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Das Unveröffentlichte {03}

Ich habe noch zwei Beträge in meinem Entwürfeordner gefunden aus der Zeit vor dieser „kaputten Schwangerschaft“ im Herbst 2017. Zwei Beiträge über die Sehnsucht nach Kind Nr. 5 und alle möglichen Gedanken drum herum.

Diesen Text schrieb ich kurz nach unserem Umzug ins gebrauchte Haus, als ich noch ein paar Tage Elternzeit hatte und kurz vor dem Wiedereinstieg stand. Die Älteste war zu diesem Zeitpunkt noch gerade eben so 7 Jahre alt, der Bub noch knapp 4, die June 3 1/2 und die Jüngste gerade ein Jahr alt geworden.


13.09.2017

Da sitzen ich nun, in einem neuen (gebrauchten) Haus, mit einem neuen (gebrauchten) Auto, mit so viel Glück und Freude in mir, daß ich darüber gar nicht so richtig sprechen mag weil ich Angst habe, daß es uns wieder genommen wird. Vieles, was mich in den letzten Jahren gestört hat, was weit weg schien oder gar utopisch, so vieles wurde endlich wahr. Ich fühle mich so reich plötzlich, ich fühle mich richtig zuhause wenn ich unsere Haustür aufschließe und habe so viele Pläne im Kopf, was wir hier noch alles verwirklichen könnten.

Jetzt und hier, als Mutter von 4 Kindern, als Mutter von 4 wunderbaren Kindern mit 4 wunderbaren Persönlichkeiten, habe ich außerdem wieder diese Sehnsucht im Bauch. Sehnsucht nach Bauch, nach 2 Herzen unter meiner Brust, nach einem kleinen Wesen in meinem Arm. Sie war eigentlich nie richtig weg – wahrscheinlich weil der Mann immer kommuniziert hatte, daß er viele Kinder möchte.

An dem Tag, als ich nach dem Umzug die Namensbuchstaben über den Kinderzimmertüren anbrachte, da fragte er direkt, warum der Bubenname denn mittig sei. Etwas weiter nach links verrückt würden wir rechts noch Platz für einen weiteren Namen haben?! Aber zu diesem Zeitpunkt war ich noch so unter Strom dieses Nest hier fertig zu bekommen und auch nach wie vor sehe ich hier viele Dinge, die uns in naher und ferner Zukunft am Haus und drum herum noch beschäftigen werden.

Ich freue mich wahnsinnig auf meinen Wiedereinstieg und habe gleichzeitig Angst, wie das dann alles hier laufen wird. Vor allem mit dem nahenden Winter und den ganzen Viren, mit Krankheitstagen und Phasen, in denen ich mich zwischen Krankheit, Familienorganisation und Job zerrissen fühlen werde. Meine Prioritäten werden sich wieder verschieben, ich werde andere Impulse bekommen und es geniessen, wieder produktiv zu sein und dafür Wertschätzung und auch ein Gehalt zu bekommen. Und doch ist mit dem Haus der Wunsch gekommen, mehr daheim zu sein. Vielleicht war es auch das 4. Kind und die wachsenden Anforderungen? Ich weiss es nicht.

Aber heute, an Zyklustag 24 und 11 Tage nach Eisprung, war ich dann doch sehr enttäuscht als der Frühtest wieder nix anzeigte. So wie gestern, aber da hatte ich nicht unbedingt sehen können. Aber spätestens an ES+11 immer.

Ich denke zurück an die letzten 9 Jahre, an unzählige Schwangerschaftstests, insgesamt 6 Schwangerschaften und an gut 180 Schwangerschaftswochen (umgerechnet sind das knapp 3 1/2 Jahre), ich denke an meine 4 spontanen Geburten, an mindestens 2 Jahre Vollstillen und viele wunderschöne erste Male, bei jedem Kind wieder neu. Ich denke aber auch an viel Verzicht, an viel Schlafmangel und immer die Angst, allen Kindern nicht gerecht werden zu können, womöglich sogar eines hintenüber fallen zu sehen, es aber zu spät zu bemerken.

Ich denke an mein eigenes Alter und das steigende Risiko, ich denke an das Alter des Mannes und auch an verschiedene Phasen in unserem Leben. Jetzt gerade stehe ich selbst wieder vor einem Wechsel: Raus aus der Elternzeit, wieder rein ins Berufsleben.

Für immer?

Dann sind da ausserdem noch die Hebammen, die wenigen die noch übrig geblieben sind und denen die Ausübung ihres so wichtigen Berufes immer schwieriger gemacht wird. Ich sehe, wie weiter Kosten eingespart werden sollen durch sogenannte Wochenbettambulanzen, da auch die Nachsorgehebammen immer weniger werden. Ich erinnere mich an meine frühen Wochenbetten: So verletzlich und verletzt war ich! So eingenommen von den ganzen körperlichen Umstellungen, von der innerfamiliären Neuordnung und auch von den ganzen anderen Terminen, die aufrgrund der ambulanten Geburten immer noch auf uns zukamen. Und da soll ich mich dann auch noch ins Auto setzen oder gar mit dem Bus fahren, weil es keine Hebamme mehr gibt, die mich in meinem sicheren Kokon besuchen kann? Muss ein kleines Menschlein, gerade aus der wohligen Umhüllung meines Bauches in diese helle und laute Welt gestoßen in einen Autositz schnallen und hinaus in die Welt gehen, anstatt in unserem weichen Nest zu bleiben? Muss womöglich jemand Fremdem meine intimste Stellen offenbaren – körperlich wie seelisch?

Wo soll das alles hinführen?

Wenn doch der Gedanke schon da ist – wird sich der Rest dann nicht finden? Warum (noch) warten?


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