Das fragte mich früher amüsiert ein guter Freund, wenn wir im Morgengrauen gemeinsam aus der Bar wankten und ich nicht mehr -äh- ganz so trittsicher auf den Beinen war.
„Wird es denn gehen?“ fragte ich mich in letzter Zeit öfter, aber weniger belustigt.
Am Anfang, als alles noch so frisch war, lautete meine Antwort „Bestimmt nicht. Wie denn? Wie soll es denn gehen, wenn mir so etwas Großartiges genommen wurde und ich mich doch gar nicht mehr sicher fühlen kann? Wie soll ich nochmal Vertrauen fassen – in meinen Körper, in die Natur?“
Ich habe ausserdem den Verdacht, dass ich eine kleine Depression hatte. Ich fühlte mich so verdammt taub und vieles war mir so egal, so unwichtig geworden. Und als würde ich von oben auf mich herabsehen, habe ich es zwar mitbekommen, konnte aber nichts daran ändern.
Ich schiebe es auf den Hormonabfall, welcher ja auch nach einer Geburt zum normalen Zeitpunkt die sogenannten Heultage/ den Babyblues verursacht und sogar in eine richtige Wochenbettdepression ausarten kann.
Ich war so müde wie lange nicht mehr und fragte mich ständig, wie ich einen normalen Tag im Büro inklusive Familienzeit abends daheim eigentlich durchgestanden habe. Und dann auch noch schwanger!
Von schwanger auf nicht-schwanger in weniger als 48 Stunden
Ich bemerkte, dass vieles nach meiner Rückkehr aus dem Krankenhaus anders schmeckte und anders roch: Mein Lakritz war plötzlich fade, stattdessen hatte ich nach Monaten wieder Lust auf Schokolade. Immerhin musste ich nachts nicht mehr auf Toilette, das war sehr angenehm. Aber selbst nach 2 Mal duschen hatte ich das Gefühl, ich „stinke“ immer noch komisch nach Schweiss – nur der Geruch nach Wochenfluss, der war derselbe wie in meiner Erinnerung, auch wenn er sich falsch an fühlte, so ganz ohne Baby im Wohnzimmer.
Stattdessen erreichten mich so viel Nachrichten, so viele Geschichten und auch einige liebe Kleinigkeiten!!! Ich sass hier teilweise und heulte, weil ich gar nicht anders konnte: So viele von Euch haben leider ähnliches erleben müssen (an dieser Stelle würde ich Euch jetzt gerne alle einmal in den Arm nehmen), so viele von Euch haben sich dafür bedankt, dass ich mein Erlebtes hier aufgeschrieben habe. Ich sei deswegen mutig, las ich ein paar Mal. Nein, ich war nicht mutig, ich wäre andernfalls geplatzt! Es musste raus und es tat beim Schreiben nochmal richtig weh, aber danach fühlte ich mich erleichtert!
Mir tut es wahnsinnig leid, dass ich nicht alle Kommentare und Nachrichten beantworten kann. Ich hoffe, dass mir zumindest bei den Mails, bei den PNs und DNs keiner durchgerutscht ist. Aber die vielen lieben Kommentare auf meine beiden Beiträge haben mich mit dem Beantworten überfordert. Bitte seid mir nicht böse, ja? Aber es sind einfach zu viele… Danke Ihr Lieben Internetmenschen ❤
Und jetzt?
Alles was mit Schwangerschaft und Neugeboren zu tun hat ist gerade nicht einfach für mich. Auch wenn sich mehr und mehr der Gedanke einschleicht „Bald wirst Du vielleicht auch wieder…?“ muss ich momentan noch oft an diese vielen Hätte, Wenns und Könnte denken, an die vielen Möglichkeiten die nun nicht mehr da sind. Da sind auch so viele andere Fragen, vor allem wie man nach so etwas nochmal den Mut und das Vertrauen finden kann. Wie geht das? Einfach alles Verdrängen? Auf die Statistik hoffen? Augen zu und durch? Niemandem etwas sagen, falls es doch wieder schief geht? Allen etwas sagen, um sich wenigstens dieses Mal nicht um die gute Hoffnung betrogen zu fühlen?
Stattdessen lasse ich mich wieder auf den Alltag und die Kinder ein und lasse mich natürlich auch dadurch ein bisschen ablenken. Aber ich fühle mich körperlich viel besser und auch dieses dumpfe Gefühl ist seit einigen Tagen komplett verschwunden. Stattdessen habe ich nun zwar öfter Kopfweh, aber wer weiss was gerade in meinem Körper wieder alles umgestellt wird? Das Schwangerschaftshormon ist auf jeden Fall noch gut nachweisbar – heute morgen habe ich einen Test gemacht, der zum Glück nicht mehr knallepositiv ist. Ich würde ihn am Anfang der Schwangerschaft so auf den Zeitraum Eisprung +12 Tage bis zum ersten Tag nach der fälligen Regel schätzen…Es kann noch dauern, sagte mir bei der Nachuntersuchung letzte Woche die Ärztin, bis das Hormon komplett verschwunden ist. Was sich wochenlang steigert, kann nicht innerhalb weniger Tage wieder verschwinden. Immerhin sind die Blutungen so gut wie weg. So kann ich ohne große Sorgen wieder arbeiten gehen und mich mit den Kindern auf Sankt Martin freuen.
Ja, es wird also gehen
Irgendwie geht es also jetzt schon und wird immer besser. Dennoch wird da immer etwas sein, das fehlt. Es wird mal näher und mal weiter weg sein, aber es ist da. Und es wird okay sein.