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Wie es zu meiner etwas anderen Mütterkur kam

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Rückblick: April 2021

Damals schrieb ich folgendes hier auf dem Blog:

Na dann fahr‘ doch endlich mal zur Kur! Ist voll toll!

Ich erkundigte mich nach einiger Überwindung beim Müttergenesungswerk nach einer Kur. Auf meine Email wurde nicht geantwortet. Nach 3 Wochen rief ich an, wurde weitergeleitet zu einer anderen Stelle, die zuständig sein soll. Es stellte sich heraus, die Mailadresse auf der Webseite vom Dachverband des Müttergenesungswerks sei völlig veraltet. Ein Telefontermin wurde mir angeboten: in 6 Wochen. Uff. Mit Ach und Krach wurde ich dann 3 Wochen früher noch reingequetscht, obwohl die Nachfrage exorbitant gestiegen sei.

  1. Variante: Wenn ich alleine zur Mütterkur fahren wollen würde, ginge das frühestens im April 2022, bis dahin sei alles schon voll. Wegen der Betreuung der anderen 5 Kinder über 3 Wochen, einer unmöglich vollständigen Unterstützung via Hausahltshilfe und den Job des Mannes müsste man da dann schon auf die Sommerferien ausweichen. Sommer 2022 wohlgemerkt.
  2. Variante: Ich könnte wohl auch alle 5 Kinder mitnehmen, eine Begleitperson (= der Mann) wäre dabei definitiv kausal möglich – aber da hätte ich ja dasselbe Familienleben nur an einem anderen Ort. Fertiges Essen, Zimmerreinigung etc würden die Streiterein unter den Kindern, die Motzereien über andere Regeln und auch die Probleme des Sohnes in meinen Augen nicht aufwiegen können. Weiteres Problem: Großfamilien macht auch nicht jedes Kurhaus mit.
  3. Variante: Bliebe noch die Möglichkeit, nur ein oder zwei Kinder mitzunehmen, wobei für mich nur das jüngste in Frage käme. Allerdings nehmen wegen der Pandemie kaum noch Häuser so kleine Kinder mit auf, die meisten haben die Altersgrenze auf 3 Jahre raufgesetzt. Blieben zudem noch 4 andere Kinder zuhause und Job des Mannes plus Antrag für eine Haushaltshilfe plus ggf . Antrag für eine Assistenz für den Sohn, möglicherweise gegen Neagtivbescheide vorzugehen und das dann auch alles zu organisieren…

Ich weiss schon, warum ich noch nie zur Kur gefahren bin.


Dezember 2021

Immer größer wird der Wunsch, hier zuhause rauszukommen. Meine Zeit für mich ist komplett abhängig von den Belangen und Terminplänen der anderen Familienmitgleider, sie wird immer nur in Lücken reingequetscht. Schon öfter hatte ich über ein Yogaretreat nachgedacht, gerne in der Sonne.

Dann ist da noch eine Freundin, einer der wenigen Menschen im real life, wo ich es schaffe, den Kontakt zu halten. Mit der hatte ich schon öfter darüber gesponnen, wie schön eine Auszeit ohne Familie wäre.

Wir suchten zuerst aus Spaß, dann immer ernster, wogen ab, redeten mit unseren Partnern, überlegten und fanden schlussendlich ein Ziel, eine Unterkunft und einen Reisezeitraum. Die Bilder von Pools, Palmen und Meer im Sonnenschein wecken mitten im Winter so richtig meine Sehnsucht.

Wir vergleichen Preise, Hin- und Rückreiseoptionen und buchen dann gemeinsam in einer Zoom- Konferenz eine Pauschalreise über 5 Tage, 4 Nächte mit Frühstück und 3 Mal Yoga am Morgen in den Osterferien auf Mallorca im 4-Sterne- Hotel BonSol direkt neben Palma. Ausserdem sichern wir uns extra ab, um bis 2 Wochen vorher kostenlos umbuchen oder stornieren zu können. Wer kann schon einschätzen, wie in 4 Monaten die Reisebedingungen sein werden? Welche Impfungen/ Tests notwendig sind, ob wir uns (nochmal) infizieren und wie hoch dann die Inzidenz ist?

Aber wir haben etwas gebucht!!! Auch wenn noch überhaupt nicht klar ist, ob wir werden reisen können.


