Achtung: traurig!
„Mama, warum bist Du so traurig? Warum weinst Du?“
„Weil der Kater jetzt im Himmel ist und wir nicht mehr mit ihm schmusen können.“
„Aber dann können doch Opa A. und Onkel T. mit dem Kater schmusen, da musst Du doch nicht traurig sein!“
Gestern Abend als wir wiederkamen hatte ich dem Tochterkind eigentlich versprochen, dass uns jemand an der Wohnungstür [nämlich der Kater] erwartet. Komischerweise reagierte er nicht auf mein Rufen und war auch keine paar Minuten später zu sehen, als die Wohnungstür immer noch angelehnt war – normalerweise ist er zu neugierig, um sich so etwas zu entgehen lassen.
Da wir schwer mit Auto auspacken, einräumen etc beschäftigt waren, machte ich mir weiter keine Gedanken und fragte das Tochterkind, ob sie den Kater gesehen habe. „Der liegt auf dem Bett und schläft“ sprachs und verschwand wieder in ihrem Zimmer. Ich wunderte mich: „Komisch- eigentlich nicht mehr seine Zeit um zu pennen. Aber naja.“
Ein paar Minuten war ich auch wieder im Zimmer der Tochter und dann sah ich ihn: mit dem Kopf zwischen den Stäben des Bettes hängend. Ich versuchte noch hektisch ihn zu befreien, aber nach ein paar Sekunden merkte ich, dass er sich gar nicht bewegte. Dann rief ich nur noch lauthals nach dem Mann.
Der Kater war wohl auf das dicke Kopfkissen geklettert und hatte – aus welchen Gründen auch immer – den Kopf durch die Metallstäbe des Bettes gesteckt. Wahrscheinlich hat das Kissen dann etwas nachgegeben, so dass er tiefer und weiter in die schneckenförmigen und enger werdenden Stäbe rutschte. Spätestens da wird er hektisch versucht haben, den Kopf wieder rückwärts herauszuziehen und hat sich dabei selbst die Luft abgedrückt/ stranguliert.
Doofer, doofer Kater!
Doofer, doofer Zufall!
Ich versuche die ganze Zeit mir nicht vorzustellen, wie er gekämpft haben muss. Ich habe einmal eine schlanke Katze aus einem gekippten Küchenfenster befreit – ihr Gemaunze war jämmerlich.
Geschlafen habe ich letzte Nacht nicht wirklich viel. 4 1/2 Jahre war die Fellnase erst alt, hatte gerade erst den Umzugstrubel verkraftet und sogar ein wenig das Herz des Doppel-Ms erobert – und dann so etwas! Dabei war er so ein Angsthase!
Der Mann und ich hatten beide direkt den gleichen Gedanken:
Katzenkopf und Kinderkopf sind sich ziemlich ähnlich. Das Bett muss weg!
Wir werden also noch vor Ablauf der Woche wieder zum Möbelschweden fahren und der Tochter ein neues Bett kaufen – so lange schläft sie bei uns auf der Besucherritze.
Wir bzw. vor allem ich hatten das schöne Bett vom Doppel-M nie als Gefahrenquelle eingestuft und ich selbst war mir schon ein wenig paranoid vorgekommen, achtete ich doch sehr darauf hier alles kinder- und auch katersicher einzurichten (Extra-Steckdosenschutz, obwohl sie schon recht kindersicher ausgeführt sind – keine wichtigen Sachen in die unteren Regalböden, die räumt das Baby in 9 Monaten alle wieder aus – kein Werkzeug rumliegen lassen – und auch keine Fäden, die der Kater fressen könnte – die Küchenmesser alle in den Messerblock oben auf der Arbeitsplatte und nicht in die Schublade…. etc pp) und erntete dafür bestimmt so manchen innerlichen Kopfschüttler vom Mann.
Ich mache mir ziemliche Vorwürfe, das Bett als Gefahr nicht erkannt zu haben und wir haben gestern Abend auch nochmals mit dem Tochterkind darüber geredet, wie wichtig es ist, sich keine Schnüre um den Hals zu legen, den Kopf nicht irgendwo durchzustecken und das auch nicht bei anderen Kindern oder Tieren zu machen.
Später werde ich versuchen, die Katzenausstattung dort loszuwerden, wo sie einem guten Zweck zu Gute kommt und mein Versprechen gegenüber dem Tochterkind zu halten, heute nicht mehr traurig zu sein.