Gestern bzw vorgestern war es wieder so weit: Unser ausgeklügeltes System von Arbeitszeiten, Betreuungszeiten und Ersatzbetreuung hatte sich kurzfristig in Luft aufgelöst…
Ich rede jetzt nicht von einem oder mehreren kranken Kindern, nein:
Mit nur einem Tag Vorlauf hatte der Mann erfahren, dass ein regelmässiger, aber seltener Termin auf den Nachmittag verschoben wurde. Mitten in die Zeit des Abholens der KiTa- Kinder, wofür er immer zuständig ist, da ich zu diesem Zeitpunkt noch im Büro sitze.
Plan A (Normalzustand): *puff*
Normalerweise hätten wir das mit Abholen in seiner Mittagspause und Betreuung durch die Oma bei uns zuhause auffangen können, aber die war kurzfristig erkrankt.
Plan B: *puff*
Ausserdem musste noch ein dringendes Rezept beim Kinderarzt abgeholt werden, was wegen dem Sturm in der vergangenen Woche und den Öffnungszeiten der Praxis nicht früher passieren konnte.
Nun standen wir doof da und überlegten einen Plan C – ich saß zu diesem Zeitpunkt im Zug vom Büro nach hause, er mit 4 Kindern vor dem Nachmittagssnack am Tisch zuhause. Ich war ehrlich gesagt ziemlich sauer; sauer auf die Umstände und die fehlenden Möglichkeiten, wie wir Eltern unsere beiden Jobs und die 4 Kinder unter einen Hut bekommen sollen.
Direkt danach kamen wieder die Gedanken, die schon vor der Geburt des 4. Kindes in meinem Kopf laut wurden: „Normalerweise arbeitet ja nur einer, wenn vier so kleine Kinder da sind. Der andere kümmert sich dann um die ganze Organisation und die Betreuung – wie soll man das sonst alles schaffen ohne Au-pair oder unterstützende Familie, die ständig verfügbar ist?!“
Ganz besonders schlimm werden die Zweifel, wenn die Kinder krank werden. Vor allem, wenn sich das Virus ausbreitet und nicht nur ein Kind, sondern kurz danach ein weiteres erkrankt und ich schon aus Erfahrung weiss: Das gibt einen Kinderkrankenschein mindestens bis Ende der Woche und viele offene Aufgaben im Büro, die ich ad hoc liegen lassen bzw. ein anderer zu Ende machen muss. Ausserdem ist da immer auch mein schlechtes Gewissen den Kollegen gegenüber und die Angst, dass ich deswegen irgendwann mal durch jemanden ersetzt werde, der zuverlässiger ist. Daher versuche ich möglichst wenig von irgendwelchen Betreuungsengpässen im Büro zu erzählen.
Nach der Wut und den Zweifeln kommt dann bei mir stets eine kurzzeitige Resignation und die Fügung in das Unabänderliche.
Dieses Mal haben wir es zwar hinbekommen, wenn auch wieder mit viel Einsatz, aber immerhin ohne Extrawurst für mich im Büro (sprich am Morgen für den Nachmittag Urlaub einzureichen)!
Der Mann ist nach meiner Ankunft zuhause direkt losgefahren zum anderen Opa, um ihm unseren zweiten Autoschlüssel zu übergeben. Zwischendurch versuchte ich die älteste Tochter unterzubekommen, die zwar auch mal kurz alleine zuhause bleibt, aber nach der Schule finde ich das auch nicht so toll.
Am nächsten Morgen sind wir alle ganz normal aufgebrochen, nur dass der Mann das Auto in der Nähe der KiTa stehen liess und mit den Öffis weiterfuhr.
Der Opa hat dann am Nachmittag die drei KiTa- Kinder eingesammelt und ist mit ihnen in unserem Auto zu einer Bahnhaltestelle in die Nähe des Kinderarztes gefahren, wo sich mich aufsammelten. Ich hatte alle Plusminuten zusammengekratzt und bin so früh wie nur möglich vom Schreibtisch weg.
Zum Glück hatte ich in der Mittagspause noch ein paar Snacks und Getränke für die Rasselbande gekauft, denn wir mußten ja noch etwas erledigen und nach der KiTa ist der Hunger immer gross und die Laune ganz schnell im Keller.
Wir sind dann zusammen zum Kinderarzt gefahren, ich habe schnell in der überfüllten Praxis das zum Glück vorbestellte Rezept abgeholt und dann sind wir Stop-And-Go im Feierabendverkehr zu uns nach Hause, wo der Opa sein eigenes Auto stehen gelassen hatte. Die grosse Tochter konnte direkt nach der OGS zur Nachbarin gehen, die zum Glück zu diesem Zeitpunkt nicht arbeiten musste und kam pünktlich zum Abendessen wieder zu uns rüber.
Ich habe dann alle Kinder alleine ins Bett gebracht und zum Ende der Tagesschau kam dann auch der Mann heim.
Geschafft!
Zumindest für dieses Mal!
(Aber auch nur, weil der Opa ausnahmsweise nicht arbeiten musste!)
Viele andere Geschichten zu diesem Thema wurden mir unter mein Foto auf Instagram geantwortet – Wahnsinn! Und erschreckend, wie oft diese Vereinbarkeit nicht klappt.
Wie ist das denn bei Euch? Dauerkrise oder eigentlich ganz okay?