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Vereinbarkeit – Warum arbeitest Du überhaupt als Mutter von 4 Kindern?!

Kürzlich schrieb ich ja von einem echt anspruchsvollen Jonglieren aufgrund einer kleinen Terminänderung im Job des Mannes und den darauf folgenden Betreuungsproblemen bei den Kindern. Ausserdem kamen bei mir ja direkt wieder die Gedanken auf, dass uns solche Sachen gar keine Probleme machen würde, wäre ich eine stay-at-home- Mom.

Am Morgen des Tages mit mühsam zusammengeschusterter Abholerei der KiTa- Kinder und einem wirklich nicht sehr sicheren Zeitplan dachte ich auf dem Weg ins Büro darüber nach, warum wir uns das dennoch „antun“, also vorrangig warum ich arbeiten gehe trotz/ obwohl 4 Kindern und ohne Aupair oder Kinderfrau.

Warum also überhaupt der ganze Stress?

Das allerwichtigste wird wohl sein: Ich finde meinen Job toll! Ohne das wäre ich nach dem 4. Kind wohl nicht wieder so früh wieder eingestiegen oder hätte längst aufgehört, reduziert oder gewechselt – den Arbeitgeber oder vielleicht auch die Branche.

Ich mag nicht nur meine Aufgaben, sondern auch das Erschaffen von Dingen, die bleiben. Nicht nur etwas zu machen, was meistens Sinn macht, sondern auch das Gefühl von Produktivität und ein sichtbares Ergebnis. Zuhause im Haushalt schaffe ich natürlich auch immer etwas (vor allem auch mit ablesbaren Resultaten), aber das Ergebnis ist leider meist nur von kurzer Dauer: Putzen, Saugen, Wäsche, Spülmaschine und dann wieder von vorne. Eine Sisyphos- Arbeit. Kurze Befriedigung, kurzes Ärgern und wieder am Anfang stehen. Im Büro ist das schon sehr anders.

Ein weiter wichtiger Punkt: Das Geld. Nicht nur mein Anteil am Haushaltseinkommen, sondern auch mein Geld. Auch wenn inzwischen dank Lohnsteuerklasse 5 (zum Glück habe ich lange Zeit nach LSK1 Gehalt bekommen, dessen Betrag ich mir nun immer vor Augen halte – die Differenz zu jetzt landet nur auf dem Konto meines Mannes und ist nicht weg!), nach dem Abzug vom Ticket, nach Abzug der aushäusigen Mittagessen (wenn ich abends heimkomme dann koche ich nicht mehr, denn die Kinder bekommen alle warm in der Betreuung und nach gut 11 Stunden ausser Haus bin ich einfach platt) und neuerdings auch nach Abzug der ungemein entlastenden Putzhilfe (deren Gehalt wir uns ja eigentlich teilen, aber trotzdem bezahle ich ja mit und wäre ich daheim, würden wir sie nicht anstellen) nicht mehr viel übrig bleibt, ist es trotzdem noch mein Geld. Im Endeffekt könnte man sogar noch ein paar Euro der anfallenden KiTa- Gebühren abziehen, denn gerade die Jüngste bräuchte noch gar nicht in die Betreuung zu gehen.

Aber ich zahle nicht nur für mich in die Rentenkasse ein, sondern kann mir von den paar übrig bleibenden Kröten auch mal was Gönnen. Wie zum Beispiel schöne Klamotten – natürlich hauptsächlich fürs Büro, was ich mir sonst für den Alltag zuhause nie gekauft hätte (zu unpraktisch, zu teuer) oder aber auch mal ein Buch oder SchnickSchnack oder was Hübsches für die Kinder. Und ich muss nicht darüber nachdenken, ob ich die 10 Euro dafür jetzt augeben kann oder nicht – das ist wirklich toll! Bei größeren Beträgen denke ich natürlich schon darüber nach, aber es ist trotzdem etwas anderes.

Meine Auszeiten trotz Bürojob

Jeden Arbeitstag pendle ich von Wuppertal nach Düsseldorf und wieder zurück, dafür gehen knapp 3 Stunden drauf. Aaaaber: ich habe auf diesem Weg Zeit zu Lesen. Ich habe schon immer viel gelesen und mit der Geburt des 1. Kindes änderte sich das drastisch: tagsüber kaum Gelegenheit und abends zu müde – Sie kennen das, wenn Sie auch Kind(er) haben. Aber jetzt kann ich vor allem in der halbe Stunde im Zug viel und ungestört lesen! Macht am Tag eine ganze Stunde Zeit für Bücher, Zeitschriften, Internetsachen.

Ein Tag im Büro bedeutet aber auch: Gezwungene Mittagspause! Nicht noch eben schnell die Waschmaschine anschalten, den Trockner leeren oder herumliegendes Spielzeug wegräumen – nein! Aufstehen, Mantel an, raus aus dem Büro und rein ins Restaurant! Ich kann in Ruhe Essen, dabei weiter Lesen ohne Gezanke am Tisch, ohne Kochen vorher und ohne Abräumen nacher. Da ich noch nie gut Essen und reden gleichzeitig könnte (entweder habe ich anschliessend Bauchweh oder ich bin unhöflich und rede kaum mit), gehe ich mittags immer mit mir alleine essen und geniesse es!

