Ende Oktober besuchte ich das große Werk von Milupa im hessischen Fulda. Da der Mann das Auto brauchte, um damit zur Arbeit und die Kinder zu ihren KiTas zu fahren, war ich diesmal mit dem Junebug im Tragetuch und auf Schienen unterwegs.
Frühmorgens bestiegen wir den ersten ICE und ich war sehr froh um unsere reservierten Plätze im Kleinkindabteil. Im Laufe von Hin- und Rückfahrt (beide mit 1 Mal umsteigen) lernte ich so 3 verschieden Typen davon kennen: ein sehr großes Abteil mit halbrunder Sitzecke und Tisch, einem Einzelsitz und einer 3er- Sitzbank | eine Art „Doppelabteil“ mit 2 Sitzgruppen a 4 Plätzen und Tisch dazwischen | ein 6er Abteil mit 2 Bänken a 3 Plätzen und einem Tisch in der Mitte. Durch die sogenannte Familienreservierung für 9 Euro je Fahrt hatte auch das Junebug immer einen eigenen Platz :)
Insgesamt war es aber recht leer, denn wir sind mitten in der Woche unterwegs gewesen. Da machten selbst ausfallende Zugwaggons kaum etwas aus. Mein Mädchen verschlief mit ihren 5 Monaten einfach einen Teil der Fahrt im Tragetuch, liess sich aber auch gut auf meinem Schoss bzw. dem Nachbarsitz ablegen. Stillen war auch kein Problem, nennt sich ja schliesslich Kleinkindabteil.
Auf dem Rückweg warf der Schaffner sogar zwei junge Männer hinaus, die mich eigentlich nicht gestört hätten: Kein Baby oder Kleinkind, kein Sitzplatz im Abteil ;)
Da diese in der Regel in der Nähe der Behindertentoiletten angeordnet sind, stehen die Chancen auf Wickelmöglichkeiten sehr gut. Die musste ich auch auf dem Rückweg vollends ausschöpfen, denn das Junebug… ich sag nur ganzer Rücken hoch und so…
Aber auch im Gang gab es meist genug Platz, um mit Baby im Tuch und Rollkoffer zu rangieren. Mit einem Buggy oder einem Maxi- Taxi hätte es wohl auch gut geklappt (bis auf die Stufen beim Einstieg), für einen richtig breiten Kinderwagen oder einen mit Babywanne wäre es oft sehr eng oder gar zu eng geworden.
Als wir in Fulda ankamen, konnten wir zum Glück bequem zu Fuss zum Hotel im Stadtzentrum laufen. Nachdem ich das große Zimmer mit 2 Einzel- und einem Gitterbett für Kinder bezogen und uns beide etwas frisch gemacht hatte, stiefelte ich wieder los um etwas die Stadt zu erkunden.
In der Barockstadt Fulda sieht man sehr viele kirchliche Bauten, aber auch wunderschöne Universitätsgebäude und andere tolle denkmalgeschützte Häuser.
1700 wurde der Auftrag vom damaligen Fürstabt unterschrieben, einen Dom und ein Stadtschloss im barocken Baustil zu errichten. Als Fürstabt (oder auch Reichsprälat) unterstand man einerseits der katholischen Kirche, besaß andererseits aber auch weltliche Gewalt und Gerichtsbarkeit in den Besitzungen der Abtei. Normalerweise war dies eher getrennt, daher sind in vielen alten Städten die Gebäude der weltlichen Macht (Herrschaftssitze oder Rathäuser) direkt gegenüber Bauformen der kirchlichen Macht (Kirchen, Dome etc) angeordnet. So konnten sich die beiden Mächte in der Stadt gut im Auge behalten, damit auch ja keiner mächtiger wurde!
Der Barock ist ein sehr verspielter und detailreicher Baustil – vor allem im Dom hätte ich stundenlang sitzen und einfach nur schauen können. Es war nur leider recht frisch…
Aber auch der direkt gegenüberliegende Schlossgarten ist ein tolles Ziel. Die dort ebenfalls gelegene Orangerie ist so prunkvoll gestaltet, dass ich die ganze Zeit ein Schneewittchen erwartete, das die ausladende Treppenanlage herunterschwebt ;) Dort zu heiraten oder immerhin ein paar Hochzeitsfotos machen lassen – traumhaft!
Ursprünglich waren Orangerien nur Ansammlungen der in Mode gekommenen Zitrusbäumchen in Schlossgärten. Da diese aber irgendwo überwintern mussten, ging der Begriff auf die dafür notwendigen Nebengebäude über. Mit der Zeit bekamen diese Nebengebäude immer mehr repräsentative Zwecke und wurden zum Ausstellungsort oder beherbergten Bankette.
Abends waren wir in einem netten Lokal in der Altstadt zum Essen verabredet – auch hier war ich froh um mein Tragetuch, denn das viele Kopfsteinpflaster wäre eine ordentliche Belastungsprobe für jeden Kinderwagen gewesen! Wir Bloggerinnen und die netten Mädels von Milupa und der Agentur hatten einen wunderbaren Abend, auch wenn das Junebug nachher etwas übermüdet war.
Kurze Zeit später auf dem Zimmer stillte ich meine Kleine in den Schlaf und musste nachts nur ein weiteres Mal aufstehen.
An dieser Stelle nochmals Danke für die netten Stunden! Ich habe mich wirklich sehr gefreut Euch kennenzulernen <3
Am nächsten Morgen zeigte sich dann zum ersten Mal der große Nachteil, ohne eigenes Auto bzw. Babyschale auf Gestell unterwegs zu sein:
In der ganzen Stadt gab es nur eine einzige Babyschale im Taxi!!!
Da dieser Wagen leider von unserem Hotel mit der falschen Person losfuhr, stand ich dann erstmal ziemlich doof in der Kälte und musste warten, bis es von der Tour wieder zurückkam. Dem Design nach zu urteilen war die Schale bestimmt noch aus den Neunzigern und garantiert nicht mehr zugelassen.
Räusper.
Das ist aber alles nichts im Vergleich zu meinem Wohnort, in dem es leider überhaupt keine Babyschale fürs Taxi gibt!
Merke also: man kann überhaupt nicht davon ausgehen, mit Baby per Taxi mobil zu sein und sollte eher mit dem Schlimmsten rechnen.
Nichtsdestotrotz war es im IC/ ICE eine sehr angenehme Art zu Reisen. Ausreichend Platz und pünktliche Verbindungen vorausgesetzt war es wirklich sehr entspannt mit Baby!
Im Januar werde ich wieder unterwegs sein: meine große Tochter bekommt von mir zu Weihnachten einen Kurztrip nach Berlin geschenkt *pssst* und ich bin schon gespannt, wie weit das Junebug dann mit Krabbeln ist. Ob mit Tragetuch, Tragehilfe oder Sportwagen werden wir dann sehen. Und wie wir das dann mit dem Gepäck machen auch. Weniger ist mehr wird sich auch dann wieder bewähren – und etwas Rei in der Tube ;)