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Karussell fahren

Mit einem Ende November geborenen Kind nützt einem der tollste Betreuungsanspruch so gar nüscht, wenn die Kitas mit der Stichtagsregelung 01.August arbeiten und die Plätze auch dann belegt werden müssen. Demnach gilt unser Mini-M für das gerade begonnene KiTa- Jahr als U1. Und nächstes Jahr immer noch U2. Solche Plätze sind hier in der Stadt rar wenn nicht sogar exotisch. Doch mein Elterngeld wird am 1. Geburtstag enden und nur vom Einkommen des Doppel-Ms können wir nicht leben und will ich auch nicht leben. Ich möchte einerseits etwas beisteuern (zumal er ja mit dem Tochterkind gar nicht verwandt ist), andererseits macht mir mein Job bzw. der Job in meinem Büro unheimlich viel Spaß. Der Kontakt zu anderen Erwachsenen, zu Kollegen und Geschäftspartnern sowie die Anerkennung für meine Arbeit ist selbstverständlich auch nicht außer Acht zu lassen. Weil ich das mit dem doofen Stichtag für mein Novemberkind schon befürchtet hatte und ich hier in der Stadt die Betreuungssituation als Neuzugezogene überhaupt nicht einschätzen konnte, hatte ich wohlweislich 2 Jahre Elternzeit eingereicht mit dem Zusatz, eigentlich viel früher wieder einsteigen zu wollen, wenn sich eine geeignete Betreuung gefunden hat.

Da sich aber vor einigen Monaten der Info- Termin bei der Stadt und erste Telefonate mit Kitas als ziemlich ernüchternd herausstellten („Also U1 haben wir nur 2 Plätze, U3 geht erst ab 2014, aber da ist ihr Sohn ja eigentlich noch U2… Also einen Platz kann ich Ihnen zum 01.08.2015 wahrscheinlich recht sicher anbieten“ oder auch: „Sind sie noch sehr jung? In Ausbildung? Alleinerziehend? Andere Härtefallkriterien? Nein? Also dann siehts ganz schlecht aus…“) bleibt also wieder „nur“ die Lösung Tagesmutter.
Für mich persönlich keine schlechte Wahl, habe ich doch schon beim Tochterkind mit einer Betreuung im häuslichen Umfeld und zusammen mit anderen Kindern U3 gute Erfahrung gemacht. Hier in der Stadt werden seit dem 01.August 20h/Woche immer bezuschusst, für alles darüber muss man Arbeitsstunden und Fahrtweg nachweisen. Die KiTas mit U3- Betreuung wären auch alle nicht ums Eck und daher wäre ich schon bereit, die Mehrkosten für eine Tagespflege zu tragen, wenn sie wesentlich besser erreichbar ist.

Nachdem ich das Thema lange zu verdrängen versuchte und der Gedanke selber Tagesmutter zu werden durch ein paar Telefonate mit dem Amt sowie einigen Sitzungen mit dem Taschenrechner verworfen wurde, habe ich nun Kontakt zu meiner alten Arbeitsstelle aufgenommen und auch Tagesmütter in der näheren Umgebung gesucht.
Zu weit weg darf es nicht sein, weil wir nur ein Auto haben und das Mini-M (oder das Tochterkind) ggf. mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gebracht werden müssen (bei Regen oder Schnee so gar kein Spaß)
Die Betreuungstage und -zeiten müssen auch passen, sonst klappt es nicht mit meiner Pendelei zum Arbeitsplatz in der Nachbarstadt.
Zu teuer darf es sowieso nicht sein, sonst arbeite ich nur für die Betreuung (und ein bisschen für meine Rentenkasse) und für den Haushalt bleiben nur ein paar Euro über
Und dann soll ja auch noch die Chemie zur TaMu (und ihre zu uns) und die Wohnung/ das Haus passen.

Das Betreuungskarussell nimmt also langsam Fahrt auf.

Allerdings wieder ins Blaue hinein, da sich mein Chef im Moment auf ein ungefähres Wiedereinstiegsdatum und den möglichen Stundenumfang nicht festlegen kann oder will, weil mal wieder „einige Projekte in der Schwebe hängen und noch nicht sicher sind. Aber wenn, dann natürlich gerne.“
Fast das gleiche Spiel wie beim Tochterkind damals. Bittedanke, damit kann ich jetzt sehr viel anfangen.

Eine erste Tagesmutter haben wir nun kennengelernt. Erreichbarkeit ist okay, die örtlichen Gegebenheiten sind auch so wie wir uns das vorstellen und die TaMu selbst macht einen sympathischen und kompetenten Eindruck. Haken: sie nimmt nur Kinder mit mindestens 30h/Woche. Kann ich gut verstehen, es rechnet sich sonst kaum und für die Kinder ist eine Regelmäßigkeit auch ganz gut.
Im Umkehrschluss hiesse das für mich, ich müsste mit 25h/Woche wieder einsteigen – 3 ganze Tage arbeiten und 2 komplett frei fände ich super. Aber ob sich mein Chef darauf festlegen mag? Im Moment ja so gar nicht. Weiterer Haken: der TaMu- Platz ist ab Dezember frei. Bis maximal Januar würde sie überbrücken können, sie fand uns nämlich wohl auch sehr nett.

Mein Plan sieht nun so aus, dass wir noch die anderen beiden TaMus in der Nähe antesten (sofern sie überhaupt noch Platz haben) und je nachdem, was mir mein Chef ab wann anbieten kann, ich mir ggf bis zum Ende der Elternzeit woanders etwas suchen muss. Auch wenn ich das eigentlich gar nicht will. Also wieder
– Bewerbungsunterlagen aktualisieren
– neues Foto machen
– Projektliste ergänzen
– ein Zwischenzeugnis einfordern
– Bescheinigungen ausstellen lassen, dass sie mir momentan nichts sicher anbieten können und ich aber woanders im Rahmen der Elternzeit arbeiten darf
– rechtzeitig alles 3 Monate vorher beim Jobcenter einreichen (und hoffentlich nicht wieder das ElternzeitG erklären müssen)
– Stellenausschreibungen durchforsten
– Bewerbungen schreiben

Zum Betreuungskarussell nun auch wieder Jobkarussell. So langsam wird mir etwas schwindelig. Einige Male hatte ich bereits angesetzt, über dieses Thema hier zu schreiben, aber gab es immer wieder auf. Nun habe ich zumindest eine Idee und ein gutes Gefühl dabei. Das Mini-M ist 9 1/2 Monate alt – beim Tochterkind hatte ich damals zum gleichen Zeitpunkt richtig Bauchschmerzen, sie mit etwas über einem Jahr „weggeben“ zu müssen. Aber inzwischen weiss ich ja, wieviel sich bei ihm in diesen drei, vier nächsten Monaten wahrscheinlich tun wird und dass ich dann wohl mit einem kleinen Jungen an der Hand durch den Schnee stapfe. Er wird dann definitiv kein Baby mehr sein und sich freuen, andere Kameraden zum Spielen zu haben. Daruber hinaus sind die Arbeitszeiten des Mannes auch etwas betreuungsfreundlicher.

Dennoch wünsche ich mir manchmal, ich hätte einen Beruf [gelernt], bei dem sich beides viel besser miteinander vereinbaren lässt. Beim Amt oder in der Schule oder so… aber das würde dann wohl auch nur halb so viel Spass machen.
Da beisst sich die Katze in den Schwanz.
Karussell eben.


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