Sozialen Kontakte und Impulse

Nach mehreren Monaten in Elternzeit zuhause fehlte mir dann doch immer irgendwann der Austausch mit anderen erwachsenene Menschen. Durch den Kontakt zu den Kollegen unterschiedlichen Alters komme ich auch endlich wieder mit Dingen außerhalb meiner Familien/Kinder- Blase in Berührung. Das erweitert meinen Horizont ungemein. Ehrlich gesagt, versuche ich auch wenig von familiären Dingen ins Büro zu tragen – dort will ich Kollegin, Angestellte bzw Arbeitnehmerin sein und nicht immer nur „die Mutter von X Kindern“. Dazu ein bisschen Schaufenster gucken in der Mittagspause und auch ab und an mal ein belauschtes Gespräche in der Bahn. Kürzlich ging es bei zwei jungen Frauen um das Thema Heiraten und Hochzeit planen, da habe ich mich dann auch einfach mal mit eingebracht :)

Im Büro kann ich ganze Gedankengänge zuende denken und Sätze zuende sprechen – im Alltag mit Kindern nicht unbedingt möglich. Zwar ist das Arbeiten aufgrund der teilweise kurzen Nächte und auch wegen des engen Zeitfensters (Überstunden sind nicht oft möglich) nicht mehr so wie früher, aber im Büro kann ich meinen Kaffee immer heiss trinken! Yay!

Ja und die Kinder?!

Morgens ist es oft Stress, damit pünktlich alle aus dem Haus kommen. Aber auch das hat sich schnell wieder eingespielt nach meinem Wiedereinstieg, vieles ist oft nur eine Frage der Vorbereitung und Organisation. Früher war es ja nicht anders, nur eben jeweils ein Kind weniger. Meine Kinder sind also von Anfang an da reingewachsen, daß Mama auch wieder arbeiten geht und der Papa zur KiTa bringt/ von der KiTa abholt. Abends freue ich mich richtig auf die Kinder, die mich dann jubelnd begrüssen. Meine kleine Fanbase ♥ Danach bleibt nur noch wenig Zeit zum Aufräumen, ins Bett bringen etc, aber dann habe ich auch wirklich richtigen Feierabend und mache nur noch Sachen, die nicht bis zum Wochenende warten können.

Direkt nach dem Wiedereinstieg dachte ich schon oft daran, was die Rasselbande nun wohl gerade in Schule und KiTa erlebt, aber ein schlechtes Gewissen habe/ hatte ich nie. Wir sind so glücklich mit unseren Einrichtungen und den Erzieherinnen und die Kinder fühlen sich verdammt wohl dort. Auch bei Terminen, die ich aufgrund meiner Arbeitszeiten nicht wahrnehmen kann, habe ich kein schlechtes Gewissen. Für die wirklich wichtigen Dinge nehme ich mir frei, der Mann ist ja auch noch da und kann genauso gut z.B. beim Martinszug mitgehen und manche Dinge gehen halt eben nicht. Müssen vielleicht auch nicht immer unbedingt. Ich kenne es aus meiner eigenen Kindheit mit vielen Geschwistern und zwei arbeitenden Elternteilen auch nicht anders.

Alltag mit regelmäßigen Ausnahmen

Dennoch gibt es jetzt mit 4 Kindern kaum so etwas wie einen gleichbleibenden Wochenrhythmus, denn irgendwas ist immer: Ein Kind oder ein Elternteil oder gleich mehrere werden krank, ein Arzttermin steht an, ein längerer Termin im Job erfordert unserer Anwesenheit über die übliche Zeit hinaus, „Bitte geben Sie ihrem Kind bis übermorgen 3,50Euro abgezählt in einem verschlossenen Umschlag mit“, Schulaufführung, besonderes KiTa- Frühstück, Elternabend hier und Entwicklungsgespräch dort, unterrichtsfreie Tage der Grundschule und Konzeptionstage in der KiTa etc pp. Da muss ich ganz ehrlich sagen: Das können wir nicht alles locker durch die Hose veratmen, das kommt oft oben drauf. Manches lässt sich schnell abhaken, manches bringt uns gehörig aus dem Takt. Und Takt ist sehr wichtig geworden, der (oft gehetzte) Blick auf die Uhr ist fester Bestandteil meines Lebens geworden. Pünktlich morgens aus dem Haus – Ist der Bus pünktlich? Sonst ist die Bahn weg – Wenn ich nicht pünktlich im Büro bin, muss der Mann abends alles alleine machen und ich sehe die Jüngste vor dem Schlafen gehen gar nicht mehr und so weiter und so fort.

Und doch lässt sich das alles ganz gut händeln, wenn es nicht zu viel wird. Ich habe meine Freiräume und kann mich sogar auch mal nach der Arbeit mit einer Freundin treffen, das ist so schön.

Nur manchmal, da wird das kleine Stimmchen im Hinterkopf lauter und flüstert mir zu: „Wie soll das werden, wenn die Kinder größer sind? Wenn sie mehr Unterstützung in der Schule oder bei den Hobbies brauchen? Wenn einer von Euch Eltern etwas länger ausfällt oder Oma&Opa nicht mehr so oft einspringen können?“ Puh, da wird mir dann ganz anders. Dann werde ich ein bisschen wütend und frage mich, warum es für uns um einiges schwieriger ist, weil 4 Kinder statt nur 2 oder 1 da sind. Doch das ist zum Glück selten. Und wenn ich das Stimmchen höre, dann denke ich, daß wir auch dafür eine Lösung finden werden, mit der alle glücklich sind.

Denn darauf kommt es schlussendlich an: Es müssen sich alle wohlfühlen!


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