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Geschwister

Letztes Wochenende habe ich mich mit meinen beiden Geschwistern getroffen.

Mein Bruder hat mit seiner Frau vor 3 Monaten ebenfalls Nachwuchs bekommen, meine Schwester ist erst Anfang 20 und steckt mitten im Studium.

Bei unseren Treffen fällt mir immer wieder auf, wie wenig wir doch voneinander wissen. Was den anderen gerade beschäftigt, womit er hadert. Worüber er sich freut bekommt man noch noch am ehesten mit- über Telefonate mit der Mutter oder über andere soziale Netzwerke. Und auch wenn wir uns eigentlich gar nicht [mehr] richtig kennen, empfinde ich immer ein tiefes Gefühl von Verbundenheit. Gewisse Gewohnheiten beim anderen, die sich nie verändern. Gemeinsamkeiten entdecken. Vertrauen. Früher waren die Geschwister einfach nur „da“, man kam mal besser und mal schlechter mit ihnen aus, mal wünschte man sie auch zum Teufel. Heute verabreden wir uns bewußt, um halbwegs in Ruhe Zeit miteinander verbringen zu können und nicht wie auf den sonstigen großfamiliären Geburtstagskaffeetreffen nur zu einem „Hallo! Alles gut? Steht dir super!“ zu kommen.

Wie unterschiedlich auch die Erlebnisse in der Kindheit wahrgenommen werden. Die kleine Schwester als sehr später Nachzügler hat vieles gar nicht miterleben können, was uns drei bzw. zwei Großen so gemeinsam verbindet. Umgekehrt hat sie unsere Eltern und auch den einen Bruder ganz anders kennengelernt als wir anderen zwei. Denn einer fehlt in der Runde. Dieser eine Bruder hat vor einigen Jahren scheinbar keinen Grund mehr gesehen, welcher ihn auf unserer Welt hätte halten können – und doch ist er immer noch mit dabei. Er war Auslöser, uns als eine solche Runde zu treffen. Anfangs war er ein großes Gesprächsthema, inzwischen eher selten. Dennoch denken wir wohl alle recht ähnlich. Wir Eltern fragen uns nun, wie er so als Onkel gewesen wäre. Ich stelle ihn mir als den „bösen“ Onkel vor, der mit den Kindern wohl lauter verrücktes Zeugs angestellt hätte, was wir Eltern wohl nie gemacht hätten. In Motorradkluft mit ihnen auf den Spielplatz gehen, auf dem Garagenhof etwas zusammenschrauben und sich so richtig dabei dreckig machen oder ihnen später anbieten, den doofen Kevin/ Justin/ irgendwas mal etwas Angst zu machen, damit er Nichte/ Neffe zum letzten Mal geärgert hat.

Geschwister kann man sich nicht aussuchen.

Aber ich bin verdammt glücklich, diese beiden tollen Menschen als Geschwister zu haben und wünsche mir so sehr, dass meine Kinder später einmal von ihrem Bruder/ ihrer Schwester genauso denken.

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