Januar 2022

Nicht nur der Mann, auch ich erhalte meine Booster- Impfung. Auch die Kinder werden 2x geimpft und gelten nach ihrer Infektion damit ebenfalls als geboostert. Selbst für die Jüngste können wir zwei offlable- Impfungen organisieren, die sind dann im Februar vollständig.


März 2022

Etwa 5 Wochen vor Abflug

Ich höre was von Streiks der Flutlotsen im Radio und keiner erzielten Einigung, schiebe es aber weg.

Ich brauche einen neuen Bikini, die älteste Tochter auch, also bestelle ich etwas zur Auswahl. Den Bikini brauche ich eh, nach etlichen Jahren wird es dringend Zeit für etwas Neues. Das Paket schicke ich aber vollständig zurück und werde in den nächsten Wochen noch viel Trouble damit haben, da die Retoure nicht schnell genug bearbeitet wurde und ich nicht nur eine, sondern auch eine zweite Mahnung bekomme.

Etwa 4 Wochen vor Abflug

Beim zweiten Versuch (anderer Shop) werden die große Tochter und ich dann glücklicherweise fündig.

Streiks der Fluglotsen werden für die Osterferien angekündigt, vor allem an meinem Flughafen. Ich versuche es weiterhin wegzuschieben und hoffe auf eine vorherige Einigigung. Die erfolgt dann ein paar Tage später. Ich atme erleichtert auf und versuche mich an die Marke der Sonnencreme zu erinnern, von der ich letztes Jahr bei der Hautärztin eine Probe bekam, die ich super vertrug.

Die fällt mir glücklicherweise wieder ein und ich bestelle sie online. Die brauche ich nämlich auch ohne Reise.

Gut 3 Wochen vor Abflug

Die finalen Reiseunterlagen sind gekommen!

Da steht es nochmal schwarz auf weiss: 5 Tage, 4 Übernachtungen mit Frühstück, Hin- und Rückflug.

Ich habe Angst, dass ich mich umsonst freue und noch irgendwas passiert…

Scheiss Corona, scheiss Omicron!!! Meine Online- Bubble ist voll von Familien, die es nun trotz Impfungen/ Booster erwischt hat. Bitte, bitte nicht wir nochmal!


April 2022

15 Tage vor Abflug

Die Maskenpflicht in den Schulen fällt weg.

Ich rede eindringlich mit den Kindern, sie wenigstens bis zu den Osterferien zu tragen, um uns diese nicht mit einer Infektion zu versauen.

Als alle aus dem Haus sind, sitze ich wie ein Konzertkartenprofi vor dem PC und habe mehrere Tabs offen, um für den Sohn wenigstens einen einzigen Ferienkurs in meiner Abwesenheit an der JuniorUni zu ergatten. Der hat nämlich leider keine Möglichkeit zur Ferienbetreuug in der Schule, aber Präsenzkurse an der JuniorUni gibt es pandemiebedingt nur in eingeschränkter Anzahl und ich weiss ja selbst, wie fordernd die Tage sind, an denen er durchgehend daheim ist.

Alle 30 Sekunden lasse ich die Seiten der 3 in Frage kommenden Kurse neu laden und kontrolliere jedes Mal, ob ich noch eingeloggt bin. Um Punkt 9 Uhr ist dann die Anmeldung offen und ich bekomme zunehmend Puls, weil ich dann im Menue nicht weiter komme, aber zwei Anmeldungen gehen dann doch durch. 5 Minuten später habe ich tatsächlich zwei (!!!) Bestätigungen, wohooo!!! Einen vor-, den anderen nachmittags. Ich bin sehr erleichtert.

Heute endet die Frist, um beim Veranstalter die Reise kostenlos stornieren oder umbuchen zu können. Ich hatte noch wegen einer Reiserücktrittsversicherung überlegt, aber aufgrund der Preise war ich dann doch zurückgeschreckt. Auch bei der verstreicht heute die Frist für einen Abschluss.

Daumen drücken…

14 Tage vor Abflug

Die Älteste erzählt mittags nach der Schule, dass ihre Freundin heute nicht in der Schule war, weil diese sich morgens schon krank fühlte und mittags dann der Selbsttest positiv war. Am Vortag war sie noch in der Schule gewesen, da war ihr Test noch negativ.

Zum Glück wurde und wird in der Klasse noch getestet.

Atmen. Beten.

