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Der 1. Besuch in der Kinderwunschpraxis

1. Termin in der KiWu- Klinik

Vorab möchte ich kurz zusammenfassen, dass ich nach insgesamt 4 Kindern, 2 Fehlgeburten und einer biochemischen Schwangerschaft immer noch Kinderwunsch habe (mein Mann fast noch mehr als ich). Für einige mag es befremdlich sein, warum man so reich beschenkt denn noch so viel Aufstand machen muss, wenn es auf natürlichem Wege nicht mehr klappt. Aber für uns ist es ein Herzenswunsch, bei dessen Erfüllung wir aktiv mitgestalten können. Ich möchte niemandem zu nahe treten und auch niemanden verletzen, indem wir unsere Chancen wahrnehmen und ich hier darüber schreibe. Das hier ist mein Blog, meine Geschichte, unser Weg, der hier begann.


Endlich war er da, der Termin in der Kinderwunschpraxis, von dem ich mir so viel erhoffte! Endlich mit Fachleuten sprechen, die sich mit allem rund um Zyklus, Hormone und SchwangerWerden so richtig auskennen!

Warum unsere Auswahl ausgerechnet auf diese Praxis gefallen war, hatte ich bereits im Dezember geschrieben:

„Die Wuppertaler Praxis kann nicht alles machen; für etwaige Eingriffe müssten wir wohl in die Dortmunder Zweigstelle. Und (was viel wichtiger ist): Ich würde bei Terminen unheimlich viel Arbeitszeit verlieren, weil ich ja dann noch nach Düsseldorf pendeln müsste.

Die Praxis der Düsseldorfer Uniklinik hat recht lange Wartezeiten (ca. 6 Monate), bei der Praxis auf der Kö schrecken mich höhere Kosten, also wurde es die 3. Düsseldorfer Praxis. Die hat auch eine Online- Terminübersicht.“

Eine ebenfalls empfohlene Praxis in Grevenbroich schied für uns aus alleine aufgrund der Entfernung.


Vorbereitungen für den 1. Termin in der Kinderwunschpraxis:

Ich lese schon ewig in Foren und Blogs mit – mal mehr, mal weniger – immer abends, wenn ich am Bett der Jüngsten sitze und auf ihr Einschlafen warte. Für mich sind das gesammelte Erfahrungen, sehr subjektive Erfahrungen und vor allem auch sehr vielfältige Lebenswege.

Daher richtete ich mein Augenmerk nun mehr auf die Themen Kinderwunschpraxis, hormonelle Unterstützung und künstliche Befruchtung. Da Ärzte in der Regel wenig Zeit haben, sich beim Thema Kinderwunsch aber auch viel Geld verdienen lässt und bei uns ausserdem die Zeit bei uns ein wenig drückt (das Alter!), wollte ich mich etwas vorbereiten.

Das Erstgespräch wird von den Krankenkassen getragen, daher brauchen beide Partner i.d.R. eine Überweisung (es sei denn, man ist Selbstzahler) und soll nach Möglichkeit mit Mann und Frau stattfinden. Ob auch eine Untersuchung stattfindet, ist unterschiedlich gehandhabt.

In der Regel muss man den Termin im Vorfeld nochmals bestätigen und für die ganzen Formalitäten (Identitätsverifizierung, Karteeinlesen, DSGVO- Bogen, Patientenbogen, Abtretungserklärungen etc…) ca. 15- 30 Minuten vor dem Termin in der Praxis erscheinen.

Meine Checkliste erstes Gespräch in der KiWu- Klinik:

Nr.1: Ist der Impfstatus okay?

Schon weit im Vorfeld, sowieso bei Kinderwunsch, sollte man den Impfstatus kontrollieren lassen. Bei Frauen am ehesten beim Gyn, v.a. wegen Röteln, oft aber auch wegen Keuchhusten (Pertussis). Auch Männer sollten gegen Keuchhusten geimpft sein!

Eine nachzuholende Impfung kann bedeuten, daß man mehrere Monate mit dem Behandlungsbeginn warten muss!

Nr.2: Die verschiedenen Verfahren im Groben kennen

Diese Infos gibt es alle im Netz – über die Stimulation mit Clomifen, die Insemination direkt in die Gebärmutter (IUI) und die künstliche Befruchtung (IVF in der Petrischale oder ICSI direkt in die Eizelle injeziert), immer mit Eizellenentnahme und meistens nach vorheriger Stimulation. Einige Praxen bieten auch Info- Abende an, deren Besuch sich anbietet (wenn man denn noch genug Zeit hat).

