Ob meine große Tochter aus früherer Beziehung ein Mama- oder ein Papakind ist, erzählte ich bereits im ersten Teil dieser kleinen Reihe.
Als sich mein zweites Kind und der Halbbruder meiner Erstgeborenen ankündigte, ging mein Gedankenkarrussel wieder in einer ganz neuen Dimension los. Die Umstellung von einem auf zwei Kinder stellte ich mir weniger extrem vor, zumindest was mein eigenes Leben anging. Natürlich würde ich das Kind unter meinem Herzen genauso lieben wie meine große Tochter. Oder nicht?! So vieles hatte ich inzwischen schon gehört, gesehen und gelesen über Mütter, die vor der Geburt des zweiten Kindes die Angst haben, das Neugeborene nicht so lieben zu können wie das ältere Geschwisterkind.
Auch ich hatte zwischenzeitlich diese Gedanken: „Wie wird es sein? Werde ich dann beide Kinder genau gleich lieben können? Werde ich meine große Tochter lieber haben, weil sie schon viel länger auf der Welt ist? Was ist, wenn ich das Baby nicht genug oder gar zu viel lieb habe?“
Aber viel mehr machte mir der Umstand zu schaffen, wie der Bub unser Patchworkgefüge als zweites Kind für mich und erstes Kind vom Vater verändern würde. „Kommt die große Schwester damit klar, dass sie Mama nun auch mit dem kleinen Bruder teilen muss? Wie würde sich das Verhältnis zwischen ihr und dem Doppel- M verändern? Wie wird sich mein Verhältnis zu ihr verändern? Müssen wir neben der normalen geschwisterlicher Eifersucht auch noch mit anderen Problemen rechnen?“
Wenn ich mir jedoch die Zusammenfassungen des Tochterkindes 1 Monat und 4 Monate nach der Geburt des kleinen Bruders ansehe, kann ich nichts großartiges in dieser Richtung feststellen! Natürlich fand sie es nicht gut, dass ich beim kleinsten Mucks sofort zum kleinen Bruder schaute oder gar das Einschlaf- Vorlesen abbrach, weil er schrie. Aber je mehr Zeit verstrich (und je größer ihr Bruder wurde) desto leichter wurde es für alle. Auch für mich als Mutter war (zumindest jetzt aus der Retrospektive) die Umstellung nicht so schwer wie befürchtet – das Tochterkind wurde ja parallel dazu immer eigenständiger. Zusätzlich gab es für sie die Umgangswochenenden, bei denen sich für sie nichts änderte und wir die Zeit zu dritt als Kleinfamilie genossen.
Am meisten hatte wohl noch der Neu- Papa zu verkraften: dieses Gefühl, sein eigenes Herz draussen herumlaufen zu sehen, dass war einmalig neu für ihn ♥
Direkt nach der Geburt war meine Bindung zum Sohn auf jeden Fall stärker als damals beim Tochterkind. Ich war dieses Mal einfach so überglücklich und überhaupt nicht so fertig und verwirrt wie bei meiner Tochter. Was zwischen ihr und mir anfangs noch wachsen musste, hat mich beim Sohn fast umgehauen, so intensiv war es von Anfang an. Parallel dazu lief mein Herz dann über, so liebevoll wie sie sich ihm gegenüber verhielt. Ich sah meine Tochter plötzlich in einem ganz anderen Licht und freue mich immer noch über das gute Verhältnis zwischen den Geschwistern.
Neu für mich war dann auch, dass sich der große Mann mehr und mehr um den kleinen Mann mit-kümmerte. Das kannte ich gar nicht so vom Vater des Tochterkindes. Die beiden fuhren sogar alleine zum Opa in den Urlaub, als der Bub 9 Monate alt war! Andererseits gab es mir Zeit und auch Freiraum, mich um das Tochterkind, aber auch um mich selbst zu kümmern. Wunderbar!
Spätestens mit Eintreten meiner 3. Schwangerschaft wurden die Papa- Sohn- Bande noch etwas enger, weil ich einfach nicht mehr so viel durfte und auch nicht mehr konnte: Tragen, Baden, teilweise auch das Wickeln wurden mit einem ziemlich quirligen Kleinkind zur Gefahr für meinen Bauch und Rücken. Dafür genoss ich umso mehr den gemeinsamen Mittagsschlaf und das Kuscheln mit dem Buben – wenn er nicht wieder eine Phase hatte, in der er uns beide Elternteile schlug, biss oder durch einfaches Fallen lassen ordentlich weh tat. Dann war ich oft wütend auf ihn – einerseits weil es wirklich schmerzhaft war, andererseits weil ich Angst um das Baby in meinem Bauch hatte. Ich wollte so gerne für ihn da sein und ihm helfen, mit seiner Not fertig zu werden, aber es war so schwer für mich! Mich stets aufs Neue zwischen dem Trösten meines Sohnes und dem Schutz meines Babys entscheiden zu müssen, war wirklich keine einfach Zeit für mich und hat meine Beziehnung zu ihm auf jeden Fall leiden lassen. Stattdessen habe ich lieber Zeit mit dem Tochterkind verbracht, auch wenn ich deswegen teilweise ein richtig schlechtes Gewissen hatte.
Zum Glück hat der Doppel- M da vieles auffangen können – was mich einerseits freute, andererseits auch ein bisschen traurig machte, so aussen vor zu sein. Dennoch ist das Mini-M zum Glück kein 100%iges Papakind geworden, sondern auch genauso viel Mamakind geblieben.
Was die Geburt des Junebugs daran änderte, dann demnächst!