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Arbeit (Lohn-, Care-, Gefühls-)

Anfang Januar begann ich wieder zu arbeiten. Der Zeitpunkt hatte mir zuerst etwas Bauchschmerzen gemacht, kenne ich doch das Virenpingpong mit kleinen und größeren Kindern rund um die Monate, wo die Tage am kürzesten sind und die langen Nächte mit sehr viel Husten, Schnupfen und leider auch Kotzen gefüllt sein können.

Denn im Wiedereinstieg nach der Geburt eines Kindes bin ich ja mittlerweile geübt: bei der Ältesten waren es 14 Monate Elternzeit, beim Sohn verlängerte sich die Elternzeit durch die Geburt der June auf 2 3/4 Jahre (bei Arbeitsbeginn war die June gerade 14 oder 15 Monate alt, so genau weiss ich das gar nicht mehr), beim Sonnenkind waren es wegen ihres Geburtstages im August nur 12 Monate (1. Geburtstag in der Eingewöhnung gefeiert) und die Jüngste war jetzt frisch 2 Jahre alt geworden. Sie ist schon länger richtig in der KiTa angekommen, hatte auch als mein ältestes Kind überhaupt mit der Fremdbetreuung gestartet und von daher war meine Trennung von ihr oder überhaupt wieder Arbeiten gehen für mich gar kein Thema.

Nach der ganzen Corona- Scheiße mit Homeschooling, viel zu viel Kinderbetreuung und gefühlt immer näher rückenden Zimmerwänden freute ich mich wahnsinnig auf meinen Job und den Austausch mit anderen Erwachsenen.


Wuppertal HBF, das alte Gebäude morgens in der Dunkelheit.

Trotz Winterhalbjahr war der Zeitpunkt ganz gut gewählt, denn es war so direkt nach dem Jahreswechsel nur wenig los im Büro und ich hatte genug Zeit, mich wieder an so vieles zu gewöhnen bzw. neue Abläufe zu verinnerlichen:

Maske, Kopfhörer und Mütze/ Kapuze müssen wohl überlegt sein, wenn man beim Umsteigen von Bus zu Bahn kurz Luft holen will, wie packe ich den Rucksack, so dass ich bei der Fahrkartenkontrolle gut an meinen Geldbeutel komme, aber im Büro auch gut ans Joghurtmüsli, um es für später in den Kühlschrank zu stellen? Wann hole ich den Büroschlüssel raus bzw wo stecke ich ihn nach dem Einchecken hin, ohne mich mit Handschuhen, Mütze, Kopfhörer, Maske, Rucksack, Jacke, Handykordel und eben Schlüssel nicht zu verheddern? Und wie war nochmal die Reihenfolge in der Teeküche, um nach der Ankunft direkt mit Wasser, Glas und frischem Kaffee sowie Tasche in einem Rutsch zum Platz zu kommen?

Der morgendliche Ablauf zuhause klappt(e) wider Erwarten ganz gut (die Kurze weckt uns nämlich meist deutlich vor dem Wecker), die wirklichen Probleme fangen erst an, sobald ich in den ÖPNV einsteigen und nach Düsseldorf will: Busse verspätet oder ausgefallen, die schnelle Busverbindung spätnachmittags auf dem Heimweg wurde komplett eingestellt (Personalmangel), die S-Bahnen fahren zwar fast pünktlich an meinen Haltestellen ab, aber eben auch deutlich öfter zu spät oder leider gar nicht (ebenfalls Personalmangel), das war alles vor Corona noch anders und führt jetzt zu verpassten Anschlüssen und Wartezeiten in der Kälte. Oben drauf gab es auch direkt im Januar einmal fettes und einmal leichtes Schneechaos hier in Wuppertal, ebenso ein Morgen mit Glatteis und schon mehrfach Streik beim ÖPNV in Wuppertal oder Düsseldorf oder gleich in beiden Städten.


Ein paar Zentimeter Schnee im Rheinland. In Wuppertal hatte es viel mehr geschneit und ich war glücklich, es in den Zug geschafft zu haben.