Wenn man sich mit den Verfahren schon auskennt, geht dafür keine kostbare Zeit während des Erstgesprächs drauf.

Ich habe sehr viel bei der BZgA (Seiten der Familienplanung) gelesen – und natürlich auch bei Kinderwunschpraxen, die oft sehr viele Informationen ins Netz stellen.

Nr.3: Die Besprechung der Vorbefunde

In der Regel werden schon bei oder kurz nach der Terminvereinbarung erste Dinge abgefragt (bereits vorhandene Kinder/ Fehlgeburten, Vorerkrankungen, bereits erfolgte Untersuchungen/ Behandlungen, etc).

Man sollte auf jeden Fall alle relevanten Vorbefunde, Zykluskurven usw. als Kopie (!) vorab in die Praxis schicken, damit sich der Doc schon vor dem Gespräch ein Bild machen kann und das nicht alles während der kurzen Zeit des Erstgesprächs stattfinden muss. Die Originale sollte man dennoch dabei haben; manchmal geht auch etwas verloren.

Nr.4: Eigene Fragen aufschreiben

Eigene Fragen sollte man sich im Vorfeld überlegen, priorisieren und die wichtigsten in absteigender Reihenfolge notieren. In der Aufregung vergißt man gerne etwas und je nach Gesprächsverlauf kommt man vielleicht auch gar nicht in die Nähe des Themas.


Überweisung in die Kinderwunschklinik

Mein Erstgespräch mit 38 Jahren

Wir hatten unseren Gesprächstermin wegen der Jobs extra auf den Abend gelegt und für die Kinder einen Babysitter organisiert. Im Vorfeld hatten wir Patientenfragebögen, Erklärungen und meine Vorbefunde per Post hingeschickt und der Termin wurde nicht nur per Mail, sonder kurz vorher auch nochmals telefonisch bestätigt.

Wir kommen die angegebenen 30 Minuten früher in der Praxis an und haben mehr als ausreichend Zeit, weitere Formalitäten zu erledigen und uns an der Ruhe zu erfreuen, wir waren nämlich die einzigen Wartenden.

Der Doc huscht vorbei und verschwindet nach einer kurzen Begrüßung alleine im Sprechzimmer, er würde sich jetzt unsere Unterlagen anschauen.

Pünktlich zur vereinbarten Uhrzeit werden wir ebenfalls ins Sprechzimmer gebeten und nach einer kurzen Begrüßung fasst der Doc unsere Voraussetzungen und Befunde zusammen. Dann geht es vor allem um mich, einen geschichtlichen Abriss warum die Fruchtbarkeit der Frau schon ab 30 Jahren so rapide abnimmt usw usf.

Hier nun der weitere Gesprächsinhalt als Gedächtnisprotokoll und in den Klammern meine nachträglichen Anmerkungen – während des Gesprächs fühlte mich mich arg überfahren:

Ich sei ja schon alt und meine Eizellen seien auch alt, weil sie nicht neu gebildet werden, sondern schon im Mutterleib angelegt sind (weiss ich). Wahrscheinlich habe ich keine regelmäßige Eisprünge, aber selbst wenn ich regelmäßig einen hätte, wären über 50% der Eiszellen Ausschuss wegen Aneuploidien, das sind Fehlverteilungen der Chromosomen. Und auch selbst wenn sich eine befruchtete Eizelle einnistet, steigt das Fehlgeburtsrisiko mit zunehmendem Alter rapide an (weiss ich, weiss ich, weiss ich – oh, ich dachte meine Ovulationstests und meine gute 2. Zyklushälfte würden wenigstens für regelmäßige Eisprünge sprechen?).

Meine Schilddrüse sei okay – auch mit TSH- Werten zwischen 2,0 und 3,0. Erst unter Thyroxin sollen die Werte um 1 liegen (das deckt sich auch mit meinen Erfahrungen/ Recherchen).

Die Menopause sei noch nicht im Anmarsch siehe Blutwerte von Mai 2018 beim Endokrinologen – doch der AMH- Wert recht niedrig, aber so viel sage der Wert auch nicht aus (weiss ich und hoffe sehr, dass ich ihn etwas höher gezogen bekomme, auch wenn das angeblich nicht möglich sein soll – aber ich habe schon so oft über verbesserte Werte nach Einnahme von u.a. Vitamin D gelesen und Rauchen soll auch einen Einfluss haben).

