Auf den letzten Drücker möchte ich etwas zu der Blogparade über Vorurteile beim Umgang mit Kindern schreiben, die Vätern und Müttern so entgegenschwappen.
Vorab möchte ich aber noch kurz erzählen, wie ich selbst aufwuchs: nämlich als Älteste von insgesamt 4 Geschwistern. Während mein Vater stets den Löwenanteil des Familieneinkommens verdiente, trug aber auch meine Mutter immer mit dazu bei. In meiner Grundschulzeit wurden wir Kinder nach Kindergarten (der damals nur bis mittags ging) und meinen paar Stunden Unterricht täglich zuhause bis zum späten Nachmittag von einer Kinderfrau betreut. Erst später, als meine Mutter mit dem Nachzüglerkind in Babypause war, brach diese Struktur auf. Recht schnell aber machte sie sich mit ihrem Hobby selbstständig und war dann häufig abends arbeiten. Auch wenn sie sich viel um den Haushalt kümmerte, wurden wir Kinder alle früh zur Selbstständigkeit erzogen. Unvergessen waren zum Beispiel die Augen der ersten Freundin meines Bruders, als er sich als Teenager vor einer Party noch schnell ein T-Shirt bügeln wollte – meine Mutter liess sich immer Zeit mit der Bügelwäsche, so dass wir es irgendwann selbst übernahmen (schlau, oder?). Umgekehrt liess mein Vater uns Kinder im Hobbykeller werkeln, half uns bei Fahrradreparaturen oder erklärte uns technische Zusammenhänge – unabhängig davon ob wir nun Junge oder Mädchen waren. Wir waren wissbegieriges Kind – das reichte!
Ich fühle mich daher (für damalige Verhältnisse) recht frei von Rollenklischees erzogen und habe einen künstlerisch- technischen Beruf ergriffen, bei dem ich erstmals zu spüren bekam, dass Männern bei gleicher Ausbildung mehr Kompetenzen zugeordnet werden.
Nach der Geburt meines ersten Kindes war es plötzlich umgekehrt: In meinem bis dato kinderlosen Umfeld, seitens der Schwiegerfamilie und auch von meinen eigenen Großeltern (geboren 1929) wurde von mir als Mutter plötzlich bei der Haus- & Kinderarbeit viel mehr erwartet als vom Vater und Selbstverständlichkeiten (in meinen Augen) bei ihm als besonders lobenswert gerühmt, was mich richtig wurmte. Heute in der Beziehung mit meinem Lebensgefährten, in beiden Freundeskreisen wo jetzt fast alle Kinder haben und auch innerhalb meiner Familie (nun ebenfalls mit Nachwuchs) hat sich schon viel von dem geändert. So gut wie alle Väter, die ich kenne, haben zumindest die 2 Monate Elternzeit genommen und währenddessen nicht nur am PC gedaddelt. Auch danach kümmern sie sich weiterhin verlässlich mit um Kinder und Haushalt.
Den ersten Teil über die Erfahrungen bei dieser Thematik hat Thea vom Blog ratzefatze-pustekuchen gesammelt.
Hier steigen ich dann ein mit den Fragen von Papa Pelz, die er im zweiten Teil der Blogparade #papakanndas stellt:
1 | Wie verhältst du dich, wenn dir diese Stereotypen aus den gesammelten Erfahrungsberichten begegnen? Wie würdest du dich gern verhalten, was hindert dich gegebenenfalls?
Ich versuche inzwischen zu reflektieren, mit welchen Mustern mein Gegenüber selbst aufwuchs und vor allem zu welcher Zeit. Meine Großeltern werden sich in ihren Grundsätzen wohl nicht mehr ändern und auch die Generation meiner Eltern wuchs unter ganz anderen Vorzeichen auf. Daher wäge ich immer genau ab, inwiefern ich auf das Thema eingehe oder es erklären möchte.
2 | Was ließe sich anders gestalten, offensiver kommunizieren, um Bemerkungen der „old school“ von vornherein den Wind aus den Segeln zu nehmen?
Zeiten ändern sich! Die Situation der vielen Kleinfamilien ohne Sippe in der Nachbarschaft ist einfach anders und auch die Arbeitswelt fordert viel mehr Flexibilität und schnellere Reaktionen. Ansonsten hilft oft der Satz, dass es so für uns als Familie so am Besten passt, aber natürlich nicht bei allen anderen genau so sein muss.
3 | Welche Auffassungen in der Gesellschaft sollten sich ändern?
Gleiche Arbeit, gleiche Wertstellung! Unabhängig vom Geschlecht oder dem Ort, wo diese Arbeit geleistet wird! Auch die Väter meiner Kinder haben zwei Hände – warum sollten diese nicht genauso gut Windeln wechseln oder den Staubsauger bedienen können? Warum sollte ich als Mutter nicht in Vollzeit arbeiten gehen und der Vater viel oder die meiste Familienarbeit leisten? (leider oft nicht möglich, weil man als Familie eher vom Gehalt eines Mannes als von dem einer Frau leben kann – siehe „gleiche Arbeit, gleiche Wertstellung“)
4 | Sollte sich auch in Politik und Wirtschaft etwas ändern, um mehr Selbstverständlichkeit von Elternschaft zu fördern? Wenn ja, was kannst du dir da vorstellen?
Bessere, flexiblere Arbeitszeitmodelle halte ich für unabdingbar, genauso wie ein Umdenken bezüglich Teilzeit ist weniger wert als Vollzeit. Das müsste Hand in Hand gehen mit besserer Kinderbetreuung. Wie oft habe ich gezittert, ob wir einen Betreuungsplatz bekommen, der erreichbar ist und die erforderlichen Zeiten abdeckt?
Elternschaft sollte zudem als eine Lebensphase anerkannt werden, ähnlich wie die Ausbildungs- oder Studienzeit. Als Eltern kleiner Kindern hat man ganz andere Bedürfnisse und Möglichkeiten, die sich aber auch wieder verändern sobald die Kinder größer oder aus dem Haus sind.
Die bisherigen Angebote im Bereich Elternzeit, Kinderbetreuung und Arbeitsleben müssen weiter ausgebaut und auch genutzt bzw. eingefordert werden.
5 | Was kannst du selbst zu all diesen Punkten beitragen?
Wir leben es unseren Kindern vor! Wir beeinflussen damit ihre eigene Einstellung und damit auch ihre spätere Partner- und Elternschaft. Wir mischen uns ein und wird fordern ein, damit die Veränderung spürbar und zur Normalität wird!