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Diese komische Sache mit dem Vermissen

Irgendwann kommt er im Leben aller Eltern: der Augenblick des Abschieds vom Kind.

Beim ersten Kind fühlte es sich ganz neu an. Monatelang waren wir eins gewesen, zuerst sie in meinem Bauch drin und dann auf meinem Bauch drauf. Und dann war an diesem ersten Silvester als Mutter für eine ganz kurze Zeit alles so wie „vorher“, wie in meinem alten Leben bevor ich Kinder kam. Was hatte ich das vermisst! Tanzen, trinken, feiern mit den Leuten aus der Clique. Und doch fühlte es sich sehr komisch an, dieses „wie früher“. Anders. Nicht so toll wie erwartet und als würde ein Puzzlestück fehlen. Umso schöner war es dann, diesen kleinen Menschen nach ein paar Stunden wieder in die Arme zu schliessen. Sich wieder ganz zu fühlen (eventuell sogar auch ein bisschen mehr als ganz).

Nach diesem allerersten Abschied und dem Vermissen kamen weitere dazu, das Kind blieb öfter beim Vater, beim Babysitter, später täglich bei der Tagesmutter, dann auch in der KiTa und fuhr sogar mit dem Vater für 2 Wochen in  den Urlaub. Abschied und Wiedersehen im Kleinen wurden alltäglicher, verloren an Bedeutung und gehören fortan zum gemeinsamen Leben dazu.

Irgendwann aber fing ich wieder von vorne an, nämlich mit dem nächsten Baby. Es gab 3 Monate vor dem 1. Geburtstag einen neuen ersten Abschied: der Papa fuhr mit dem Buben ein paar Tage weg und ich war plötzlich mit der großen Tochter wieder alleine zuhause.

Beim dritten Kind verliess ich dann gleich 2 Mal kurz hintereinander mit dem 3 Monate alten Baby die Familie (Flugreise und Zugreise). Etliche Übernachtungen bei meiner Mutter in unterschiedlichen Zusammensetzungen lagen bereits hinter uns und folgten weiterhin. Wir verreisten also mal in dieser und in jener Konstellation und waren sehr viel geübter geworden im Verabschieden und auch ein bisschen im Vermissen.

Aber allen Abschieden vor Reisen ist dieser besondere Blick gemeinsam, den ich dann auf meine Lieben habe. Plötzlich sehe ich sie anders, als wäre alles klarer und ich versuche den Moment und diesen so wunderbaren Kinderduft ganz feste einzuschliessen in mein Herz, weil wir bald getrennt sein werden. Ich weiß im Vorfeld schon, dass wir in der kommenden Zeit viel Schönes erleben werden, nur eben an unterschiedlichen Orten.

Gestern aber (und man könnte meinen, ich müsste inzwischen geübt darin sein für 2 oder 3 Tage mit dem jeweils jüngsten Kind unterwegs zu sein) spürte ich aber schon ein Vermissen, bevor ich überhaupt los gefahren war. Eine Sehnsucht vor der Sehnsucht sozusagen.
Ein doppeltes Gefühl, aber kein negatives.

Wir werden alle nach meiner Rückkehr wieder einige neue Erfahrung gemacht haben und vor allem die eine, daß wir doch als Familie alle sehr zusammengehören. Nur um uns kurz darauf wieder auf den Senkel zu gehen.

Eine komische Sache ist das, dieses Vermissen.

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