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DIY | Upcycling: Treppenstuhl lackieren

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Wir haben vor einigen Jahren einen uralten TrippTrapp vererbt bekommen. Den hatte eine Familie gebraucht gekauft für ihr Kind, das gleichzeitig mit meiner Ältesten geboren wurde.

Das Alter des Stuhls konnte ich anhand des Abstands zwischen den beiden Rückenlehnen herausfinden: bis Mai 2003 beträgt der Abstand ca. 2,5 cm laut Stokke FAQ, danach ca. 3,5cm. Unser Stuhl ist also kanpp 20 Jahre alt, aber viel zu schade zum Wegwerfen.

Auf diesem Klassiker saßen schon mein 3. und auch mein 4. Kind. Nun sollte Kind 5 diesen Stuhl benutzen, ich war es leid geworden, sie für die Mahlzeiten in den normalen Hochstuhl hinein- und danach wieder hinaus zu wuchten. Zumal Kind 5 schon selbstständig auf die normalen Eßtischstühle klettert.

Da der Klarlack aber schon an einigen Stellen bis aufs Holz abschabt war und der Stuhl an etlichen Stellen angemalt wurde, entschied ich mich für Farbe, die nicht nur sehr robust, sondern auch gut zu verarbeiten sein sollte.

Reguläre Kreidefarbe, mit der ich vor einigen Jahren bereits gearbeitet hatte, würde ich wahrscheinlich bei der häufigen Reinigung des Stuhls nach dem Mahlzeiten recht schnell abgerieben haben.


Materialien

„Painting the past – Eggshell“ soll ein besonders stabiler Kreidelack und perfekt zum Upcycling von alten Möbeln geeignet sein. Die Oberfläche soll seidenmatt – pudrig werden und nach dem kompletten Durchtrocknen, also nach 2 Wochen, sehr strapazierfähig sein.

Ich war ein wenig erschrocken ob seines Preises, doch die vielen positiven Erfahrungen aus dem Internet wie auch eine Empfehlung aus dem real life ließen mich hoffen, dass ich aus unserem uralten Treppenstuhl wieder ein Schmuckstück machen könnte.

Bestellt hatte ich den Kreidelack im Farbton „clotted cream“ direkt bei Miss Pompadour, auf eigene Kosten natürlich. Ein Rührstab aus Holz war mit im Paket.

Ich habe mit einem 50mm Pinsel und einer Lackierrolle gearbeitet, ein kleine Lackierwanne aus Kunststoff war außerdem sehr hilfreich. Für ganz kleine Öffnungen im Holz verwendete ich einen Borstenpinsel aus dem Schulbedarf.

Zum Anschleifen nahm ich Schmiergelpapier in verschiedenen Körnungen (60, 80, 120). Da der Stuhl schon sehr in die Jahre gekommen und die alte Lackierung v.a. auf der Sitzfläche und dem Fußbrett in der Mitte schon vollständig abgerieben war, habe ich diese stark beanspruchten und ebenen Flächen mit dem elektrischen Dreiecksschleifer etwas gleichmäßiger geschliffen. Laut Hersteller muss die Oberfläche eigentlich gar nicht an- bzw. abgeschliffen werden, sondern nur bei stark schadhaften Stellen.

Wichtig ist aber die gute Reinigung vor dem Anstrich. Ich verzichtete auf den käuflich erwerbbaren Reiniger und benutzte einen feinen Besen für die Schleifrückstände und danach einen Lappen, den ich mit Wasser und ein ganz wenig Spülmittel angefeuchtet hatte.

Mit ein bisschen Kreppband schützte ich die metallenen Querstreben des Stuhls und auch die Kunststoffteile unter den Füßen vor Farbe.


Vorbereitende Arbeiten

Zuerst schliff ich mit der Hand und tatkräftiger Hilfe meiner Tochter die gut erreichbaren Flächen an.

Da der Treppenstuhl ursprünglich nicht farbig, sondern nur klar lackiert gekauft und nie weiter behandelt worden war, machte ich mir um etwaige Farbunterschiede keine Gedanken.

Um die in Zukunft stark strapazierten Sitz- und Fußbretter besser streichen zu können, nahm ich sie aus dem Gestell heraus und schliff ihre Ober- und Unterseiten zusätzlich mit der Maschine, schlussendlich waren der alte Lack inklusive diverser Malereien, Kratzer und Riefen komplett entfernt. Die Ränder bearbeitete ich nur mit der Hand (Schleifpapier in die Handinnenfläche gelegt).

Die Rillen im Gestell für Sitz- und Fußbrett waren eh noch sehr rauh, so daß ich dort nur ganz leicht anschliff (Schleifpapier um einen Finger gelegt).