Während mein Mann eher die Zuhörerrolle übernahm, versuchte ich nun einen Dialog mit dem Doc, was jedoch meist in monologartigen Antworten mündete:

Die nicht intakte und nur biochemische Schwangerschaft im Herbst 2017 sei etwas ganz Normales, sowas sehe er wirklich häufig; wahrscheinlich hat sich versucht etwas einzunisten, das habe nicht geklappt und die Schleimhaut habe trotzdem angefangen HCG zu produzieren. Der langsame HCG- Abfall und die Schmerzen seien auch nichts Ungewöhnliches; erst bei einem HCG Wert über 1000/ 1500 könne eine Eileiterschwangerschaft Schaden anrichten (sehr interessant und für mich stimmig, also zumindest der Part mit der Schleimhaut! So hat mir das noch keiner erklärt).

Das Progesteron sei eine nette Sache; mit zunehmendem Alter könne der Spiegel etwas niedriger werden und zugeführtes Progesteron die Gebärmutterschleimhaut verbessern. Ich erwähnte, dass ich seit der Einnahme eine Verkürzung meiner sonst sehr langen Mens beobachte; er erklärt es sich mit einer schnelleren Abstossung der Schleimhaut, weil der Progesteronspiegel nach dem Absetzen rasanter sinke und sich die Schleimhaut dadurch schneller degeneriere (hm, hm).

Vitamin D 2000i.E pro Tag sei ebenfalls eine ganz gute Sache; von ein oder zwei starken Einzeldosen mit z.B. 20.000 i.E pro Woche halte er gar nix; auch die Folsäure soll ich weiter nehmen. Den Rest meiner Nahrungsergänzungsmittel würde ich bei einer ausgewogenen Ernährung allerdings auch so aufnehmen (den Kram nehme ich aber auch wegen des AMH- Wertes, der Schleimhaut und der Eizellqualität. Da kein „Verbot“ kam, nehme ich es vorerst weiter).

Tja, und nun kommt das Resümee bzw. der Hammer:

Man habe ja schon eigentlich alles untersucht, viel mehr könne man da jetzt auch nicht mehr machen (Ähem, abzuklären und zu machen gäbe es da doch noch so die ein oder andere Sache?!).

Es seien ja schon Kinder vorhanden, das geplante Spermiogramm des Mannes deswegen nur pro forma und eine Momentaufnahme. Er habe ja schon mehrfach bewiesen, daß er Kinder zeugen könne (also liegt die Schuld nur bei mir und meinen Eiern? Und das wird nur so rein nach Aktenlage entschieden? Spoiler: Das Spermiogramm wird etwas anderes ergeben!).

Wäre ich jetzt 38 und hätte noch gar keine Kinder, ja dann wäre das was ganz anderes. Aber so seien ja schon Kinder da. (Und was ist mit unserem Wunsch? Das ist doch eine KinderWUNSCHPraxis?! Die Grenze bei den Krankenkassen ist doch vom Alter her noch gar nicht erreicht? Wir haben doch noch ein ganzes Jahr!)

Man könne allerhöchstens noch die Gerinnung überprüfen; da würde man dann Heparin geben können (wenn die Gerinnung Probleme machen würde, hätte sie das nicht schon früher getan?).

Das Gespräch dauerte fast genau eine halbe Stunde und es gab bis auf das Angebot mit der Überprüfung der Gerinnung keinen anderen Vorschlag zur Untersuchung und keine Blutabnahme, keinen Ultraschall um Körperliches auszuschliessen, kein Angebot der Zyklusbeobachtung oder sonstiger hormoneller Unterstützung. Das Progesteron solle ich mir vom Gyn neu verschreiben lassen; da aber besser ein anderes Präparat mit gleichem Wirkstoff, denn das sei finanziell günstiger.

Wir waren sprachlos, als wir aus der Praxis kamen.

Bei uns war überdeutlich angekommen: Man wolle uns nicht helfen, weil schon Kinder da seien.

Hätte man uns das früher gesagt, hätten wir uns die viele Zeit und Organisation mit der Fahrt nach Düsseldorf, dem früheren Feierabend und dem Babysitter auch sparen können!


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