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Mama muss nicht alles mitmachen – Standard, Must-have, Mode oder Hype?

Chaos im Wohnzimmer - die Treppenstühle liegen aus Sicherheitsgründen momentan oft seitlich auf dem Boden

Kaum hielt ich den ersten positiven Schwangerschaftstest in den Händen, musste ich mich fortan nicht nur immer wieder mit völlig unbekannten Themen auseinandersetzen, sondern auch in meine neue Rolle hineinfinden.
Was für eine Mutter bin ich?
Was für eine Mutter möchte ich sein?
Was passt zu mir?
Was gefällt mir gar nicht?

Oft fühlte ich mich unsicher, so viel Neues gab es kennenzulernen, zu jedem Thema gibt es unzählige Informationen und Erfahrungsberichte – oft wusste und weiss ich gar nicht, wo ich anfangen soll. So viele Entscheidungen fällte ich bewußt, aber mindestens genauso viele auch unbewusst. So viel probiere ich aus, verwerfe oder verbessere ich.
Was ist für mich davon wichtig? Was ist für mich davon richtig?

Ein ganz neuer Teil meiner Persönlichkeit entstand und ist in ständigem Wandel – auch durch die Zeit, die ich mit anderen Müttern zusammen verbrachte und verbringe. Im gewachsenen Freundeskreis, meinem eigenen und dem des Vaters. In zufällig zusammengwürfelten Gruppen im Geburtsvorbereitungskurs, im Krankenhauszimmer, im Rückbildungskurs, beim Pekip oder beim Babyschwimmen. Aber auch online im Elternforum, als Bloggerin, bei Twitter oder bei Instagram; das ist meine selbstgewählte Internet- Filterbubble, mein Online- Elternclan. Dazu kommen Erfahrungen als Kind mit der eigenen Mutter und meine nun veränderte Sichtweise, weil ich selbst Mutter geworden bin.

Online wie offline bekomme ich so jede Menge Input und gleichzeitig ein gewisses Maß an Orientierung, andererseits komme ich mir manchmal vor wie auf einem riesigen Pausenhof:
Da werden (virtuelle) Grüppchen gebildet, da wird zusammen erzählt und gelacht, aber auch beäugt und gelästert.
Es wird vorgemacht, nachgemacht und mitgemacht.
Bestätigung und Rückversicherung werden gesucht und gegeben.

Wie auch auf dem Schulhof gibt es immer welche, deren Meinung etwas mehr zählt. Die Vorreiter, die Anführer, denen plötzlich viele etwas nachmachen.
Zu ihnen gibt es früher oder später aber auch immer die Gegenposition, wobei die Anonymität des Internets bzw. der nur indirekte Austausch über Bildschirm und Tastatur jedoch manche auch weiter gehen lassen: es wird mit Worten angegriffen, verletzt und nieder gemacht; der Begriff „Mommy wars“ kam mir in diesem Zusammenhang erstmalig unter.

Daneben gibt es aber auch die Aussenseiter, die mehr ihr eigenes Ding machen, aber dennoch irgendwie zum Verband dazugehören.

Es gibt die Spezialisten, die sich (aus welchen Gründen auch immer) zu einem Thema besonders viel Fachwissen angeeignet haben und ihre Meinung manchmal auch besonders laut vertreten. Beliebte Themengebiete, die immer wieder diskutiert werden: Flasche, Stillen, Abstillen? | vorwärts oder rückwärts gerichteter Kinderautositz? | gekaufte, selbst gekochte oder gar breifreie Beikost? | Wegwerfwindeln, Stoffwindeln, komplett windelfrei? usw und so fort.

Komplizierend dazu bewege ich mich in verschiedenen Kreisen (Freunde, Familie, Blog, Forum, etc pp), in denen ich dann auch verschiedene Positionen einnehme.

Doch zentrale Frage ist und bleibt für mich: Wie und wer möchte ich als Mutter sein? Zum Glück habe ich Zugang zu vielerlei Informationen und weiss um diese Gruppendynamik, so dass ich immer noch wählen kann:
Will ich diese Mode jetzt überhaupt mitmachen?
Ist das ein Must-have oder nur ein Hype, der bald vom nächsten abgelöst wird? Ändere ich nur meine Meinung bzgl. einer einzigen Sache oder vielleicht sogar einen Teil meiner Lebenseinstellung?

Denn so schön dieser Pausenhof auch ist, irgendwann ist die Schule aus und ich gehe nach hause – heim zu meinen Kindern, heim in meinen eigenen Familienkreis. Dort kommt es auf mich als Mutter an, nirgendwo sonst.
Daher halte ich mich inzwischen aus einigen Sachen einfach heraus bzw. manchmal fehlt auch einfach die Zeit.
„Was wichtig ist, kommt wieder“ hörte ich einmal.
Unsicher bin ich bei einigen Sachen immer noch, aber im Gegensatz zu früher finde es nicht mehr schlimm.


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