Nichtsdestotrotz merkte ich überraschend nach Woche 2, wie sehr mich das Arbeiten doch wieder auf Abstand bringt zu meinem kleinen Mikrokosmos zuhause. Die Last der Carearbeit wiegt plötzlich so viel weniger, auch wenn die Bälle in der Luft mehr wurden.

Mit dazu bei trug im großen Maße mein Willkommen auf der Arbeit: ich wurde herzlichst begrüßt von Personalabteilung, Leitung und Kolleg*innen, es war alles so richtig toll vorbereitet und ich fühlte mich etwas überrumpelt von der Freude über meine Rückkehr und die Kompetenz, die man mir zusprach (ich aber anfangs noch gar nicht wieder fühlte).

Die nächsten Wochen sollte ich bei einem Projekt mitarbeiten und freute mich sehr, dass ich wenigstens hier ein bisschen Planbarkeit erwarten kann.


Mit Sonne ist der Ausblick gleich viel schöner.
Herzlich Willkommen auch auf meinem Schreibtisch!

Bis plötzlich ein Jobangebot alles durcheinander brachte, das kam nämlich wie aus dem Nichts (ich habe z.B. nirgendwo ein Jobprofil online) und schüttelte mich gehörig durch.

Ich muss dazu sagen, dass ich im Sommer und Herbst zwischendurch schon mal geschaut hatte, ob sich nicht etwas näher gelegenes für mich finden würde. Ich hatte damals auch eine Stellenanzeige dieses Büros gesehen, aber den Gedanken ganz schnell verworfen, weil die Software nicht passte (das ist hier in der Umgebung leider fast durchgehend der Fall) und (wie sonst auch üblich) nur Vollzeit gesucht wurde. Bwahaha. Außerdem hatte ich ja eine sichere Festanstellung in Teilzeit und woher die Zeit für Recherche, Bewerbungsschreiben und -fotos nehmen ?

Nun aber war man sehr an mir interessiert, Software hin oder her, die Anwesenheit von Kindern war auch bekannt, Teilzeitwunsch ebenfalls und so kam es, dass ich viele, viele Gedanken wälzte.



Ich erstellte eine Pro und Contra – Liste, redete immer wieder mit dem Mann (dessen Antwort war klar: „Fang da bitte gerne an, die möglichen Risiken sind im Gegensatz zu den Vorteilen kein großes Gewicht!“ *), schlug mich mit der Frage herum, was ich aktuell wert bin und ob ich das hier verlangen kann, rechnete wie viele Stunden möglich seien (die Zeitersparnis beim Arbeitsweg macht pro Woche zwischen 4 und 7 Stunden aus) und was mich nach mehreren Jahren Betriebszugehörigkeit in einem großen Unternehmen der Wechsel in ein viel, viel kleines Büro kosten könnte (Probezeit, Urlaubstage, ggf. Fortbildungen, Kündigungsschutz im Allgemeinen und Speziellen und und und).

* Er hat ja gut reden, dachte ich mehr als einmal. Er ist ein Mann und bekommt bei der Nennung der Kinderanzahl auf die Schulter geklopft – gerade auch im Berufsleben.

Und er ist auch nicht derjenige, der da am Anfang sitzt und sein Können nicht zeigen kann, weil er die Software nicht beherrscht.

Er wurde auch vorher nicht immer um Rat gefragt, wenn es um die Bedienung derselben ging und gilt auch nicht als sehr, sehr erfahren im Umgang damit.

Er steht ja auch nicht doof da, sollte irgendwas schief gehen, sondern ich, die Mutter von 5 Kindern!


Da der Beitrag sonst viel zu lang geworden wäre, gibt es hier den zweiten Teil.


2 Gedanken zu „Arbeit (Lohn-, Care-, Gefühls-)“

  1. Hallo, ich bin auch sehr gespannt auf die Fortsetzung! Es wiegt ja tatsächlich einiges, die lange Betriebszugehörigkeit, die Bekanntheit als Experte usw… ich bin auch froh noch immer in dem Unternehmen zu Arbeiten, in dem ich vor meinen Kindern gearbeitet habe. Gerade weil Teilzeit und nun auch wieder das Aufstocken der Stunden in kleinen Schritten mit zunehmenden Alter der Kinder problemlos möglich ist. Ich drücke die Daumen, auf was auch immer die Entscheidung gefallen ist!!!

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