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Letzte Male

Die Schwangerschaft mit dem Junebug nähert sich mit grossen Schritten dem Finale.

Damit hat für mich nicht nur der Endspurt begonnen, sondern auch die Zeit des Abschiednehmens. Immer häufiger habe ich den Gedanken im Kopf: „Vielleicht machst Du dies gerade zum letzten Mal, bevor das Junebug schlüpft?“ Dann kribbelt es etwas in meinem Bauch, ich lächle in mich hinein und freue mich still.
Manchmal überkommt mich auch etwas Furcht vor der Ungewissheit, wie die selbe Situation dann in wenigen Wochen ablaufen wird – aber auch das wird sich irgendwie finden, so wie beim Mini-M damals.
Ich weiss aufgrund der anderen Schwangerschaften, dass dieses gespannte Warten an Intensität noch zu nehmen wird und es gehört für mich einfach dazu.
Endzeitschwanger eben :)

Einiges rufe ich mir nun wesentlich stärker ins Bewusstsein:
Einen Viertelnachacht- Krimi pünktlich anzufangen und mit Sicherheit zu erfahren, wer der Mörder ist.
Ein Telefonat in Ruhe führen oder Kochen ohne Unterbrechungen.
Ausflüge wie den zur Babymesse ganz alleine zu unternehmen, ohne mit dem Kopf ständig zuhause zu sein („Reicht die abgepumpte Milch? Hats mit dem Einschlafen geklappt? Kehre ich nacher in das Auge eines Tornados zurück?“)
In aller Ruhe mit dem Mini-M im Arm einen Mittagsschlaf machen und dabei meine Nase ganz tief in seine goldenen Locken stecken, um diesen Herzensmoment festzuhalten.
Mit dem Tochterkind ganz bewusst Zeit verbringen und auch eine 2. oder 3. Runde Memory spielen.
Vieles wird nach Ankunft des Junebugs wohl erst einmal nicht so möglich sein – Fremdbestimmung und Umdisponieren statt Planbarkeit, ständig auf etwas Reagieren müssen statt Regelmäßigkeiten.
Dieses Mal weiss ich aber aus sicherer Erfahrung: es wird sich in absehbarer Zeit alles wieder ändern, wahrscheinlich sogar schneller als ich gucken kann.

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Richtig mulmig wird mir allerdings bei dem Gedanken, dass ich nun höchstwahrscheinlich zum allerletzten Mal eine Schwangerschaft erlebe.
Diese Tritte und Bewegungen von innen spüre.
Mit der Hand über meinen prall gespannten Bauch fahren kann.
Schluckauf, aber nicht den eigenen spüre.
Dieses unbeschreibliche Gefühl einen kleinen Menschen unter dem Herzen zu tragen, ihn 9 Monate lang zu nähren und zu (be)schützen und nicht zu wissen, wann man sich endlich kennen lernt. Diese Neugierde, dieser Zauber des Neuanfangs, dieses kleine Wesen – so sauber und rein und unwahrscheinlich gut duftend!
Einerseits ist für mich sehr klar, dass es hier in nächster Zeit kein weiteres Baby geben wird – dafür hadere ich zuviel mit meinen Qualitäten als Mutter, mit der Kraft die irgendwo herkommen muss, mit meinem Wunsch nach etwas mehr Unabhängigkeit und auch nach Berufstätigkeit. Andererseits ist da aber auch ein kleines Stimmchen, dass jetzt schon sagt: „Aber Du musst doch nicht für immer eine Entscheidung treffen! Später ist doch auch noch etwas Zeit, so alt bist Du noch nicht! Dieses Wunder, wie aus 2 Strichen auf Papier ein kleiner Mensch wird!“
Dennoch sortiere ich bereits einiges aus – von vielem kann und will ich mich aber dann doch nicht trennen. Ich surfe nochmal in „meinem“ Kinderwunsch- & Elternforum – mit dem Hintergedanken, dieses Kapitel für länger hinter mir zu lassen.
Rückkehr ungewiss…

Zum Glück bleibt für all diese Gedanken nicht zu viel Raum – der Alltag lässt einfach sehr wenig Platz dafür.
Erst wenn ich abends im Bett liege und alle anderen gleichmäßig atmen höre, sind diese Gedanken plötzlich sehr laut.
Ich schiebe dann diese eine kleine harte Beule mit meiner Hand wieder sanft zurück in meinen Bauch und frage mich erneut, wie oft ich das noch tun werde bis ich das kleine Füßchen richtig streicheln darf.
Alles andere wird dann wieder unwichtig…

SSW 38+0

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