Nach dem Schleifen fegte ich alle Einzelteile mit einem feinen Besen gut ab. Dann wischte ich sämtliche Oberflächen mit einem Lappen mit wenig Wasser und einem ganz kleinen bisschen Spülmittel ab und liess alles gut trocknen.


Lackieren

Ich nahm mir zwei Anstriche für alle Teile vor, außerdem einen dritten Anstrich für Sitz- und Fußbrett. Die Rillen für die Bretter lackierte ich nur einfach und möglichst dünn, damit der Durchmesser nicht zu sehr verringert wird. Dort achtete ich auch ganz besonders darauf, daß sich keine Nasen bilden.

Zuerst lackierte ich jeweils den Rand und eine Seite der Bretter, ging dann zur Unterseite des Gestells über und arbeitete mich von dort nach oben hoch.

Zu diesem Zeitpunkt war die erste Seite der Bretter schon so trocken, dass ich diese vorsichtig umdrehen und von der anderen Seite lackieren konnte.

Der erste Anstrich deckte schon sehr gut und liess die spätere Oberflächenstruktur erahnen.

Über Nacht durfte alles gut trocknen.

Pinsel und Rolle hatte ich abends stramm in Klarsichtfolie eingewickelt und brauchte keine Zwischenreinigung, sondern konnte direkt weiter machen.

Mit dem 2. Anstrich ging ich am nächsten Abend von der Reihenfolge her genau so vor: Zuerst die beiden Bretter von einer Seite, dann das Gestell, dann die Bretter von der anderen Seite. Ein Zwischenschliff war nicht nötig.

Boden – und Fußbrett strich ich am gleichen Abend auf einer Seite noch ein 3. Mal.


Fertigstellung & Accessoires

Vor dem Lackieren hatte ich am Sitzbrett Maß genommen und ein Sitzkissen passend zu den anderen Sitzkissen unserer Eßtischstühle genäht.

Die Halterung des neuen Kissens führt durch das Loch des ehemaligen Lederbandes (das war am Bügel befestigt, den meine Kleine nicht benutzt). Vom hinteren Ende des Kissens kommt auch ein Band und beide werden unter dem Sitzbrett mit zwei Druckknöpfen geschlossen.

Ich muss ehrlich gestehen, daß ich keine 2 Wochen mit dem Zusammenbau abwarten konnte, bis der Lack wirklich stoßfest sein sollte.

Nach 4 oder 5 Tagen baute ich alles zusammen und wie gefürchtet, war das Einklemmen von Sitz- und Fußbrett nicht ganz so einfach, denn die zusätzlichen Farbschichten hatten die Dicke der Bretter verstärkt bzw. die Aussparungen verringert.

Andererseits sitzt nun alles sehr fest und kann nicht mehr verrutschen.


Mein Fazit

Die Farbe riecht nur sehr dezent und vor allem nicht chemisch, einfach nach Feuchtigkeit bzw. feuchtem Stein.

Sie lässt sich super verarbeiten mit Pinsel wie auch Lackierrolle und auch gut auswaschen, wenn man es direkt nach getaner Arbeit macht.

Die Trocknungszeit waren bei gemäßigten Sommertemperaturen (ich arbeitete immer abends) etwas kürzer als die angegebenen 4 Stunden, zumindest reichte es für vorsichtiges Umdrehen oder einen zweiten Anstrich.

Besonders gut gefällt mir die Oberflächentruktur der Lackierung: ganz leicht geriffelt, dennoch glatt geschlossen und dabei matt schimmernd. Sie fühlt sich auch in der Hand gut an, beim Verschieben des Stuhls greife ich ja öfters nach den Rückenstreben.

Nach etwa 3 Wochen stellte ich zu meinem Entsetzen fest, dass sich mein Kind mit blauem Kugelschreiber auf der Sitzfläche und einer Seitenstrebe verewigt hatte, doch mit der angefeuchteten rauhen Seite eines Spülschwamms bekam ich alles wieder sauber geschrubbt, ohne dass man nacher noch irgendetwas vom Stift oder dem Schrubben sehen konnte. Gerade auch bei angetrockneten Essensresten ist diese Abriebfestigkeit super.

Auch bei der Farbauswahl hatte ich mit Clotted Cream genau das getroffen, was ich wollte: ein Weiß, dass aber nicht hart ist, sondern leicht gebrochen ist und in Richtung ganz, ganz helles beige- grau geht.

Die Dose mit 750ml reichte nicht nur für einen Treppenstuhl, sondern auch für einen alten Schulstuhl aus Holz (ebenfalls mit 2 Anstrichen und einem 3. auf der Sitzfläche) und es ist immer noch ca. 1/4 von der ursprünglichen Füllmenge übrig.


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