Nach einem Tag, der pickepackevoll war mit KiTa- Fahrdienst, diversen organisatorischen Punkten zuhause, einem Baustellenbesuch, einem Zwischenstop bei der Schwägerin und vielen anderen Kleinigkeiten, nach einem also schon ziemlichen vollen Tag schubste der Bub aus heiterem Himmel das sitzende Baby um, welches leider mit der Schläfe auf eine Duplo- Schiene fiel.
Bämm!
Inhaltverzeichnis:
Schreck am späten Nachmittag
Die beiden Mädchen spielten in diesem Augenblick auf der Terrasse, ich schickte noch eben schnell eine Mail ab, der Mann saß Zeitungslesend mit im Kinderzimmer, als aus dem vorher friedlichen Zusammenspiel von Baby und Bub plötzlich ein Notfall wurde.
Ich war in diesem Augenblick eigentlich schon auf dem Sprung zum Haus, den Schluck Kaffee noch im Mund um auch das letzte Drittel des Tages noch zu überstehen, denn der Handwerker wollte gegen 17:30h fertig sein und Abnahme machen, wir brauchten ausserdem den Schlüssel fürs Haus wieder.
Die Kleinste schrie wie am Spiess, keiner hatte genau gesehen wie es passiert war, aber die Abdrücke waren eindeutig.
Nach einer kurzen kopflosen Phase (Krankenwagen rufen? Abwarten? Kühlen obwohl etwas Blut kommt? Arzt bei der Krankenkasse anrufen? Krankenhaus? Notarztpraxis der Kinderärzte raussuchen?), in der der Mann und ich durch die Wohnung liefen, Sachen zusammensuchten, diverse Möglichkeiten durchspielten um mit einem Auto und 4 Kindern an unterschiedliche Orten zu gelangen, wir Omas und Opas durchtelefonierten und die Taxizentrale auch, waren dann schlussendlich alle auf dem Weg.
Da direkt neben dem Auge der Kleinsten ein Cut in der Haut war und ich nicht wusste, wie dick es noch anschwillt, wieviel es noch blutet und ob eine Narbe zurückbleibt, wollte ich direkt ins Krankenhaus fahren. Parallel wartete aber besagter Handwerker auf einen von uns (mit ihm hatte ich kurz vorher getickert).
Mit dem Baby im Taxi zur Kinderambulanz
Der Mann würde mit Babysitter und Handwerker schon irgendwie klarkommen. Er fuhr also mit Kindern zum Haus, ich mit Baby im Taxi zur Klinik.
Dort wurde die Verletzung, die zum Glück nicht weiter angeschwollen oder aufgegangen war, in der Kinderambulanz kurz vom diensthabenden Kinderarzt eingeschätzt: kein Fall für die Chirurgie, wir sollten bleiben und wurden auf die Warteliste gesetzt. Nach etwa 1 1/2 Stunden, die ich fast ganz ohne Handy- und Internetempfang verbrachte und das krabbelnde/ spielende Baby beobachtete, rückten wir endlich vor ins Untersuchungszimmer. Dort war schnell klar: gebrochen ist scheinbar nichts, die Wunde ist recht geschlossen und wird sehr gut ohne weiteren Eingriff verheilen, bekommt zur Sicherheit aber eine äusserliche Reinigung und zwei Strips drüber.
Ich war erleichtert!
Aber der Sturz auf den Kopf, so der Doc weiter, würde eigentlich stationär überwacht werden müssen. Bei Kindern unter einem Jahr sei das Usus. Ich könne, wenn ich wolle, natürlich auf eigene Gefahr heimgehen…
Uff! Daran hatte ich ja gar nicht mehr gedacht!
Da ich mich wegen der Platzwunde immer noch etwas unsicher fühlte und auch damit die älteren Geschwister erfahren, daß Mama und Papa es wirklich ernst meinen mit der Ankündigung: „Wir müssen dann ins Krankenhaus und die Mama auch mit über Nacht da beleiben, wenn sich das Baby am Kopf verletzt!“ willigte ich in eine 24stündige stationäre Überwachung ein.
So landeten wir auf der komplett vollen Station, irgendwann kurz nach 20 Uhr. Mit Aussicht auf ein lauschiges Plätzchen auf dem Flur, was aber im Nachhinein gar nicht so schlimm war. Es handelte sich um einen kurzen Flur- Seitenarm, den wir mit einem Paravent sogar abtrennen konnten.
Der Mann kam noch kurz vorbei, brachte die von mir mühsam mit Handy am Fenster bestellten Dinge (im ganzen Gebäude ist scheinbar Funkloch! Aber ich brauchte vor allem Wechselkleidung und Waschsachen für mich) und musste dann aber recht schnell wieder los. Es war fast 21 Uhr und die Kinder wurden inzwischen zuhause von der Oma betreut, die auch mal wieder heim wollte.
