 40. Geburtstag beendet, sondern begonnen sein, d.h. Zyklustag 1 muss einen(!) Tag vor meinem Geburtstag liegen.

Aufgrund meines Alters und des sehr geringen AMH- Wertes wird das Antagonisten- Protokoll genommen. Das heisst, ich muss erst im aktuellen ICSI- Zyklus mit den Medikamenten anfangen und nicht schon im Zyklus davor meine eigenen Hormone mit Medikamenten runterfahren. Das bedeutet aber auch, dass parallel zur Stimulation ein vorzeitiger Eisprung verhindert wird, ich also ab Zyklustag 3 zuerst eine Spritze zur Stimulation, dann nach einigen Tagen noch eine zweite Spritze zur Unterdrückung des Eisprungs haben werde. Insgesamt schienen beide Ärzte nicht festgelegt zu sein, mit welcher Art von FSH (oder ob gar zusammen mit LH) stimuliert werden soll. Aus Blogs und Foren weiss ich, dass dies gar nicht so ungewöhnlich ist und die erste IVF/ ICSI eine Art Test ist, ob und wie gut man auf ein Präparat/ einen Wirkstoff anspricht.

Hier ist weiter untem im Text eine kleine Übersicht der verschiedenen Wirkstoffe bzw. Medikamentennamen für Stimulation, die Unterdrückung des Eisprung, das Auslösen usw. eingebunden. Ausserdem sind dort die verschiedenen Protokolle in Abbildung Nr.2 gegenübergestellt.

Medikamentenbezug aus dem Ausland habe ich auch angesprochen, das sei kein Problem, das müsse man nur im Vorfeld wissen, weil dementsprechend die ausländischen Medikamente aufgeschrieben werden würden. Inzwischen haben wir auch die schriftlichen Zusagen beider Krankenkassen, dass wir im Ausland bestellen dürfen und es erstattet wird (mit einer Bearbeitungsgebühr und natürlich auf eigene Kappe, sollte während des Transports etwas passieren).

Um mit der Erstattung wirklich sicher zu gehen, sollte man sich die Zusagen der Krankenkass(n) unbedingt vorher einholen!

Um möglichst viel zu sparen, könnte man aus dem Ausland statt praktischen Fertig- Pens normale Spritzen mit bereits aufgezogenem Lösungsmittel und Pulver zum Anmischen verwenden.

Ich würde dann also nicht nur Medikamente im Wert von über tausend Euro kindersicher verwahren, sondern etwa 10 bis 14 Tage lang jeden Abend um die gleiche Uhrzeit die Ruhe und den Platz brauchen, um die Lösung herzustellen, aufzuziehen und dann die notwendige Überwindung aufbringen, mir diese in die Bauchfalten zu rammen. Alternativ gäbe es die wesentlich teureren Pens, bei denen nur die Nadel und ggf. auch die Kartusche mit dem Medikament gewechselt werden würde.

Nach einigen Tagen mit nur dieser einen Spritze wird dann auch noch eine zweite zur Eisprungunterdrückung notwendig.

Immerhin ist dieser Eisprung- Unterdrücker hier wie im Ausland eine kleine fertige Spritze – so wie die Thrombosespritzen, die ich mir nach meinen beiden Venen- Operationen immer für 3 Tage in die Bauchfalte geben musste.

Im 2. Gespräch fragte ich nochmals detaillierter nach: Wir würden hier bei pi mal Daumen 1.800 Euro Medikamentenkosten liegen (das hängt vom gewählten Präparat und auch sehr von der Entwicklung im Ultraschall ab), im Ausland vielleicht nur so 1.200 Euro, aber die genaue Ersparnis kann man im Vorfeld nicht angeben.

Ich las außerdem im Netz, dass einige Frauen mit den Rezepten sogar bei mehreren Apotheken in verschiedenen Ländern ein Angebot einholen – wer grenznah wohnt oder mal eben einen Kurztrip planen kann, hat da echt Vorteile.

