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Alltag in Tupfen

Die Schneeglöckchen tupfen weiße Perlen in unseren Garten. Auch meine letztes Jahr unter zunehmenden Mühen (der Rücken! die Knie!) eingesetzten Zwiebeln treiben aus – Zierlauch, Tulpen, Osterglocken, Traubenhyazinthen. Ungeachtet des Frostes, der einige schon erwischte. Neu dazu strecken die Mini- Osterglocken, die ich immer im Frühjahr als Farbtupfer für die Küchenfensterbank kaufte und nach dem Verblühen Jahr für Jahr in die Erde setzte, ihr Grün aus dem Braun.

Dazwischen überall schon Löwenzahn, hinten im Garten aber auch die Duftwicken, die sich letztes Jahr schon so wunderbar selbst vermehrt hatten und uns dieses Jahr hoffentlich eine grün- bunte Ecke bescheren – da, wo es jahrelang tannschattendunkel war und im Sommer nun sonnenstundenlang hell sein wird.

Ebenso stecken die Wildtulpen und Krokusse ihre Blätter aus dem letzten Herbstlaub, die hatten wir nach dem Einzug gepflanzt und weitere davon Jahre später als Gemeinschaftsprojekt auf dem Grab des Katers in die damals noch lockere Erde gelegt. Mittlerweile ist Gras darüber gewachsen, aber jedes Frühjahr grüsst er uns bunt.

Die Rosenstöcke knospen, Auge um Auge, ein paar vergessene Hagebutten kann ich hier und da auch noch entdecken.

Karneval ist schon wieder vorbei, der März streckt schon seine vorfrühlingshaften Fühler aus, aber mir geht das gerade schon wieder viel zu schnell.

Nach Weihnachten und Silvester kam der Januar, meiner Erwartung nach die Zeit zum verdienten Ausruhen und Ankommen.

Vorher kein Sprint durch die Weihnachtszeit, eher ein atemloser Dauerlauf: Schuljahresbeginn, Elternabende, Herbstferien, Krankheit, St. Martin, Krankheit, Krankheit, Advent, Krankheit, Krankheit, Krankheit und dann schon die Tage zwischen den Jahren.

Dieser Jahresanfang also ohne eine Verlangsamung der Zeit, kein Innehalten, kein Durchatmen, kein Betrachten der leeren Kalenderblätter und Nachdenken über die mannigfaltigen Möglichkeiten, die diese kommenden 12 Monate vielleicht für uns bereit halten werden. Stattdessen wechselten sich für mich Büro- und Haustür wieder ab, ich kümmerte mich um diverse Karnevalskostüme und nach gefühlt nur einem Wimpernschlag will alles andere auch schon wieder ans Licht, das jeden Tag etwas länger da ist.

Räume ich jetzt mit den Kostümen auch die Schneesachen schon weg? Wann müssen die Fahrräder, die teils schon an den ersten Sonnentagen gefahren wurden, fit gemacht werden? Wer kümmert sich um neu Schuhe, Übergangsjacken und Gummistiefel für die Kinder? Was gibt es heute zu essen, was morgen, übermorgen?

Ich möchte aber so viel lieber ordnen, ausmisten, aufräumen, leeren und auch Nähen, Yoga machen, Vorsorgetermine wahrnehmen.

Vielleicht kommt der Schnee ja doch noch zurück und deckt alles zu, Pflanzen wie Ordnungslust, so dass ich mich doch wieder unter die Sofadecke kuscheln kann?

Mit Buch und Heißgetränk, mit Kinderfüßen an meinem Oberschenkel und Bauklötzen unter dem Kissen?

Wenn auch nur kurz vielleicht?


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