Bei meiner Tochter war es mir zuerst noch gar nicht so bewusst, dass es Mamakinder und Papakinder gibt, ich kenne es auch von zuhause nicht. Zumindest habe ich es so in Erinnerung.
Mein eigenes kleines Baby habe gestillt, ich bin in Elternzeit daheim geblieben und der Vater kam erst abends von der Arbeit wieder.
In diesen ersten Monaten war ich also die viel größere Bezugsperson für mein Baby und das war auch total selbstverständlich für mich.
{Mamakind}
Andererseits war es nie ein Problem, dass ich kurzzeitig nicht vorhanden bin, sondern stattdessen Papa oder Oma.
Erst bei Treffen mit anderen Müttern wurde mir bewusst, dass kleine Kinder auch schon im zweiten Lebenshalbjahr sehr auf Mama oder Papa fixiert sein können.
Nach der Trennung kam meine Tochter selbstverständlich mit mir mit, hatte ich doch vorher die meiste Zeit mit ihr verbracht. Doch plötzlich musste ich mich mit diesem Gefühl auseinandersetzen, dass meine Tochter alle 2 Wochen 48 Stunden von mir getrennt verbringen würde. Darüber hinaus kam es vor, dass sie nach dem Umgangswochenenden nicht von Papas auf meinen Arm wechseln wollte. Sie hatte wohl verstanden, dass der Papa nun wieder fährt und es die nächste Zeit erstmal nur Mama, die Tagesmutter und den Alltag geben würde. Meine Phantasie prophezeite mir für die Zukunft schlimmste Abschiedsszenen, hässliche Gespräche („Beim Papa ist alles viel toller als hier, der hat dann auch immer Zeit für mich!“) und einen unterschwelligen Wettstreit um die Gunst dieses Kindes.
Mit zunehmenden kognitiven Fähigkeiten und vor allem der Sprache gibt es wirklich öfter einen traurigen Moment unter der Woche, wenn sie das Wochenende und die Papazeit kaum noch abwarten kann. Früher musste dann immer feste schlucken, weil ich mich so ungebraucht und ausgenutzt fühlte: er hatte jede Möglichkeit ihr unvergessliche Wochenenden zu bereiten, bei mir bestimmten meist nur Fremdbetreuung und Haushalt das Programm.
{Papakind}
Dann trat der Doppel- M in mein und auch unser Leben, der verständlicherweise etwas Eifersucht in ihr auslöste. Für mich – trotz des Gefühls, nicht genau zu wissen wie ich mich nun richtig verhalten soll – jedoch eine unmissverständliche Bestätigung meines Kindes, dass ich ziemlich wichtig für sie bin.
{Lieblingskind}
Doch das hat sich zum Glück alles im Laufe der Monate und Jahre inzwischen ganz gut gegeben. Der Papa ist zwar nach wie vor der Held für meine große Tochter, aber sie weiß nun auch aus eigener Erfahrung, dass der Papa unter der Woche arbeiten muss und nicht daheim ist. Dann sind nur seine neue Partnerin samt Halbbruder bzw. die Oma da.
Sie kann anhand des Kalenders die Zeiträume bis zum nächsten Treffen und die Länge des Treffens nun viel besser erfassen.
Seitdem sie auch schon öfter ein bis zwei Wochen bei ihm verbrachte ist sie sich sehr wohl darüber bewusst, dass sie mich, ihre Mama, bei solch langen Aufenthalten dann auch ganz doll vermissen wird.
Damit kommen wir aktuell alle ganz gut klar. Ich habe aus Erfahrung gelernt, dass ich als Mama für sie enorm wichtig bin und der Papa zwar ebenfalls immens wichtig ist, aber keine Konkurrenz darstellt, vor der ich mich fürchten muss. Sie hat gelernt, dass Papazeit am Wochenende etwas Besonderes ist, dort aber unter der Woche auch ganz schnöder Alltag gelebt wird. Und ihr Vater hat gelernt, dass seine Tochter nicht unendlich lange bei ihm Urlaub machen kann, weil dann einfach das andere Elternteil fehlt.
{Mamakind unter der Woche, Papakind am Wochenende}