Ab und und zu gibt es hier Beiträge, die nicht von mir stammen, sondern von Gästen. Manchmal müssen gewisse Dinge einfach aufgeschrieben und auch öfffentlich werden, damit sich der/ die Autor_in besser fühlt. Vor allem, wenn es um eine so weitreichende Entscheidung geht, wie heute in diesem Text.
Die Autorin ist Mutter von drei Kindern von zwei Vätern mit einer großen Sehnsucht nach Glücklichsein. Das ist ihr bisher nur bedingt gelungen. Nun blickt sie optimistisch einer glücklichen Zukunft als „Singlemom“ entgegen.
Es war einer dieser sehr sonnigen warmen Herbsttage, als ich beschloss, mein Leben zu verändern. Es war gerade mal 11 Uhr als ich bereits das zweite Mal weinte bzw. mit hohlem Blick in den Raum meine Tränen runterschluckte. Es war irgendwie traurig. Und zugleich war es nichts Besonderes. Diese Erkenntnis in diesem Moment erschreckte mich.
Als der Grund für meinen seelischen Schmerz das Zimmer verließ, brach ich zusammen. Die Kinder stritten und unter Tränen bat ich die Große freundlich, nach oben zu gehen. Wie aus dem nichts schrie sie los, weinte und stürmte die Tür zu knallend aus dem Zimmer. Die Kleine wollte nun zu Papa.
Mir wurde klar, was ich schon so oft vermutete: Die Spannungen zwischen ihm und mir schwirren permanent im Haus und sorgen für diese latent aggressive Stimmung, die hier an der Tagesordnung ist. Ein Leben, dessen ich so, so müde war.
Es wäre zu einfach gewesen, ihm die Schuld für alles zu geben. Doch was ich bei ihm deutlich sah (wenn wir zwei Streit hatten, motzte er die Kinder an), spürte ich auch an mir. Immer wieder wurde ich meinen eigenen Ansprüchen an einen liebevollen Umgang mit meinen Kindern nicht gerecht, weil ich so viel Wut im Bauch hatte. Wegen ihm.
Meine Vorgeschichte machte es mir schwer. Schon Monate, eigentlich sogar Jahre, spürte ich, dass mir dieser Mann an meiner Seite nicht guttat. Doch ich wollte nicht diejenige sein, die so jung schon wieder geschieden war. Ich wollte meinem Sohn keine weitere Trennung und den Mädchen gar keine zumuten. Ich hatte Angst vor meiner finanziellen Zukunft, Angst vor der Einsamkeit und so vielem mehr.
Diese Ängste ließen mich bleiben. Keine Liebe. Schon lange nicht mehr, vielleicht noch nie.
Doch an diesem Tag, an dem die Sonne so herzlich lachte und ich so bitterlich weinte, fasste ich all meinen Mut zusammen, um es zu beenden.
Also schreibe ich diesen Text und schluchze dabei. „Mama, ich bin nicht traurig. Bist du traurig?“, fragte mich das Kleinkind, welches mich weinen sieht. „Meine Schwester ist auch nicht traurig.“ Ich lächele sie an und bin auf einmal zuversichtlich. Ich weiß, es wird schwer, aber ich bin mir sicher, dass diese Entscheidung für mich und meine Kinder die richtige ist.
Auch ich habe eine Trennung mit Kind hinter mir. Auch ich kenne die Probleme und Tücken einer Patchworkfamilie. Ich kenne aber auch das Gefühl, dass ich mich mit einer selbst getroffenen Entscheidung so viel besser fühlen kann. Doch dafür braucht es – wie oft im Leben – Mut, viel Mut.
Liebe Gastautorin: Ich wünsche Dir auf Deinem Weg in Eure Zukunft ganz viel Kraft!
Wann seid Ihr das letzte mal so richtig mutig gewesen?