Es war gar nicht so einfach, ein paar Bilder von der June zusammenzusuchen, denn sie ist ständig in Aktion.
Zwar kann sie auch gut am Tisch sitzen und bastelt wahnsinnig gerne, aber fast noch lieber ist sie draussen – vor allem mit der Nachbarstochter, sehr oft mit dem Fahrrad und fast immer ordentlich zersaust, wenn wir sie dann mal zu Gesicht bekommen.
Lange Haare wünscht sie sich, so wie ihre Freundin, die im Anschluss an ihren Kindergeburtstag hier übernachten durfte. Aber beim Kämmen wird jetzt schon gemoppert, vor allem wenn sie sich hinten wieder ein Vogelnest erschlafen hat.
Kleidchen liebt sie nach wie vor; am liebsten trägt sie jeden Tag ein anderes und hochgehen sollen sie beim Drehen! Hooooch! Oder glitzern! Und Tattoos, Haarspangen (die aber nie sehr lange in ihren Haaren bleiben), Handtaschen bekam sie jetzt Nummer 6 und 7 geschenkt, eben diese ganzen Mädchenschätze, die kleinen versteckt dann unter ihrem Kopfkissen oder in der Schatulle mit der Spieluhr.
Geheimnisse und eine andere Wahrheit erfinden hat sie im letzten Lebensjahr auch kennen gelernt; natürlich nicht immer im Guten. Einmal beschuldigte sie ihre große Schwester, etwas gemacht zu haben und die ich daraufhin schimpfte, wobei diese alles abstritt. Kurz danach zur Schlafenszeit konnte die June zunächst nicht zur Ruhe kommen, sie klagte über Bauchweh und ich ahnte schon, dass ihr etwas auf den Magen schlägt, höchstwahrscheinlich eine Flunkerei. Als sie sich mir dann unter Tränen anvertraute, war ich einfach nur so froh, dass sie diesen Schritt geschafft und keine Angst davor hatte, daß ich böse auf sie sein könnte. Sie selbst schlug sogar vor, sich bei der großen Schwester zu entschuldigen.
Das war auch wieder ein guter Einstieg für das Thema „Gute Geheimnisse und schlechte Geheimnisse“, über das ich mit den Kindern in unterschiedlichen Abständen immer mal wieder spreche (und was auch in der KiTa sowie in der Schule thematisiert wird).
Allein sein und vor allem auch alleine beschäftigen fällt ihr nach wie vor nicht leicht – sie war wegen des kurzen Abstandes zu ihrem Bruder ja auch nie richtig alleine. Oft sucht sie (gerne auch lautstarken) Kontakt zu ihren Geschwistern; dabei ist sie durchsetzungsstark und manchmal auch sehr ruppig. Dann wiederum spielt sie ganz vertieft; Rollenspiele mit Pferdchen oder auch Kaufmannsladen.
Während sie ihre große Schwester gerne mal ärgert, misst sie sich nach wie vor mit ihrem 18 Monate älteren Bruder. Inzwischen hat sie ihn größenmäßig ein- und gewichtsmäßig sogar überholt. Was er ihr an Sprachgewandheit voraus hat, versucht sie mit Lautstärke und Quatsch wett zu machen. Beide tragen nun Kleidergröße 110/116 und Schuhgröße 30 wird ihr langsam zu klein (die 31 trägt der Bub schon seit ein paar Monaten).
Ihre kleinere Schwester versucht sie ab und an beim Spielen zu bevormunden, meist sind die beiden aber ein super Team und teilen sich wirklich gerne ihr gemeinsames Zimmer.
Sie liebt ihre Hörspielbox und kann damit abends wunderbar runterkommen – wenn denn alles so im Bett arrangiert ist, wie sie es haben möchte: Einige Spielsachen neben der einen Seite des Kopfkissen, einige auf der anderen, die Decke muss ganz glatt bis zum Fußenende gezogen sein und auch das große Kopfkissen muss perfekt ausgerichtet sein.
Aber dann schläft sie eigentlich immer gut ein, fast immer auch durch und macht sich wirklich nur ausnahmsweise nachts auf den Weg in unser Bett.
Ich bin schon sehr gespannt, wie sich die Geschwisterbeziehungen verändern, wenn der Bub nach dem Sommer nicht mehr in die gemeinsame KiTa- Gruppe zurückkehrt, sondern in die Schule geht.
Die letzte, sehr überraschende Änderung in der KiTa hat sie nämlich gar nicht gut aufgenommen: Eine der beiden Erzieherinnen hat die Einrichtung aufgrund von Kündigung und Resturlaub recht kurzfristig verlassen; die zweite Erzieherin wird im Herbst folgen (davon wissen die Kinder aber noch nichts).
Denn so wild und frei und laut sie sein kann (und so sehr viele von diesen Mittelkinder- Aspekten auf sie zutreffen), genauso leise und empfindsam ist sie – auch wenn man das dem kleinen Wildfang nicht so schnell anmerkt.