Vor wenigen Tagen endete in der ARD die Themenwoche mit dem Titel „Glück“ – allein schon die wunderbare Maus mit der einstündigen Sondersendung darüber, wie Babys in den Bauch und wieder heraus kommen, sei hier nochmal genannt.
Das bringt mich dazu, endlich ein paar Gedanken festzuhalten, die mich schon länger beschäftigen.
Schon kurz nach dem positiven Test schossen mir folgende Sätze durch den Kopf: „Setzt Du damit nicht Dein Glück aufs Spiel? Du hast zwei gesunde Kinder – forderst Du es mit dem dritten nicht geradezu heraus, Dein Glück?“
Noch größer als bei der Schwangerschaft mit dem Mini-M war die Angst, es zu verlieren.
Noch weniger konnte ich mich zuerst darauf einlassen.
Noch banger mein Blick beim Abwischen auf der Toilette.
Noch stärker die Anspannung vor dem Arzttermin Anfang der 9. Woche. Ist etwas da? Schlägt das Herz?
Mein pragmatisches, rationales Ich denkt dann an Chromosomensätze und programmierte Abläufe, die durch kleinste Abweichungen das Exit- Programm starten. An Baupläne, die eingehalten und ständig überprüft werden müssen, damit alles bei dem kleinen Menschlein richtig funktioniert. Nix mit höherer Macht – alles reine Biologie und Chemie: Zellteilung, Versorgung und Wachstum. Hormone, Nährstoffe und Vitamine. Alles damit aus 2 Zellen einmal ein kleines Baby wird.
Bislang sieht es sehr gut aus, ich bin nun schon Anfang der 14. Woche. Vor allem nach dem letzten Ultraschall wächst meine Zuversicht und das Vertrauen in die Natur. Ein unterschwelliges Gefühl bahnt sich dennoch manchmal den Weg nach oben.
So viel, was von mir abhängt:
Was wenn ich vom Mini-M stark in den Bauch getreten würde, weil ich beim Wickeln nicht genug Abstand gehalten habe?
Wenn ich im Bus den Kinderwagen nicht richtig festhielte und mir der Griff in den Bauch gerammt wird?
In brenzligen Situationen geht dann direkt das Kopfkino los. Schrecklich.
Aber auch sooo vieles, was wiederum nicht in meiner Hand liegt:
Kürzlich schlug ein Bekloppter nur 2 Meter vor mir entfernt mit voller Wucht seinen geschlossenen Regenschirm aufs Pflaster, welcher dann in 2 Teile zerbrach, durch die Luft sauste und nur knapp an mir und dem Mini-M im Kinderwagen vorbeiflog. Wir haben solches Glück gehabt! Es ging alles so schnell… Erst Minuten später realisierte ich, was da passiert war und hätte passieren können. Da ging mir plötzlich die Pumpe, aber so richtig!
Und wenn wir dann bis zum Finale gekommen sind: unter der Geburt kann ja auch so viel passieren…
Selbst danach: „Hoffentlich ist es gesund – so wie die anderen beiden!“
Und damit direkt weiter zu den nächsten Fragen: „Womit habe ich das eigentlich verdient?“ Einen wunderbaren Mann an meiner Seite, 2 wunderbare Kinder an der Hand und nun das dritte unter dem Herzen tragen zu dürfen?
Habe ich es verdient?
Kann man es sich überhaupt verdienen?
Ist jeder seines eigenen Glückes Schmied und wir sind einfach nur so mutig, uns auf das neuerliche Abenteuer einzulassen?
Allerbestes hormonbedingtes Gedankenkarussell also…
Nichtsdestotrotz bin ich die meiste Zeit „einfach nur“ schwanger – wenn ich es nicht gerade vergessen habe ;) Mit wachsender Plautze, den üblichen Wehwehchen und jeder Menge Vorfreude.
Mit einem Tränchen im Auge bei der Vorstellung, bald wieder die mini-winzig Bodys in Größe 50 in die Wickelkommode zu räumen.
Mit freudiger Erwartung der ersten Stupser von Innen.
Mit angefangenen Namenslisten im Handy und Einkauflisten im Kopf, was ich gerne exklusiv für das kleine Käferchen möchte.
Kaum einer hätte vor 6 Jahren gedacht, dass ich einmal 2 Kinder und eine Wohnung mit Garten hätte. Über Kinderwagen, Windelgrößen und Schwangerschaftsbeschwerden fachsimpel. Geschweige denn ein drittes Kind unter dem Herzen trage und Mamabloggerin bin :)
Damals steckte ich mitten im Studium, zwischen (teilweise exzessivem) Partymachen, Lernen und Modellbauen. Familie war in dieser Lebenssituation etwas, was ich „später mal“ haben wollte. Ein recht unbestimmtes „später“ wohlgemerkt.
Und nun lebe ich – nach einem kurzen Abschnitt als Alleinerziehende – in wilder Patchworkehe.
Vor 6 Jahren war das definitiv keine Vorstellung von „Glück“ für mich – nun aber lebe ich Tag für Tag als Partnerin, Mama und Schwangere und bin im Moment dieser Rückschau gerade einfach nur verdammt glücklich und dankbar.
„Findet mich das Glück?“ – die Überschrift zu diesem Eintrag – ist der Titel eines kleinen (eigentlich total witzigen) Büchleins, welches ich vor Jahren von einer Studienkollegin und guten Freundin geschenkt bekam.
Kann mich das Glück überhaupt finden oder muss ich es gar selber finden?
Wenn ich etwas in diesen letzten Jahren über Glück gelernt habe, dann eines: Ich muss es sehen und bereit dafür sein.
Sonst könnte es direkt vor mir stehen und ich würde es einfach nicht bemerken.
Mein eines Glück macht gerade Mittagsschlaf, das andere kleine und das größere höre ich nebenan im Zimmer erzählen. Das kleinste Glück wird sich bald als Seifenblasen bemerkbar machen und meine Sorgen verfliegen lassen.