Letzte Woche war ich bei einem geführten Rundgang im Düsseldorfer Medienhafen mit dabei. Wir hatten wahnsinniges Glück: Die Sonne schien strahlend und der Himmel trug ein Blau, das wahrlich wunderschön war. Vor allem brachte er die teilweise spektakuläre Hafenarchitektur noch etwas mehr zur Geltung.
Denn den Düsseldorfer Hafen gibt es noch gar nicht so lange; ganz früher machten die Schiffe einfach parallel am Ufer zur Altstadt fest und wurden dort be- und entladen. Aber mit zunehmender Industrialisierung (ich sah zufälligerweise kürzlich erst eine Dokumentation über die Firma Henkel in der ZDF- Mediathek) und die Nähe auch zu Neuss machten einen richtigen Handelshafen unumgänglich. Doch seine Nutzung wurde in den 1970er mehr und mehr rückläufig, große Gebäude verfielen und das Gelände, ganz in der Nähe zur Altstadt gelegen, sollte umgenutzt werden.
Ende der 1980er Jahre begann die Umwandlung zum heutigen Medienhafen; die ersten Gebäude der heutigen Architekturmeile entstanden für Medien, Kunst, Kommunikation und Mode, aber auch Restaurants, Hotels und Eventlocations sowie der Landtag, der mehr oder weniger ständig Anbauten erhält, um der zunehmenden Parteienvielfalt Platz zu bieten.
Heutzutage ist der Medienhafen immer noch nicht „fertig“: Nach wie vor wird saniert, erweitert, manchmal sogar abgerissen, sehr oft neu gebaut und fast immer noch ein wenig spektakulärer als bisher. Dazwischen erdet der Altbestand und kontrastiert zu dem blitzenden Neubau, oft aus Stahl und Glas, der teilweise schon gar nicht mehr so neu ist (z.B. der WDR oder das Stadttor).
Wer den Medienhafen selbst erkunden möchte, kann hier einen virtuellen Rundgang machen.
Mehr Infos, ein genauer Lageplan mit den einzelnen Gebäuden gibt es hier als PDF bei der Stadt Düsseldorf.
Los geht es an der Kniebrücke, die ihren Namen von dem Knick hat, den der Rhein hier macht.
Wenn man sich umdreht, erblickt man direkt den Landtag. Dahinter steht majestätisch der Düsseldorfer Fernsehturm (fertiggestellt 1982). Dessen Bullaugen auf dem Turmschaft sind Lichtpunkte und stellen eine Uhr da, der im Dezimalsystem die Zeit anzeigt. Ich selbst habe diesen „Lichtzeitpegel“ bereits in der Grundschule lesen gelernt; am Besten erkennen und erklären kann man es allerdings bei Dunkelheit.
Ein wenig in die Stadt hinein versetzt liegt das neue Stadttor, was mit seiner Fertigsstellung 1998 gar nicht mehr so neu ist. Komplett ohne elektrische Klimatisierung, dafür mit einer „mitdenkenden“ Glasfassade, die sich unterschiedlichen Windbelastungen anpassen kann und über öffenbare Lamellen verfügt, die die Temperatur in der großen Halle regulieren. Unter dem Stadttor rauscht der Verkehr hindurch; es ist immer wieder faszinierend direkt vor diesem Gebäude in einen Tunnel einzutauchen.
Wieder zurück zum Wasser: Der Neue Zollhof, die damalige Sensation mit den drei spektakulären Baukörpern und den unterschiedlichen Fassaden (Fotos knipste ich nur von zwei Fassaden, die dritte sieht man darunter auf der Gesamtansicht). Fertigstellung 1998/99.
Hinter den Zollhof- Gebäuden sieht man auch das neue Stadttor:
Alt vs. neu direkt nebeneinander: Filigraner Verladekran vs. brutaler Beton an der Kaistrasse 16 (fertiggestellt 1997)
Wir springen kurz eine Reihe nach hinten an die Kaistrasse, wo sich das Medienzentrum von 1995 befindet. In der Aussenansicht sehr maritim vom Stil her, aber auch wieder viel Glas und viel Stahl. Hier die Innenansicht Richtung Ueckerplatz, der eigentlich Platz der Medien heisst, aber eigentlich nach seinem künstlicherischen Vater benannt wird.
Wieder eine Reihe zurück zum Wasser gesprungen: Die Ansicht des „Alten Handelshafens“, an dem sich wunderbar entlang flanieren lässt.
In dem Gebäude das aussieht wie ein geblähtes Segel (es heisst „Haus vor dem Wind“ und stammt aus dem Jahre 2006), befindet sich die bisher einzige Wohnung des Medienhafens, natürlich das Penthouse und über 2 Etagen. Bemerkenswert: Der Besitzer nimmt über einen speziellen Fahrstuhl sein Auto mit hoch in die Wohnung – die Zufahrt erfolgt über die Rückseite an der Kaistrasse. Ganz leicht kann man das Auto auf dem Foto sogar erkennen.
Momentan entstehen allerdings mehrere Wohntürme auf der gegenüberliegenden Seite, womit diese Wohnung ihre Einzigartigkeit im Medienhafen verliert. Aber wohl keine wird über einen eben solchen Autoaufzug verfügen ;)
Vor Kopf der Strassen Handelshafen und Speditionsstrasse liegt u.a. eine Eventlocation, in der früher die Diskothek „3001“ beheimatet war. Der untere, rote Teil des Gebäudes ist ein Baudenkmal, das mit einem großen Riegel aus Metall aufgestockt wurde, der „Wolkenbügel“ heisst (Sanierung und Aufstockung: 2002).
Altbestand an der Speditionsstrase: Eine ehemalige und nun denkmalgeschützte Mälzerei von 1897, saniert 2002.
Daneben das Colorium, fertiggestellt 2001 und heute ein Hotel.
Auf der anderen Seite des Coloriums steht ein ehemaliges Getreidesilo und daneben die Villa des einstigen Besitzer namens Lamers, beide saniert und mit Stahl-/Glaselementen ergänzt.
Das ist natürlich jetzt nur eine wirklich kleine Auswahl. Einige Bilder mit Gegenlicht sind nichts geworden, anderes gefällt mir einfach nicht so gut (z.B. die beiden Türme auf der Landzunge der Speditionsstrasse mit dem Hyatt- Hotel). Nichtsdestotrotz ist der Medienhafen immer wieder ein Besuch wert, es gibt immer noch so viel Altes, aber auch immer wieder Neues zu entdecken!
Der Medienhafen ist direkt und indirekt (z.B. weiter zu Fuß ab der Kniebrücke) über diverse Bus- und Strassenbahnlinien erreichbar.