Wir mußten uns jetzt also schon vor der Ausstellung der Rezepte (sprich schon bei der Voruntersuchung am 21. Zyklustag des Vorzyklus) entscheiden, woher wir die Medikamente beziehen wollen. Je nach Land werden nämlich unterschiedliche Produkte aufgeschrieben. Sollte beim 2. oder 3. Ultraschall herauskommen, dass die Stimulationsdauer länger als angenommen wird, bekomme ich ein neues Rezept, bei dem ich dann wieder entscheiden muss (aufgrund der Kürze der Zeit ist man dann aber wohl auf eine Apotheke vor Ort angewiesen).


Wieviele Untersuchungen und Blutabnahmen?

Da ich nur eine Armbeuge habe, bei der man gut Blut abnehmen kann, versuche ich unnötige Blutabnahmen inzwischen zu vermeiden. Die Stelle vernarbt zusehends nach 3 Inseminationen mit jeweils 2 bis 3 Blutabnahmen im ersten Halbjahr 2019, nach den Schilddrüsenkontrollen 2018 und 2019 und nach den beiden OPs (Ausschabung und Venen) im Winter 2017/2018.

Nun werde ich bei der Voruntersuchung (ca. Zyklustag 21) wieder Blut lassen müssen und ausserdem bei jedem Kontroll- Ultraschall während der Stimulation. Wieviele Kontrollen ich da genau brauchen werde, lässt sich im Vorfeld nicht sagen, grob geschätzt so zwischen 2 und 4 Stück.

Dann kommt ja noch die Eizellentnahme dazu, bei der ich einen Zugang für die Narkose bekomme. Ich habe nachgefragt, auf welcher Seite der OP eingerichtet ist; zwar kann man das auch kurz vorher noch abklären, aber der/die Anästhesist_in schaute mich bisher meist eher unwillig an, wenn ich von meinem guten und dem anderen schlechten Arm bzw. den schlechten Erfahrungen mit einem Zugang dort erzählte. Aber ich scheine Glück zu haben, der OP soll für den linken Arm eingerichtet sein.

Je ICSI werde ich also mindestens 4 Mal, vielleicht sogar auch 6 Mal innerhalb von 3-4 Wochen in den Arm gestochen werden. Da ich eh wieder selber zuhause einen Schwangerschaftstest machen werde, lasse ich den Bluttest in der KiWu- Praxis ggf. wieder ausfallen, einfach um diese Blutabnahme zu vermeiden.


Wann ist der Transfer?

In meiner Kinderwunschpraxis grundsätzlich immer 3 Tage nach Punktion bzw. Eizellentnahme. Man kann die befruchteten Eizellen auch länger außerhalb des Körpers beobachten, diese Kultur bis zum Blastozysten- Stadium ist aber eine Zusatzleistung (siehe unten) und nicht alle Embryonen, die an Tag 3 noch leben, leben auch bis Tag 5 und werden zur Blastozyste.

Da wir aufgrund einer wahrscheinlich nicht sehr hohen Ausbeute eh wenig Chancen auf Blastozysten haben, finde ich den Transfer an Tag 3 ganz in Ordnung. Die Geister scheiden sich nämlich daran, ob ein früherer Transfer und Weiterentwicklung in natürlicher Umgebung aka weiblichen Körper oder aber eine längere Kultivierung und Auslese durch mangelnde Weiterentwicklung besser sei.

Was ist, wenn kein Transfer stattfindet?

Diese Fragen klopfte ich auch erst im 2. Gespräch ab:

A) Es gibt kein Material zum Einsetzen, weil

  1. es konnte keine Eizelle entnommen werden oder
  2. es liess sich keine befruchten oder
  3. es hat keine befruchtete überlebt

Nr. 2 und 3 gelten in der Regel als Versuch für die Krankenkasse, alle bisher entstanden Kosten werden abgerechnet. Nr. 1 ist eine Nullpunktion und sollte i.d.R. von der gesetzlichen Krankenkasse nicht als Versuch gewertet werden, weil Spermium und Eizelle nicht zusammen gebracht wurden. Bei den Privaten kann das leider anders aussehen und als durchgeführter Versuch gezählt werden.

B) Was ist, wenn im Vorkernstadium ein Teil eingefroren wird und es der andere Teil nicht schafft bis zum Einsetzen? –> Es gilt als Versuch für die Krankenkasse, alle bisher entstanden Kosten werden abgerechnet.