12 Tage vor Abflug

Ich sitze im Bus, das quirlige Kleinkind auf dem Schoss, neben mir der 9jährige, den ich zur Therapie bringe.

Mir fällt auf, dass ich im Urlaub ja auf keinen Acht geben muss, kein Kind wohin bringen, keine Uhr im Blick behalten brauche, aufs Klo gehen kann direkt wenn ich muss und nicht erst, wenn noch dies und das erledigt oder unter Kontrolle ist.

Ob ich das überhaupt noch kann? So einfach nur nach mir entscheiden? Nicht morgens schon aus dem Bett springen, weil die ToDo- Liste lang ist? Nicht ständig auf die Uhr sehen, weil ja gleich jemand auf den Weg gebracht, abgeholt oder verköstigt werden muss?!

Schafft der Mann das alles überhaupt in meiner Abwesenheit? Wird er andauernd gereizt sein oder es hinbekommen, auch fünfe gerade sein zu lassen? Wird die Kurze nachts aus dem Familienbett fallen, weil meine Seite leer ist? Wird alles mit dem Ferienkurs des Sohnes klappen, wird die KiTa die Öffnungszeiten wieder einschränken müssen und damit alles verkomplizieren, bricht sich keiner*r ein Bein?!

Wann war ich eigentlich das letzte Mal alleine über Nacht weg? Das hat doch früher auch geklappt?! Aber gleich 4 Nächte und nun mit 4 Kindern?!

7 Tage vor Abflug

Mir schwirren so viele Dinge im Kopf herum, dass ich mir eine App für ToDo- Listen aufs Handy lade (Pediküre, Bügeln, Sonnenbrille suchen…).

Einige Familienmitglieder schniefen und auch ich fühle mich nicht so ganz fit. Die Selbsttests sind alle negativ. Ich bete, dass ich nicht im Urlaub krank werde (Flugzeugluft und anschliessendes Reizklima am Meer können da einiges versauen, alles schon erlebt)!

Der Vormittagskurs des Sohnes wird mangelns ausreichender Anmeldungen abgesagt. Nundenn, hätte schlimmer kommen können, dann eben nur ein Kurs am Nachmittag.

5 Tage vor Abflug

Es stellt sich bei der von uns bestellten Kamerafahrt heraus, dass bei beiden unterirdischen Abwasserrohren im Vorgarten (Schmutzwasser und Regenwasser) jeweils eine Muffe gebrochen ist, so dass es in jedem Rohr nun einen Versatz gibt, so dass auch Abwasser daneben fliesst.

Der Tag wird bestimmt von großen Sorgen, der Suche nach den Versicherungsbedingungen, Telefonaten mit der Versicherung und der Suche nach dem richtigen Handwerker.

Da am nächsten Tag die Osterfeiertage beginnen, passiert erst einmal nichts weiter. Ein erster Ortstermin ist ausgemacht und wird stattfinden, wenn ich schon am Flughafen bin. Den muss dann der Mann absolvierten, alleine. Also nicht ganz alleine, denn die Kurze und auch der Sohne werden dann zuhause sein.

Mir fallen noch einige andere Dinge ein, die in meiner Abwesenheit nicht vergessen werden dürfen (Katze füttern, Blumen giessen, Büchereirückgabe). Ich lege dafür eine neue Liste an und erstelle eine Art Wochenplan mit Icons, den ich ausdrucke und mit den Kindern durchgehe. Er bekommt einen Platz an der Küchentür. Dem Mann erstelle ich eine Art Stundenplan mit den Beutreuungszeiten und -orten der Kinder und sonstigen Terminen (z.B. der wegen Ostern geänderte Abfuhrtag der Müllabfuhr). Sicher ist sicher.

Am Nachmittag bin kurz mit den Kinderwagen im Ort, um ein Päckchen abzuholen. Zum Glück stehe ich danach länger vor dem Zeitschriftenladen, um auf eine Lücke im Verkehr zu warten, denn der Besitzer läuft mir mit meinem Personalausweis hinterher. Ohne den hätte ich am Flughafen aber schön doof dagestanden und wäre wohl nicht an Board gekommen!!!

4 Tage vor Abflug

Meine Corona- Warnapp zeigt eine Begegnung mit niedrigem Risiko am Vortag an.

