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Mal ehrlich: Mein Kind in der Vorschulpubertät

Ich kann mich irgendwie nicht mehr an die Zeit bei der großen Tochter erinnern; zumindest nicht daran, daß die sogenannte „Vorschulpubertät“ ihr und auch uns Eltern so mega zu schaffen gemacht hätte. Aber beim Buben jetzt möchte ich manchmal ganz gerne eine Rakete im Garten haben, um zwischen uns beide ganz schnell ganz viel Abstand zu bekommen….

Puh!

Kürzlich hörte ich den Podcast vom gewünschtesten Wunschkind zum Thema Vorschulpubertät, der zunächst einmal klarstellte: Gemeinsam haben die Vorschulpubertät und die richtige Pubertät nur die Symptome, die Gründe sind bei beiden Lebens- (und auch Reife-) Phasen ganz unterschiedlich:

In der Pubertät sind es vor allem Hormone, die Körper und Geist Achterbahn fahren lassen.

Bei der Vorschulpubertät soll es die Angst vor dem Neuem und das Gefühl eines nahenden Umbruchs sein. Vorschulkinder fühlen nicht nur die anstehende Veränderung, sondern werden (unbewußt) auch immer wieder vom Umfeld darauf aufmerksam gemacht: „Bald wird sich ganz vieles ändern! Bald beginnt der Ernst des Lebens! Bald bist Du ein Schulkind!“ Aber was genau sich ändern wird, können sie ja noch nicht wissen.

Auf der einen Seite können sich die Kinder verdammt machtlos fühlen, sie haben keine Kontrolle darüber was bald passieren wird – auf der anderen Seite beobachte ich bei meinem Sohn einen gewissen Reifeprozess, natürlich auch dadurch ausgelöst daß er in der KiTa nun zu den Ältesten gehört, mehr Verantwortung übertragen bekommt und auch exklusive Beschäftigungen zum neuen Alltag dazugehören (die wöchentlichen Vorschulstunden, besondere Ausflüge etc).

Während der Bub also nun zu den „Großen“ in der KiTa gehört (mit allen Privilegien) und seinen Schulranzen am liebsten täglich mitnehmen würde, merken wir seit letztem Herbst nicht nur veränderte Interessen (Dinosaurier!), sondern eben auch ein stark verändertes Verhalten.

Wenn das Drama seinen Anfang nimmt…

Gestern abend lag ich im Bett und wollte eigentlich gar nicht mein Buch aus der Hand legen um zu schlafen, denn nach der Nacht würde unweigerlich der Morgen folgen, der seit Wochen seit Monaten fast immer gleich aussieht: Der Bub wird zwischen uns im Elternbett aufwachen, wegen meinem klingelnden Wecker lauthals schimpfen, nach dem dritten snoozen mich und meine Nachttischlampe verfluchen, nur widerwillig aufstehen, sich vielleicht motzend an den Esstisch setzen (oder in den Wohnzimmerteppich einrollen, weil ja alles viiiiel zu hell oder wahlweise viiiiiel zu kalt sei), dann wird die Diskussion um die Farbe seiner Müslischüssel beginnen (es muss eine von beiden roten sein) und wehe !!! der passende rote Löffel ist nicht da oder bereits in Geschwisterhand… dann steigert sich sein Geschrei nochmals.

Richtige Schüsselfarbe, falscher Löffel – DöDömm.

Oft will er auch gar nicht in die KiTa: KiTa sei doof, er wolle KiTa- Fasten und viel lieber daheim bleiben. Anziehen mag er sich auch nicht alleine, Zähneputzen ist doof und so weiter und so fort.

Mecker, mecker, motz, motz. Dazwischen ein paar meist nicht sehr kindgerechte Schimpfworte.

So sieht es also Morgens aus.

… und erst mit der Dunkelheit sein Ende findet

Abends sieht es seit Monaten auch fast immer gleich aus: Der Junge, der früher so toll in seinem Bett saß und es liebte, in seinen Büchern zu blättern bevor er sich zusammenrollt und einschläft, schläft nun gar nicht mehr in seinem Bett ein. Er haßt es fast immer, allein zu sein (sei es in seinem Zimmer, in seinem Bett, im Garten, am Esstisch whatever).