C) Was ist, wenn wegen einer Überstimulation kein Transfer stattfinden kann? –> Es gilt als Versuch für die Krankenkasse, alle bisher entstanden Kosten werden abgerechnet. Aber die Embryonen werden zu Blastos kultiviert und kryokonserviert (wieviele habe ich nicht geklärt), die dafür entstandenen Kosten würde die KiWu- Praxis (aus Kulanz?) übernehmen.


Die humangenetische Beratung

Wir müssen vor der ICSI unterschreiben, dass wir eine humangenetische Beratung in Anspruch genommen haben oder eben darauf verzichten. Wir hätten uns dafür eine Überweisung vom Gynäkologen und ggf. auch Urologen ausstellen lassen müssen. Während des Beratungsgesprächs wird dann in der Regel ein Stammbaum aufgestellt mit Erbkrankheiten und Fehlgburten. Oft wird noch eine genetische Untersuchung des Blutes gemacht.

Laut KiWu- Arzt_in dauert die Blutuntersuchung angeblich mindestens 3 Wochen, laut Arzthelferinnen am Empfang und Auskunft einer großen Praenatal- Praxis eher 6 Wochen.

Ich habe erst im Vorgespräch überhaupt davon erfahren und war ein wenig sauer, dass wir nicht früher darauf hingewiesen wurden. Uns wurde eine Visitenkarte einer humangenetischen Praxis in unserer Stadt überreicht, die aber aufgrund von Krankheit tagelang nicht erreichbar war. Hätten wir früher davon gewusst, hätten wir bereits vor Wochen einen Termin für den jetzigen Zeitraum vereinbaren und die Überweisungen besorgen können; ob wir den Termin dann wahrgenommen oder abgesagt hätten, hätte man ja nach der 3. IUI entscheiden können.

So kurzfristig aber würden wir einen Termin nur in einer anderen Stadt bekommen, dennoch würden die Ergebnisse der Blutuntersuchung erst nach der 1. ICSI da sein. Und alles mit noch größeren Umständen wegen der Eile: Überweisungen besorgen, Kinder abholen und beaufsichtigen lassen und der Mann müsste sich wahrscheinlich frei nehmen. Das hätte man so viel besser timen können!!!

Erst im 2. Gespräch erfuhr ich ein wenig mehr über die Gründe dieser Beratung und unsere Notwendigkeit, diese in Anspruch zu nehmen. Es wurde vor allem eine Erbkrankheit genannt, die die Samenleiter verengen und damit für eine stark verringerte Spermienanzahl sorgen kann. Dies wiederum kann zur Behandlung im Kinderwunschzentrum führen und genetisch bei einer ICSI weitergegeben werden. Denn bei einer ICSI werden die Eizelle und ein einzelnes Spermium zusammengeführt, die sich in natura vielleicht gar nicht getroffen hätten oder hätten befruchtet können.

Da der Mann ja stets gute Mengen, aber eben etwas langsame Spermien vorweisen könne, sei das für uns eher unwichtig.

Bei 3 gemeinsamen Kinder ohne drölfzig Fehlgeburten dazwischen hatte ich auch für mich selbst schon überlegt, daß eine Untersuchung des Blutes wahrscheinlich nur irrelevante, aber eventuell auch beunruhigende Ergebnisse liefern würde. An unseren Genen hat sich ja in den letzten Jahren nix geändert; das Ausgangsmaterial ist dasselbe. Aber aus einem Praenataldiagnostik- Forum weiss ich, dass sehr viele Menschen kleine Chromosomenanomalien haben, die ohne Relevanz sind.

Also werden wir auf eine humangenetische Beratung verzichten, auch wenn ich die Möglichkeit interessehalber sehr gerne wahrgenommen hätte.


Die Wahl-/ Zusatzleistungen

Sind alles Igel-/ Selbstzahlerleistungen. In der Regel wird alles vertraglich festgehalten (Formblätter, die die KiWu- Praxis aushändigt).

