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Der öffentliche Geheimbund & ein Aufruf zu mehr Gelassenheit

Eigentlich wollte ich Einevonvielen nur eine Antwort auf ihren Artikel Ein Thema, bei dem kaum jemand still sein kann: Stillen hinterlassen, der eigentlich eine Reaktion auf meinen Artikel war . Doch dann wurde wieder ein ganz neuer daraus…

Ich habe das Gefühl, dass ich mit der Geburt des ersten Kindes scheinbar in eine Art Geheimbund  aufgenommen wurde – egal ob ich wollte oder nicht. Und ich spreche jetzt nicht nur von dem Erlebnis Geburt an sich oder dem Leben, welches sich nach der Geburt komplett ändert. Sondern mehr von diesem Gefühl, ins nächste Level aufgestiegen zu sein, wenn man das Leben mit einem Computerspiel vergleichen würde. Einerseits finde ich es ja ganz schön so richtig mitzureden, nachfragen zu können und viele Erfahrungen teilen zu dürfen. Andererseits durfte ich mir nicht selten überzeichnete Geburtsberichte, bildhafte Details aus Intimbereichen oder weitschweifige Haut-, Ernährungs- oder sonstige Probleme des Nachwuchses anderer anhören, egal ob ich wollte oder nicht. Liebe Damenwelt: nicht alles eignet sich zum kleinen Plausch für Zwischendurch, nur weil das Gegenüber einen Schwangerschaftsbauch vor sich her trägt oder einen Kinderwagen vor sich her schiebt! Egal ob in der büroeigenen Teeküche oder auf der Spielplatzbank, nicht alle wollen alles wissen!

Einevonvielen schrieb in ihrem o.g. Post: „Als Mutter wird man öffentlich“ Ja, das trifft es sehr gut.

Mein Verhalten bzw. das anderer (werdender) Mütter in diesem Geheimbund wird leider allzu oft unter die Lupe genommen, kommentiert und eingeordnet. Viele scheinen besser als andere zu wissen, was richtig und was falsch für Kinder im Allgemeinen und damit selbstverständlich auch für mein Kind ist.

Wobei meiner Erfahrung nach die Bildung und das Vorhandensein von Zeit eine große Rolle spielen: je gebildeter eine Mutter ist und je mehr Zeit sie hat, desto mehr Wissen hat sie sich angeeignet und will es meist an die Frau bringen. Stichworte: Tragen, Autositze, Milch, Beikost… die Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Eine andere Erfahrung jedoch: je mehr Kinder ein Frau geboren und aufgezogen hat, desto weniger mischt sie sich bei anderen Müttern ein, grad so als ob ein große Anzahl von Kindern eine gewisse Gelassenheit automatisch mit sich brächte. Dann gibt es da noch die Frauen, die weder in die eine noch in die andere Kategorie passen und vielleicht sogar gar keine Mutter sind, die aber bestimmt sonst auch zu jedem Thema eine Meinung haben und sie auch umgehend verkünden müssen. Oder sie haben eben gar keine Meinung und mischen sich demnach auch nie ein.

Wie es auch sei. Ich wünsche mir einfach ein bisschen mehr Gelassenheit und auch Zurückhaltung– im Umgang mit anderen Müttern und bei ihrer persönlichen Einstellung. Es ist ein großer Unterschied, ob ich jemanden gut kenne und ihm die Frage stelle „Warum gibst du deinem Baby die Flasche?“ oder ob ich ihn nicht gut kenne und als Stillmutter beide Augenbrauen hochziehe, wenn ich mitbekomme wie sie ihrem Baby die Flasche gibt.

Im Endeffekt wollen wir doch alle nur das Eine: das Allerbeste für uns und unsere Kinder. Also sollten wir nett oder nicht nett gemeinte Ratschläge freundlich, aber gekonnt an uns abprallen lassen und auch anderen Müttern nicht das Gefühl geben, nicht das Beste für ihr Kind zu tun. So würde von uns allen ein wenig Druck genommen und wir könnten uns mehr den schönen Dingen ähem Mutterfreuden widmen.

Amen, die Zweite!

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