Auch wenn ich noch nichtmal die Halbzeit geschafft habe, mache ich mir jetzt schon Gedanken zur Entbindung. Vor allem zum Geburtsort und ob ambulant oder mit stationärem Aufenthalt.
Das Tochterkind habe ich klassisch im größeren Krankenhaus (mit Perinatalzentrum Stufe 1) bekommen. Sie kam eine Woche vor Termin, die Schwangerschaft war unauffällig und mir war von Anfang an klar, ich möchte sie im Krankenhaus bekommen. Diese Entscheidung gab mir Sicherheit, das Beste für mich und vor allem für mein Kind zu tun.
Die Geburt selbst war für eine Erstgebärene relativ schnell und dauerte vom Eintreffen im KH mit 3 cm Muttermundöffnung bis zum ersten Schrei gerade mal 4,5 Stunden. Allerdings hatte ich davon 2 Stunden in der Pressphase zu verbringen und das war alles andere als angenehm. Ich lag diese 2 Stunden gezwungenermaßen auf dem Bett in Seiten- oder Rückenlage (Wehen-Tropf, Sauerstoff und CTG), zwischendrin wurden wir immer wieder alleine gelassen und zu Guter Letzt sagte mir einer der nun 3 anwesenden Personen (2 Hebammen und 1 Ärztin), entweder sie kommt jetzt endlich oder wir müssen die bereitgestellte Saugglocke benutzen. Das Tochterkind war bei dem rasanten Geburtsverlauf nämlich nicht hinterher gekommen und hatte sich nicht passend eingedreht. Die Wehen hatten dazu oder deswegen etwas geschwächelt und ich sogar so sehr, daß ich zusätzlich noch Sauerstoff über ein Maske bekommen mußte. Schlussendlich hatte ich nach dieser Drohung bei dieser Aussicht meine allerletzte Kraft zusammen genommen und sie selbst und ohne Nachhelfen auf die Welt gebracht.
Im Nachhinein glaube ich, dass man mir und dem Tochterkind vorher einfach nur ein bißchen mehr Zeit in aufrechter Position hätte geben müssen. Ich fühlte mich zwar ganz gut aufgehoben – zumindest als ich noch halbwegs klar denken und mich noch frei bewegen konnte- aber nachher ein wenig übergangen und überrumpelt. Warum war das Ganze auf einmal so dramatisch geworden, wenn man mir doch vorher das Gefühl gegeben hatte, alles sei okay und verliefe normal? Aber gut: Kind war da und gesund, ich auch.
Auch die Zeit danach auf Station war nicht das Gelbe vom Ei: Aufgrund der vielen Geburten in den vergangenen Tagen lag ich auf einem voll belegten Drei- Bett- Zimmer. Ruhe? Fehlanzeige. Dazu Stillprobleme, exorbitanter Schlafmangel, Hormone und am allerschlimmsten: fehlender Milcheinschuss. Das Tochterkind nahm immer weiter ab, man machte mir Angst und Bange (die 10%- Grenze war schon überschritten) und mir ging es immer schlechter. Zum Glück hatte ich eine saugute Stillberatung und wir bekamen Still- und damit auch Gewichtstechnisch auf den letzten Drücker noch die Kurve, so daß wir nach 4 Tagen in dem unruhigen Krankenhauszimmer endlich nach hause durften. Nach den ersten paar Stunden Ruhe überhaupt nach der Entbindung kam dann die Milch und damit lösten sich sämtliche Gewichtsprobleme innerhalb weniger Tage in Luft auf.
Ich verwette meinen Allerwertesten darauf, daß etwas mehr Schlaf für mich in den ersten Tagen zu wesentlich weniger Stillproblemen geführt hätten.
Deswegen überlege ich jetzt schon, wie die kommende Geburt und erste Zeit danach besser verlaufen kann. Ich weiß inzwischen für mich, daß ich die ganzen Apparate im Hintergrund nicht zwingend brauche, um mich während der Geburt zu entspannen.
Aufgrund des Umzugs liegt das alte KH etwas weiter weg, welches dennoch für mich eine gute Option wäre, kenne ich mich dort inzwischen aus und würde mich allein deswegen dort schon etwas wohler fühlen als in einem vollkommen unbekannten Haus. Andererseits gibt es am neuen Wohnort eine große sowie eine mittelgroße Klinik (erstere mit Schwerpunkt auf Geburtshilfe) und auch ein Geburtshaus. Die erste schon recht schnelle Geburt läßt mich einerseits hoffen und andererseits fürchten, daß es bei der zweiten genauso oder noch schneller geht.
Pro ambulante Geburt:
- Mein eigenes Bett, meine eigene Toilette, mein eigener Kühlschrank.
- Ruhe nach der Entbindung! Wir als kleine Familie und nur die täglichen Besuche der Hebamme. Wenn wir wollen, sonst nichts und niemand anderes. Telefon und Türklingel, die stumm geschaltet werden können.