Übernachtung auf dem Krankenhausflur
Für das Baby gab es nach der Aufnahme mit Wiegen, Temperaturmessen und Augenkontrolle ein Gitterbett, doch die Kleinste schlief schlussendlich die ganze Nacht ruhig in meinem Arm mit auf meinem Klappbett, was ich jetzt nicht sooo ungemütlich fand. Ich bekam vorher sogar ungefragt noch ein Abendbrot organisiert und 2 Nachttische hatte ich auch zur Ablage. Ein wenig störend war nur das Kabel für die Sättigung und den Puls, das zum großen Onkel Babyzeh führte. Das wollte die Kleinste im wachen Zusatnd schon anknabbern :)
Da alle Zimmer voll belegt waren, war es natürlich auch am späten Abend dementsprechend unruhig. Viele übel hustende Kinder, ein paar Neugeborene mit häufigen Bedürfnissen und natürlich auch Aufräumgeräusche, Milchflaschenklappern und Gespräche der Nachtschwestern. Die Schwingtür ging öfters auf und zu und „meine“ Toilette befand sich erst dahinter im Flur gegenüber den Aufzügen. Aber als dann das große Flurlicht um 22 Uhr gelöscht und alles aufgeräumt war, kam auch ich endlich etwas runter.
Das alle 2 Stünden stattfindende Leuchten in die Pupillen wurde aufgrund der Verletzung und teilweise sehr lauten Gegenwehr in sehr „kindgerechten“ Abständen durchgeführt. Der Überwachungsmonitor meckerte glücklicherweise nur 2 oder 3 mal, weil der Kontakt verrutschte. Wie ich schnell mitbekam, ist das Plimm-Plimm viel schlimmer, das zeigt nämlich zu schlechte Werte an. Geschlafen habe ich nicht wirklich viel, aber es war okay, denn die Kleinste schlief wirklich gut und lange vor allem schien sie keine Schmerzen zu haben. Das war das Wichtigste.
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Aufatmen
Die Visite am Morgen verlief unspektakulär und der Entlassung am Nachmittag stand vorerst nichts im Wege. Vormittags fand noch das geplante EEG statt, bei dem die Kleinste schlafen und ich sie demnach vorher wach halten sollte. Das klappte ebenfalls alles ganz gut und ergab wohl zufriedenstellende Werte, denn wir wurden wieder hoch auf Station geschickt (ich machte noch einen kurzen Abstecher ins Freie – mobiles Internet und 2 Telefonate) und danach schlief die Kleinste im Doona+ weiter, so daß auch ich auf meiner Pritsche und mit Ärmel über den Augen sogar noch ein Stündchen Schlaf bekam. So müde war ich, dass ich den Trubel auf der Station ganz gut ausblenden konnte.
Der Mann hatte morgens Fotos von den großen Geschwistern geschickt, bevor es für sie in die Schule bzw. die KiTa ging. Da war es mir ganz warm ums Herz geworden, wie toll das auch ohne mich klappen kann <3
Entlassung und Dankbarkeit
Nach dem Mittagessen unterhielt die Kleinste dann fröhlich brabbelnd und durchs Bett krabbelnd den halben Stationsflur :)
Die Schwestern waren alle wirklich nett gewesen, vielleicht aber auch weil wir nichts Akutes hatten und uns ziemlich unsichtbar machten. Es gab Windeln und auch Obstgläschen für uns und wegen des Stillens brauchten wir gar nichts aus der Milchküche. Und trotz zusätzlicher Belastung durch zwei Notfälle (eines davon ein Frühchen, OhGottOhGott ist das winzig gewesen!), die mittags noch reinkamen, klappte es nach einem letzten Check mit unserer Entlassung am Nachmittag, so dass ich nach einer kurzen Taxifahrt überraschend 2 Minuten vor der großen Tochter und dem Mann zuhause ankam.
Alle Kinder hatten während meiner Abwesenheit schon staunend ein Foto der behandelten Verletzung betrachtet, das ich dem Mann aufs Handy geschickt hatte, doch live und in Farbe wurde die kleinste Schwester mit Pflaster nochmal ausgiebig studiert und das Erlebnis der vergangenen 24 Stunden thematisiert. Auch einen Tag nach unserer Rückkehr ist es ab und zu wieder im Gespräch, daß man das Baby nicht schubsen darf.
Ich selbst bin einfach nur unendlich dankbar, daß dies meine 1. Erfahrung auf der Kinderstation war und wir von Frühgeburt, schlimmen MagenDarm- Verläufen, Lungenerkrankungen und was es da sonst noch alles so gibt verschont geblieben sind.
Das Baby krabbelt übrigens schon wieder fröhlich lachend durch die Wohnung und lässt mich kurz die Luft anhalten, wenn es sich wieder in den Stand hochzieht…