Abend für Abend spielt er zwar kurz noch auf seinem Autoteppich oder an seinem Schreibtisch, aber entweder kommt er dann mit lautem Getöse ins dunkle Mädchenzimmer um sich dort unter das Bett der June zu legen (wenn ich noch die Jüngste einschlafbegleite) und quatscht dann oft noch drauf los oder aber er kommt ab ca. 20 Uhr etwa direkt ins Wohnzimmer, weil er dort einschlafen will.

Ihn alleine zurückzuschicken bzw sein Zimmer verlassen, solange er noch wach ist, funktioniert leider nicht: 5 Minuten später steht er wieder in der Wohnzimmertür. Jetzt nach der Zeitumstellung dauerte es oft bis 21:30h, bis er endlich ruhig atmete und schlief – inzwischen legt er sich gerne auf den Teppich und bekommt von mir eine Decke und ein Kissen; ich bin die Diskussionen und Kämpfe mit ihm so müde geworden.

Der Mann trägt ihn dann später in sein Bett, doch nachts kommt er in der Regel zu uns ins Elternbett getappst, macht sich dort auf der Besucherritze breit und sucht direkten Kontakt – gerne mit seinen Füßen an unserem Rücken.

Da mich die Jüngste fast auch jede Nacht ruft, sind es also mindestens 2 Unterbrechungen für mich, eher 3 bis 4 (siehe Füße im Rücken). Durchgeschlafene Nächte der letzten 3 Jahre kann ich daher an einer Hand abzählen…

„Oh, der rote ist fünf-sieben-drei Kilotonnen schwer! Und das Skelett?“

Genau wie der Bub merke auch ich, daß nach dem Sommer einiges Neues auf uns wartet und ganz ehrlich: Momentan graut mir sehr davor. Bis er alle Veränderungen verarbeitet haben wird, wird es wieder Wochen dauern (daran wiederum kann ich mich noch gut bei der Großen erinnern). Oder war sie damals mit 5 Jahren bei ihrer Enschulung einfach noch zu jung? Also für die Vorschulpubertät als solche (die deswegen dann milder ausfiel), dafür gab es mehr Trennungsschmerz und Angst in der neuen Gruppe? Oder gehen Mädchen im Schnitt einfach anders damit um? Wie wird die June diese Phase erleben? Wird sie sich auch so verändern? Denn wenn der Bub eingeschult wird, wird die June ein Vorschulkind sein. Geht es dann nahtlos weiter?!

Oft wünsche ich mir meinen Buben zurück, wie er früher war: Ruhiger, nicht so aufbrausend und vor allem nicht so schnell auf 180.

Ohne „Scheiss Wecker, scheiss Mama!“ am frühen Morgen, ohne „Ich will nicht alleine einschlafen!“ am Abend und ohne „Mach Platz, ich will in die Mitte!“ mitten in der Nacht.

Natürlich sind da auch ganz viele tolle Momente, wo er wieder Wissen aufsaugt wie ein Schwamm oder Verknüpfungen herstellt, die mich wirklich überraschen. Er ist so neugierig und verbeißt sich geradezu in für ihn interessante Themen; will alles wissen, erforschen und gerne auch zuhause umsetzen (zum Beispiel im Garten nach Dinosaurierknochen graben). Ist plötzlich ein ganz smarter Kerl, macht witzige Komplimente oder formuliert ganz klar und deutlich sein bedürfnis: „Papa, ich möchte daß Du mich jetzt in den Arm nimmst, ganz feste, ja?“)

Wie viel wiegt das Skelett? Und wie stellt man die Dinos alle am Besten auf?

Mir ist auch bewusst, daß ihm ein Freund fehlt, den weder die Altersmischung seiner KiTa- Gruppe noch unser Wohnumfeld bisher hergab. Stattdessen war da immer „nur“ die kleine Schwester, mit der er sich von Anfang an messen musste (Altersabstand 18 Monate und sie ist halt auch wirklich immer da). Momentan bekommen sich die beiden recht oft gehörig in die Wolle.

Spannend wird es auch, weil sie nach dem Sommer erstmals getrennte Wege gehen, so lange beide denken können. Dann ist die June in der KiTa- Gruppe ein „großes Kind“ mit allen Privilegien und der Bub in einem ganz neuen Umfeld – vielleicht hält es auch endlich einen Kumpel für ihn und ein wenig mehr Schlaf für uns Eltern bereit?

Es wäre schön…. Seufz.



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