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Fehlgeburt und wieder schwanger – zwischen Hoffnung und Verdrängung

Schon öfter wurde ich gefragt, ob ich denn über meine Schwangerschaft nach Fehlgeburt gebloggt hätte. Wie das denn damals so war, als sich das Sonnenkind ankündigte – nur 2 Monate nachdem ich in der 10./11. Woche ein Kind verloren hatte. Mama on the rocks hatte zudem eine Blogparade #andersschwanger gestartet, deren Teilnahme ich aber zeitlich leider nicht schaffte.

Vielleicht wollte ich bisher auch gar nicht so richtig darüber schreiben?
Vielleicht ist es besser, daß das Sonnenkind nun hier und gesund und munter ist und ich nicht weiter darüber nachdenken muss?
Denn das tat ich in den ersten Wochen der neuen Schwangerschaft: ich habe viel verdrängt und weggeschoben. Andererseits habe ich das kontrolliert, was ich kontrollieren konnte: Ich habe wieder viele Schwangerschaftstests gemacht – kurz vorher machte ich noch welche um zu schauen, wie schnell das Schwangerschaftshormon aus meinem Körper verschwindet. Es waren so einige Tests (auf dem Screenshot meines nfp-Blattes sind das die kleinen grünen Kreise unten – also fast täglich). Ich habe geschaut, ob und wie sich die Striche verändern. Habe anfangs gerätselt, ob es noch altes oder neues HCG ist, habe notiert, wie sehr mir der Bauch zog und welche anderen Anzeichen ich beobachte.

So konnte ich meinen neuen Umständen ein bisschen annähern, ohne zuviel Distanz zu verlieren. Denn der Schnitt nach der Fehlgeburt war noch tief.

Aufgrund der Weihnachtsfeiertage bekam ich zwar recht früh einen Termin beim Gyn, aber leider konnte man damals bei 5+1 nur eine Fruchthöhle sehen. Keine kindlichen Anlagen und dementsprechend auch keinen Herzschlag. Ich wusste, dass das vollkommen okay ist, hatte dann aber fast 3 harte Wochen bis zum nächsten Arzttermin vor mir.

3 Wochen mit Weihnachtsessen im Büro, mit Familienfeiern, mit gutem Essen und viiiiel Zeit zum Nachdenken. Denn das hatte ich vorher vermieden (was dank Job und Weihnachtsvorbereitungen auch meist ganz gut klappte), denn ich konnte mich überhaupt nicht richtig freuen. Die Furcht sass weiterhin tief, dass meine Vorstellungen und Träume wieder zerplatzen könnten. Ich hatte wirklich große Angst, dasselbe erleben zu müssen wie nur wenige Monate zuvor. Ich klammerte mich wie blöde an Statistiken und Wahrscheinlichkeiten, an Teststriche und Symptome und versuchte, nicht allzuweit in die Zukunft zu denken. Parallel hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil ich nicht an dieses kleine Wesen in mir glauben konnte. Das hoffentlich da war, denn kurz nach Weihnachten verschwanden Übelkeit und Mattheit und innerlich nahm ich noch einen Schritt mehr Abstand von dieser Schwangerschaft, die ich mir eigentlich so sehr gewünscht hatte. „Habe ich so ein Glück überhaupt verdient?“ ging mir nicht nur einmal durch den Kopf…

Endlich war der nächste Arzttermin und endlich wurde aus Anspannung Entspannung! Ein kleines blinkerndes Herzchen und alles war zeitgerecht entwickelt. Woufff, was fiel mir ein Stein vom Herzen! Und so viele Online- Menschen freuten sich mit mir, mit uns! Denn dieses Mal hatte ich es nicht für uns behalten, sondern erzählte es hier auf dem Blog schon viel früher – auch ein bisschen, damit diese Schwangerschaft mehr Substanz und positive Energie bekommt.

Kurz nach dem Arzttermin konnte ich bei 8+0 sogar den Herzzschlag hier zuhause finden – wesentlich früher als in jeder anderen Schwangerschaft, aber immer mit dem Hintergedanken im Kopf, dass ich das Herzchen meines kleinen Sternenkindes auch mehrfach hören konnte und es keine Garantie dafür war, dass alles gut geht. Nach diesem Eintrag kommt bei meiner ZyklusApp lange nichts (ich habe auch keinerlei große Erinnerung an diese Zeit und werde mich wohl weiterhin viel abgelenkt haben), andererseits kommen immer mehr Gedanken mit guter Hoffnung und an die Zukunft in mir hoch und zögerlich ziehen erste kleine Dinge für den neuen Mensch und meine wachsenden Rundungen hier ein.

Bei 11+0 denke ich daran, dass ich nun endlich weiter sei als bei der Fehlgeburt und halte innerlich für ein paar Tage den Atem an, bis der nächste große Ultraschalltermin da ist und dank Vordatierung die 12. Woche schneller beendet wird als gedacht.

Ab diesem Tag überwiegt die Vorfreude und ich kann mich mehr und mehr auf diese Schwangerschaft einlassen (sonst war ich in der Regel schon in der 7./8. Woche an diesem Punkt gewesen). Zwar könnte immer noch etwas passieren, aber das Risiko ist ab der 13. Schwangerschaftswoche schon sehr gesunken und wird Tag für Tag kleiner.

Irgendwann danach, ich vermute so ab der 14./15. Schwangerschaftswoche, fühlte ich mich nur noch ganz normal schwanger. Ab da wusste es dann auch mein Arbeitgeber und wirklich alle anderen in der Familie. Natürlich hatte ich weiterhin ein paar Sorgen und Ängste, aber die unterschieden sich nicht mehr groß von denen, die ich aus den anderen Schwangerschaften kannte. Die Wochen allerdings verflogen immer schneller und auch der Mutterschutz ging irgendwie viel zu rasch vorbei – aber das lag dann wohl einfach daran, dass die Zeit hier zuhause mit 3 Kindern, 2 Jobs und einer Hochzeit einfach intensiver verläuft als mit nur einem oder gar keinem Kind.

Nach der Geburt des Sonnenkindes verschickte ich noch zwei ganz besondere Geburtsanzeigen: Eine ging an die Ärztin aus dem Krankenhaus, die mich bzw. uns so toll vor der OP/ Ausschabung begleitet hatte. Die andere schickte ich an meine ehemalige Gynäkologin, die meinen Wunsch nach einem Ultraschall damals ernst genommen und dann so wunderbar reagiert hatte.

Das war mir wichtig gewesen.

Dennoch wird da immer etwas sein, das fehlt. Es wird mal näher und mal weiter weg sein, aber es ist da. Und es ist okay.

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