Oookay, ich war im Zeitschriftenladen um das Paket abzuholen, in der Apotheke (ohne andere Kundschaft, soweit ich mich erinnere) und im Blumenladen, der aber sehr luftig ist. Ausserdem am Stand des Obst- & Gemüsehändlers, open air. Ich trug in Innenräumen immer FFP2, aber das Kleinkind im Kinderwagen natürlich nichts.

Atmen. Beten.

Morgen steht der Großeinkauf vor meiner Abreise an. Wieder schreibe ich eine Liste und überlege, was der Mann alles im Haus haben sollte, damit er den Kindern schnell etwas kochen kann, was alle oder zumindest die meisten Kinder dann auch essen.

3 Tage vor Abflug

Großeinkauf mit FFP2- Maske, jetzt darf einfach nix mehr passieren!

Beine epiliert.

Packliste ausgedruckt.

Ich weiss wirklich nicht, ob ich das alles noch kann. Mit jemandem von ausserhalb der Familie in einem Zimmer schlafen, beidhändig aufessen bis ich satt bin, einfach nur mal in Ruhe wo sitzen und lesen oder dösen ohne Kopfgeratter, was alles noch zu tun ist.

Der Mann wird den Rohrbruch alleine managen müssen, fast jeden Tag sind die 3 mittleren Kinder zeitlich anders betreut, die Älteste kann wegen der Rohrbrüche zum Glück noch etwas bei ihrem Vater bleiben und schon jetzt fragt die Mutter ihrer Freundin wegen des letzten Ferien- Wochenendes, ob sie da mit will bzw. mit darf in den Klettergarten.

Ich würde am liebsten mein Smartphone zuhause lassen.

2 Tage vor Abflug

Fussnägel lackiert.

Berge an Klamotten gebügelt, was nehme ich bloß mit?!

Ich lade ein paar Podcastfolgen herunter und auch etwas Musik, um im Flieger und vor Ort hören zu können – wer weiss, wie gut dort das Internet ist.

1 Tag vor Abflug

Koffer packen, 83 Mal durch das Haus rennen, Koffer wiegen (höh? Nur 14 Kilo?!), doch noch etwas umpacken, Regenjacke ergänzen, aber dann liegt auch die Reisekleidung bereit, das Handgepäck ist fertig und ich fühle mich gut vorbereitet.

Denn Mann bereite ich am Abend auch noch auf den anstehenden Handwerkertermin mit dem Rohrbruch vor.

Abreisetag

Ich soll morgens von meiner Reisegefährtin eingesammelt werden, unser Flieger geht kurz vor Mittag.

Die Abfahrtszeit verschiebt sich dann nochmal etwas nach vorne, so dass kaum Zeit zum Nachdenken bleibt: Duschen, Kaffee, Koffer noch 3 mal auf und zu, dazwischen hüpfen die Kinder in Schlafanzügen oder schon halb angezogen, mich schminken, dann klingelt es auch schon. Grosse Verabschiedung, alle Kinder und den Mann Drücken und Küssen, Koffer in den Kofferraum, ich rein ins Auto, losgefahren und – oh Schreck! – das Handy vor lauter Verabschiedung in der Küche liegen lassen!!!

Aaah! Also nochmal zurück.

Aber dann endlich los zum Flughafen.

Die Sonne scheint, am Flughafen ist viel weniger los als gedacht und wir kommen recht zügig durch die Gepäckaufgabe und die Sicherheitskontrolle. Unseren Impfstatus will erstaunlicherweise niemand kontrollieren – weder hier in Düsseldorf noch in Palma. Aufgrund des Boosters musste von uns auch kein Einreiseformular mehr ausgefüllt werden, auf einer Stellwand sehen wir die Aushänge für die Länder, wo ein ausgefülltes Formular noch notwendig ist.

Wir trinken Kaffee und frühstücken zusammen, bummeln durch den DutyFree- Bereich und sind beide etwas aufgeregt.

Das Boarding beginnt pünktlich und die Maschine bleibt halb leer, so dass wir richtig viel Platz haben.

Ich kann es immer noch nicht richtig fassen, dass es nun gleich soweit sein soll!

Als das Flugzeug abgedockt hat und langsam losrollt, habe ich plötzlich große Mühe, nicht in Tränen auszubrechen. Warum muss ich jetzt heulen, wo ich mich so sehr freuen sollte?!

Nun gibt es kein Zurück mehr, es geht loooos!!!

Fortsetzung folgt…


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