Kryo- Konservierung: Einfrieren von Vorkernen (siehe oben). Bitte unbedingt die Verträge gut durchlesen, v.a. in puncto Mindestlaufzeit der Konservierung!!! (ca. 400 Euro für das Einfrieren, >350 Euro für mindestens 12 Monate Lagerung und ca. 650 Euro [die genaue Summe hängt von den benötigten Medikamenten ab] für das Auftauen und wieder einsetzen lassen)

Assisted hatching/ Assistiertes Schlüpfen: Erzeugen einer Sollbruchstelle, damit der Embryo besser aus der Hülle schlüpfen und sich anschliessend einnisten kann

Blastozystenkultur: Verlängerte Kultur bis zum Tag 5 = bis zum Stadium der Blastozyste (ca. 360 Euro)

Blastozystenkultur mit Spezialkamera und Analyse (time lapse): Die Petrischalen werden zur Begutachtung nicht ständig aus dem Brutschrank genommen, sondern im Brutschrank per Kamera beobachtet und die zeitliche Entwicklung bewertet (ca. 500 Euro)

Embryoglue: Soll die Einnistung fördern

PICSI: Spezialauswahl von Spermien (ca. 200 Euro)

Halosperm: DNA- Fragmentierung von Spermien

Kalzium Bad / Kalzium – Ionophor für die bessere Entwicklung der befruchteten Eizelle

Die angefragten Preise habe ich mal dahinter geschrieben. Wir haben uns (vor allem auch aufgrund der fehlenden humangenetischen Beratung) sicher für die PICSI entschieden. Bei der Kryo schwanke ich noch: Die hohen Selbstzahlerkosten, die Ausfallquote beim Aufwachen und die niedrigere Schwangerschaftsrate sind für mich große Contra- Argumente.


Zuschüsse durch Bundesländer

Einen Zuschuss zur Kinderwunschbehandlung kann man nun endlich auch in NRW beantragen!

Seit dem 30.08.2019 ist das Informationsportal auch endlich für NRW offen, wobei man sich für den Antrag online einen Account anlegen und dann durch diverse Fragen klicken bzw. Dinge ausfüllen muss. Der Antrag wird online abgegeben und muss einmal ausgedruckt und unterschrieben hingeschickt werden. Die zahlreichen notwendigen Unterlagen können digital hochgeladen oder per Post eingereicht werden. Das Kinderwunschzentrum selbst hat mit dem Antrag nichts zu tun.

Ich muss allerdings erwähnen, dass die Antragsstellung ein ganz schöner Aufwand ist. Ausserdem muss man Ärzte und Apotheken von der Schweigepflicht entheben, damit Angaben eventuell überprüft werden können. Der zeitliche Rahmen ist ebenfalls sehr eng gesteckt, man darf z.B. erst mit der Behandlung beginnen oder den Behandlungsvertrag unterschrieben, NACHDEM die Zusage der Förderung eingegangen ist. Ausserdem müssen die Abrechnungen innerhalb fester Fristen im Orginal eingereicht werden.

Für max. 50% des Eigenanteils und einer Obergrenze (bei unserer ICSI pro Versuch maximal 900 Euro), finde ich den Aufwand sehr hoch.

Wir haben den Antrag fertig gemacht, alle relevanten Unterlagen liegen der Bezirksregierung Münster nun vor, aber wir werden mit dem Beginn der ICSI nicht auf die Bewilligung warten können. Wenn sie vorher eintrifft – wunderbar! Wenn sie erst danach eintrifft – es wäre schön gewesen. Aber wer weiss schon, ob wir die Zusage auch mit einem Zyklus Abwarten pünktlich erhalten würden?


Nach wir vor finde ich den Aufwand einer künstlichen Befruchtung immens (die vielen Besuche in der Praxis, der Verwaltungsaufwand, die Kosten, die körperliche und seelische Belastung, ständiges Umdisponieren…) und bin sehr froh, dass wir das aktuell so halbwegs in unseren Alltag integriert bekommen. Es sind sooo viele Entscheidungen zu treffen, oft halte ich den ganzen Aufwand für sinnlos und bin dann doch so trotzig, es wenigstens versucht haben zu wollen.

Bald also wieder: Auf ein Neues!


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