Contra ambulante Geburt:
- Jede Menge vollgesiffte Bettwäsche bei mir zuhause
- Der Doppel-M kann keinen Urlaub nehmen: Ich wäre also täglich 8 Stunden alleine und müsste mich während der Zeit selbst versorgen, da ich keinen habe der in der Zeit kommen könnte. Alles müsste der Doppel- M abends nach der Arbeit erledigen. Wie ich mich jedoch kenne, würde ich nicht tagelang im Bett liegen bleiben können, sondern sobald es geht im Vorbeigehen mal eben schnell die Waschmaschine befüllen & anstellen, die Spülmaschine ausräumen und die Katze versorgen. Ich würde das bei der Oma untergebrachte Tochterkind sehr vermissen, könnte es aber schlecht auch noch versorgen. Auf den Glücksfall bevorstehendes Wochenende mag ich nicht vertrauen.
- Ich/wir müssten die Anmeldung beim Standesamt und auch die U2 beim Kinderarzt inkl. Hüftsono und Hörtest selber organisieren
Pro stationärer Aufenthalt:
- Vollpension mit 3mal täglich Essen und Getränken so viel man will – alles bequem ans Bett gebracht.
- (Hoffentlich) kompetente Stillberatung – wahrscheinlich sogar 24h verfügbar.
- Das KH kann meistens die Anmeldung beim Standesamt machen.
- Ärzte für mich und Kinderärzte fürs Baby im Notfall nur ein paar Zimmer weiter.
- Die U2 beim Kinderarzt inkl. Hüftsono und Hörtest wären bei der Entlassung auch schon erledigt.
Contra stationärer Aufenthalt:
- Eine Bettnachbarin mit ebenfalls quäkenden Neugeborenen, mit klingelndem Handy und mit 3x täglich Besuch. Im schlimmsten Fall das Ganze sogar mal zwei oder auf türkisch.
- Im Laufe eines Tages kommen mindestens 5x die Schwestern und 3 verschiedene Ärzte ins Zimmer. Die Physiotherapeuten, die einen zur Rückbildungsgymnastik einladen und auch der Babyfotograf, der Werbung für seine Angebote macht, schauen wohl auch einmal vorbei. Und bitte mit dem Baby ins Storchenzimmer zum täglichen Wiegen und Messen vorbeikommen, Frl. Null.Zwo! Hier eine kleine Blutabnahme, da der Blutdruck gemessen und mal eben noch wortlos auf dem Bauch rumgedrückt. „Sieht ganz gut aus. Auf Wiedersehen“. Vielen Dank auch für die Infos!
- Möglicherweise Schwestern/ Hebammen, die einen ganz schnell zum Schnuller/ zum Stillhütchen/ zur Fertignahrung überreden wollen
- Widerliche Krankenhauskeime
Sonderfall Familienzimmer:
- Der Doppel-M wird arbeiten gehen müssen, so dass er sehr wahrscheinlich nicht im KH mit übernachten kann/ will. Für mich alleine wäre es ziemlicher Luxus, ist aber definitiv eine Option.
- Das Vorhandensein kann nicht garantiert werden, ist die Station voll, ist sie eben voll.
Pro Krankenhaus Geburt:
- ich kann mich direkt nach der Entbindung entscheiden, ob ich nach hause gehen möchte (ambulante Entbindung siehe oben) oder auf Station kommen will (siehe auch oben)
- Ärzte für mich und Kinderärzte fürs Baby im Notfall nur ein paar Zimmer weiter.
Contra Krankenhaus Geburt:
- wenn ich Pech habe, ist genau zu meiner Geburt viel los auf der Entbindungsstation, so daß ich mir die Hebamme mit mehreren anderen Frauen teilen muß
- eventueller Schichtwechsel der Hebammen/ Ärzte während der Entbindung
Pro Geburtshaus:
- Die entspannte Atmosphäre
- 1:1-Betreuung durch „meine“ Hebamme und ihr Wissen um, die Erfahrung mit und vor allem das Vertrauen auf die Kraft einer Frau, ihr Kind natürlich zur Welt zu bringen.
- Mein Vertrauen in die Hebamme, meine Geburt bei auftretenden Komplikationen sofort ins KH zu verlegen.
- Das im Notfall angesteuerte Krankenhaus liegt nur ein paar Meter die Strasse runter und meine Hebamme würde als Beleghebamme im KH weiter bei mir bleiben.
- Auch nach der Entbindung würde „meine“ Hebamme die Nachsorge zuhause machen
- nach 3-4 Stunden gehts ab nach hause = ambulante Entbindung (siehe oben)
Contra Geburtshaus:
- nach 3-4 Stunden gehts ab nach hause = ambulante Entbindung (siehe oben)
- Keine guten Schmerzmittel
- Kein Kinderarzt direkt vor Ort
- Rufbereitschaft der Hebamme ist nicht gerade günstig